An der Isar in München stehen viele Müllkörbe und Container. An einem schönen Wochenende fallen knapp 4 Mio. Tonnen Müll allein an der Isar an.
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An der Isar in München stehen viele Müllkörbe und Container. An einem schönen Wochenende fallen knapp 4 Mio. Tonnen Müll allein an der Isar an.

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"Nicht in die Natur werfen": Bayerns Städte kämpfen gegen Müll

"Nicht in die Natur werfen": Bayerns Städte kämpfen gegen Müll

Ist das Wetter schön, strömen die Leute ins Grüne. In den Städten sind dann Parks und Wiesen an Flüssen und Seen voll. Die Kehrseite: Es wird immer mehr Müll auf den Grünflächen hinterlassen. Bayerns Städte kämpfen dagegen an – mit innovativen Ideen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Feiern an der Isar ist beliebt in München. Ob Abifeiern, das Bier am Abend mit Freunden oder als Paar romantisch dem Wasserplätschern lauschen. Vor allem junge Menschen sitzen an der Isar auf der Wiese oder auf den Steinen direkt am Ufer. Am Wochenende ist es meist ein lautstarkes Gewusel. Und überall liegt Müll herum: Flaschen, Plastikverpackungen, Kronkorken, Zigarettenkippen. Dabei stehen alle paar Meter große Mülleimer und Container.

Müll ins Grüne werfen: Isarbesucher haben kein Verständnis

Fragt man die jungen Leute an der Isar, wie sie es mit dem Müll halten, ist die Antwort: "Wir nehmen es mit, werfen es in den Abfalleimer." Sie haben kein Verständnis für die Müllsünder. "Das ist schlimm", sagt eine junge Frau. "Die sowas machen, haben keine Verantwortung." Es sei einfach schade, findet ein junger Mann. "Das ist hier so ein schöner Ort. Das würde man sich anders wünschen."

Eine andere Isar-Besucherin sucht nach einer Erklärung für den herumliegenden Müll. "Manchmal sind die Mülleimer gar nicht als solche zu erkennen. Das sind oft große Container. Vielleicht verstehen einige nicht, dass man da seinen Müll reinschmeißen kann?" Das lässt ihre Freundin nicht gelten. "Selbst wenn ich nicht weiß, wohin mit dem Müll, muss ich ihn doch nicht in die Natur werfen!"

München: Viel Verpackungsmüll in Grünanlagen

Die Landeshauptstadt zählt zu den saubersten Städten der Welt. Trotzdem kämpft München mit viel Müll im Grünen. Allein an der Isar fallen an einem schönen Wochenende im Schnitt knapp vier Tonnen Müll an, teilt das zuständige Baureferat der Stadt München mit.

Während der Hauptsaison reinigt eine Spezialfirma im Auftrag der Stadt die Isarufer auf einer Länge von acht Kilometern mehrmals in der Woche, zum Teil sogar täglich. Insgesamt sammelt die städtische Reinigung knapp sechs Tausend Tonnen Kehricht im Jahr ein. Das sind täglich rund 25 Tonnen Müll.

München bekommt Müllsheriffs

Seit Corona boome der Plastik- und Verpackungsmüll in Münchens Grünanlagen, ärgert sich SPD-Stadträtin Julia Schmitt-Thiel. Die klima- und umweltpolitische Sprecherin ihrer Fraktion appelliert an Einheimische und Besucher, ihren Müll einzusammeln.

Aber dabei soll es nicht bleiben. München hat dem Müll in Parks, auf Plätzen und Wiesen den Kampf angesagt – und hat nun einen Plan. Neben Info-Kampagnen und noch mehr Mülleimern werden zukünftig Müllsheriffs an der Isar unterwegs sein, um für Ordnung und Sauberkeit zu sorgen. "Sie sollen mit den Menschen, die dort feiern, sprechen, sie auf den Müll aufmerksam machen und notfalls auch Bußgelder verhängen", erklärt SPD-Stadträtin Schmitt-Thiel.

Mehr Müll in Augsburg, Erlangen, Passau, Würzburg, Regensburg

München ist kein Einzelfall. Viele Städte in Bayern haben ein Müllproblem, so auch Augsburg, Erlangen, Passau, Würzburg und Regensburg. In der Fuggerstadt hat das Müllaufkommen in den vergangenen Jahren um knapp zehn Prozent zugenommen. 2023 sind mehr als 290 Tonnen Restmüll in den Grünanlagen, auf Spielplätzen und in Naherholungsgebieten angefallen, teilt die Stadt Augsburg mit. Entsprechend sind die Kosten dafür gestiegen. Zuletzt beliefen sie sich auf knapp 63.000 Euro.

