Mittelmeer und Adria als großes Ferienziel, doch vorher muss man von Bayern aus über die Alpen – und das bedeutet häufig lange Staus.
Mittelmeer und Adria als großes Ferienziel, doch vorher muss man von Bayern aus über die Alpen – und das bedeutet häufig lange Staus.
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Mittelmeer und Adria als großes Ferienziel, doch vorher muss man von Bayern aus über die Alpen – und das bedeutet häufig lange Staus.
Bildrechte: Picture Alliance/dpa, Sylvia Bentele (Collage: BR24)
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Mittelmeer und Adria als großes Ferienziel, doch vorher muss man von Bayern aus über die Alpen – und das bedeutet häufig lange Staus.

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Nadelöhr Brenner: Wie kommt man ohne Stau nach Italien?

Nadelöhr Brenner: Wie kommt man ohne Stau nach Italien?

Vor dem Urlaub kommt das Warten. Wer in den Süden will, steht auf dem Weg dorthin meist im Stau. Lösungsideen gibt es. Der Brenner-Basistunnel bringt aber wohl keine schnelle Wende – außerdem streiten die Länder über ein neues LKW-Management.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Der Brennerpass ist die meistbefahrene Nord-Süd-Verbindung Europas. Das Problem: Die Strecke ist ein Nadelöhr, seit Jahrzehnten sind die Autobahnen überlastet. Die Folge: Blockabfertigungen für LKW, die zu stundenlangen Wartezeiten führen, und PKW-Kolonnen in der Urlaubssaison. Was also tun, um staufrei und nervenschonend über die Alpen zu kommen?

Mit dem Zug über die Alpen

Für Harry Wagner, Mobilitätsforscher von der Technischen Hochschule Ingolstadt, sähe die Traumlösung so aus: Mit dem Zug in Richtung Urlaubsort reisen, plus "Anschlussmobilität". Also: Vor Ort ein gut ausgebautes Netz aus "Carsharing, Shuttle-Services, die mich zum Hotel bringen". Mit einem gut ausgebauten Bahn- und Busverkehr vor Ort, könnte der Urlaub ohne Auto und damit ohne Stau funktionieren, so seine Überzeugung.

Allerdings ist Bahnfahren oftmals teuer, gerade bei kurzfristiger Buchung. Züge sind an beliebten Reisetagen zudem schnell ausgebucht und überfüllt. Das liegt vor allem daran, dass nur eine begrenzte Anzahl über die Alpen fährt, weil die Strecke in den meisten Abschnitten zweigleisig ist. Die Gleise werden vom Fern-, vom Nah- sowie vom Güterverkehr genutzt. Die Kapazitäten für einen dichteren Takt reichen nicht aus.

Brenner-Basistunnel: Mehr Güter auf die Schiene

Seit 2007 bauen Österreich und Italien am Brenner-Basistunnel: Auf insgesamt 64 Kilometern sollen Personen- und Güterzüge durch die Alpen fahren. Markus Büchler von den Landtagsgrünen spricht von einer "Entlastung für den Alpentransit".

Der Tunnel könnte die Kapazitäten "deutlich erhöhen", sagt Mobilitätsforscher Wagner. Zwischen 20 und 50 Prozent der Güter, die jetzt auf der Straße transportiert werden, könnten künftig über die Schiene laufen, so Studien. Zusätzlich auch mehr Personenzüge. Die Folge wäre weniger Stau auf der Straße.

Sollte allerdings, wie lange Zeit vorausgesagt, der Warenverkehr und auch die individuelle Mobilität kontinuierlich ansteigen, würde der neue Tunnel gerade mal das kompensieren, "was wir an Wachstum haben", so Wagner. Grünen-Politiker Büchler dagegen vermutet, dass die Spitze erreicht ist.

Viel hängt vom Brenner-Nordzulauf ab

Der Brenner-Basistunnel soll 2032 fertig sein, frühestens. Doch, dass er Entlastung auf Bayerns Straßen bringt, ist erst einmal nicht zu erwarten. "Die Bundesregierungen der letzten Jahrzehnte haben es verbockt", sagt Verkehrspolitiker Büchler. Der Grund: Für den Nordzulauf zum Tunnel – sprich für Bahnstrecke in Bayern durchs Inntal – gibt es noch nicht einmal einen Beschluss.

Zwar hat sich die Bahn inzwischen auf eine Trasse festgelegt, der Bundestag hat darüber bislang noch nicht entschieden. Der Nordzulauf ist vor Ort ein Politikum voller Emotionen. Viele Anwohner wollen keine gigantische Baustelle vor ihrer Haustür und fordern, das bestehende Streckennetz zu ertüchtigen, andere Trassen zu finden oder mehr Tunnels einzuplanen. Letzteres würde das Projekt noch einmal verteuern.

Bis der Bundestag das mindestens zehn Milliarden Euro teure Projekt beschließt, und Gerichte über zu erwartende Klagen entscheiden, dürften Jahre vergehen. Sollte der Nordzulauf gebaut werden, wird die Strecke wohl nicht vor 2040 fertig sein.

Slot-System als mittelfristige Lösung

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, CSU, hat erst kürzlich vor einem "Verkehrsinfarkt" am Brenner gewarnt. Zahlreiche Brückensanierungen und damit Baustellen stehen an. Die Luegbrücke, an der seit diesem Jahr gebaut wird, ist nur der Anfang.

Seit zwei Jahren nun gibt es die Idee für ein Slot-System für LKW. Spediteure sollen für ihre Fahrzeuge Zeitfenster reservieren, in denen sie die Brennerroute passieren dürfen. Aus Sicht von Mobilitätsforscher Wagner könnte das Verkehrsspitzen abbauen. Doch das Slot-System sieht ein Abkommen der Nationalstaaten vor. Die sind sich in Detailfragen uneinig: Während Österreich erreichen will, dass insgesamt weniger LKW das Inntal durchqueren, wünscht sich Italien mehr Transit, um die heimische Wirtschaft zu stärken.

Auch bayerische Spediteure haben Vorbehalte. Sie fürchten lange Wartezeiten im Inntal. Schon jetzt würden Parkplätze nicht ausreichen, sagt etwa Georg Dettendorfer, Spediteur und Vizepräsident der IHK München und Oberbayern.

Wie komme ich ohne Stau über den Brenner?

Die gute Nachricht für Urlauber: An stauträchtigen Feriensamstagen gilt ein LKW-Fahrverbot am Brenner. Auf der Luegbrücke soll der Betrieb trotz Baustelle in beide Richtungen zweispurig laufen. Stau kann es trotzdem geben.

Dem entgehen kann vor allem, wer früh losfährt. "Um 5 Uhr früh am Brenner sein", empfiehlt Alexander Greipl vom ADAC Südbayern. Oder aber auf den Sonntag oder einen anderen Wochentag ausweichen.

LKW-Fahrern hingegen droht nach dem Fahrverbot an den Wochenenden immer wieder montags die Blockabfertigung – und damit stundenlanges Warten.

Dieser Artikel ist erstmals am 31.7.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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