Die Sommerferien nahen und Hunderttausende Menschen aus Bayern und Baden-Württemberg werden auf dem Weg in den Süden im Stau stehen. Nichts Neues – doch dieses Jahr droht besonders schlimm zu werden: Denn am Brenner wird gebaut. Wer trotzdem an Gardasee und Adria oder in die Hügel der Toskana will, muss das Nadelöhr überwinden. Wie schlimm es wird und welche Tricks helfen? Ein Gespräch mit Alexander Kreipl vom ADAC Südbayern.
Problemstelle Luegbrücke
Die gute Nachricht zuerst: Die große Baustelle auf der Tauernautobahn, an der es sich in den Pfingstferien noch massiv gestaut hatte, ist abgeschlossen. "Das nimmt viel Druck raus", sagt Kreipl. Bleibt der Brenner als großes Thema, denn auf der österreichischen Seite wird gebaut. Die 1,8 Kilometer lange Luegbrücke muss erneuert werden. "Das ist auf jeden Fall das größte Nadelöhr."
Zwar soll die Luegbrücke den ganzen August und September zweispurig befahrbar sein, doch es bleibt eng. Und weil der Schwerverkehr zur Entlastung des in die Jahre gekommenen Bauwerks nur auf den inneren, linken Spuren fahren darf, müssen Lkw und Pkw vor der Brücke die Spuren tauschen.
All das hat Potenzial für Staus. "Es reichen kleine Störungen, um das ganze System massiv zu beeinträchtigen", sagt Kreipl. "Auf jeden Fall sollte man eine große Portion Geduld einpacken und mit ordentlich Zeitpuffer planen."
Samstag als Reisetag vermeiden
"Wer kann, sollte den Samstag als Reisetag vermeiden", sagt Kreipl. "Es ist immer noch so, dass viele Menschen am Samstag ankommen müssen – und entsprechend voll ist es auf der Straße." Das gleiche auch das Lkw-Fahrverbot am Wochenende nicht aus.
Am Sonntag sieht es schon besser aus – "aber das ist kein Freibrief". Die höchsten Chancen, durchzukommen, habe man aber unter der Woche – "auch wenn dann Lkw fahren, weil es sich besser über den Tag verteilt".
Früher Start? "Schon lange kein Geheimtipp mehr"
"Morgens um 3.00 Uhr loszufahren ist schon lange kein Geheimtipp mehr", sagt Kreipl. "An vielen Reisetagen ist schon um 7.00 Uhr viel Verkehr am Brenner."
Helfen könne der Frühstart aber durchaus – schlicht, weil es dann unwahrscheinlicher ist, dass es schon Störungen zum Beispiel durch Unfälle gegeben hat. "Es kommt aber auch darauf an, wo man startet", sagt der Experte. Aus dem Süden sei es einfach leichter, vor die Welle zu kommen, als wenn es in Würzburg losgeht.
ADAC-Experte: Keine Hauptreisezeit ohne Stau
Kreipls Urteil zu Nebenstrecken ist eindeutig. "Der Reschenpass ergibt keinen Sinn, da wird auch gebaut und grundsätzlich sind die Nebenstrecken und Umfahrungen noch schneller dicht als die Autobahnen, weil sie eine viel niedrigere Kapazität haben."
Das gelte oft auch dann, wenn das Navi zur Umfahrung rate, warnt er. "Das sehen dann nämlich die anderen Autofahrer auch und schon staut es sich an der ersten Ampel."
Die ganz große Umfahrung – also beispielsweise Tauern- statt Brennerautobahn – ist laut Kreipl nur eine Option für Extremfälle. "Wenn wegen eines Unfalls bis zum Abend gesperrt ist, kann sich das rentieren", sagt er.
Ansonsten müsse man einfach akzeptieren: "Die Wahrscheinlichkeit, in der Hauptreisezeit ohne Stau durchzukommen, ist gering. Und wenn man schon damit rechnet, ist es dann halb so schlimm, wenn es passiert."
Echtzeitinfos zur Einschätzung der Verkehrslage
Wer sich zudem schon ansehen will, was auf ihn zukommt, kann das bei der österreichischen Autobahnen- und Schnellstrassen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft (ASFINAG) – dort gibt es Echtzeitinfos inklusive Webcambildern zu Brennerautobahn und Luegbrücke.
Mit Informationen von dpa
Im Video (vom 16.07.25): Reisewelle - Mehr Schutz für Anwohner?
Sommerferien: Es kommt zu kilometerlangen Staus – ärgerlich für Autofahrer, belastend für Anwohner von Ausweichrouten.
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