Erlangen meldet auf BR24-Anfrage: Die Müllmenge hat seit Corona merklich zugenommen und ist seitdem auf einem erhöhten Niveau geblieben. "Leider wird der Müll nicht nur in den Abfallbehältern entsorgt, sondern wird auch verteilt auf die Anlagen. To-Go-Packungen verstopfen die Mülleimer sehr schnell", schreibt eine Stadtsprecherin. Oft werde der Müll dann auch noch von Krähen und anderen Vögeln verteilt.

Neue Konzepte und Aktionen gegen Müll auf Grünflächen

In Passau fallen in der Woche rund zwölf Tonnen Müll an. Auch hier ist die Müllmenge seit der Pandemie gestiegen. In der Zeit sind die Leute auf den Geschmack gekommen, ihre Freizeit in öffentlichen Grünanlagen zu verbringen. Die Stadt Passau befasst sich aktuell mit dem Aufbau einer nachhaltigen Abfallwirtschaft. Dazu gehören weitere Standorte für Abfalleimer, neue Müllkonzepte zum Beispiel für Pizzakartons und die Bevölkerung für das Müllproblem sensibilisieren mit Info-Kampagnen und Aufklärungsarbeit.

In Würzburg lag die jährliche Müllmenge lange Zeit bei rund 135 Tonnen. Im Jahr 2020, als Corona ausbrach, stieg sie sprunghaft auf 170 Tonnen an und ist seitdem sogar noch weiter gestiegen. Die Stadt sucht deshalb nach Lösungen. So haben im Herbst vergangenen Jahres die Stadtreiniger einen Testlauf in der Innenstadt mit Pfandringen an Abfallbehältern gestartet. Außerdem stehen Sammelbehälter für Pfandflaschen bereit.

Mit Aktionen wie "Sauber beinand" und "Fair feiern" wurde die Öffentlichkeit in Regensburg in den letzten Jahren immer wieder sensibilisiert, rücksichtsvoll mit dem öffentlichen Grün in der Stadt umzugehen. Dennoch ist immer noch zu viel Verpackungsmüll im Umlauf, teilt eine Sprecherin mit. Die Stadt hat große Müllbehälter und Glascontainer aufgestellt, auch spezielle Boxen für Pizza-Schachteln, damit die regulären Mülleimer nicht verstopft werden. Grundsätzlich werden die öffentlichen Grünanlagen zweimal pro Woche, in der Sommer-Hochsaison viermal pro Woche vom Müll befreit.

Positive Beispiele: Weniger Müll in Bayreuth und Nürnberg

Bayernweit sind laut Landesamt für Statistik im Jahr 2022 knapp 6,2 Millionen Tonnen Rest- und Verpackungsmüll angefallen. Dazu gehört auch der Müll aus Parks, von Wiesen und Plätzen. Damit ist die Müllmenge insgesamt in Bayern im Vergleich zu den Vorjahren gesunken. (2019: 6,4 Mio. Tonnen, 2020: 6,6 Mio. Tonnen, 2021: 6,7). Dazu zählen auch ländliche Regionen.

Aber auch zwei Städte melden einen Müllrückgang wie Bayreuth und Nürnberg. Hier ist die Müllmenge in Grünanlagen 2023 zurückgegangen. Wie haben sie das geschafft? Mit einer Info-Kampagne, viel Aufklärungsarbeit und einem langen Atem, so die Antwort von Nürnbergs Stadtsprecher André Winkel. "Wir stellen nicht nur zusätzliche Papierkörbe auf, sondern sensibilisieren die Menschen auch durch Plakat-Aktionen und rufen dazu auf, Müll zu vermeiden oder eben den Müll da hinzuschmeißen, wo er hingehört: in den Abfalleimer."

Weniger Müll in Grünanlagen von Bayerns Städten: Es könnte so einfach sein, denn es gibt mittlerweile viele innovative Müllkonzepte. Behälter für Zigarettenkippen, Sammelboxen für Pizzakartons, Mülleimer mit einer Presse, um Verpackungen ganz klein zusammenzudrücken, oder Gitterkörbe für Pfandflaschen. Man muss sie nur nutzen.

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