Mit schwerem Gerät geht es in Nürnberg der großen Hafenbrücke an den Kragen. Mit viel Mühe kämpfen sich die Bauarbeiter mit dem Bagger durch Tonnen aus Beton und Stahl. Das marode Bauwerk wurde bereits in eine Fahrtrichtung abgerissen, jetzt haben die Aufräumarbeiten begonnen. Dabei geht es allerdings nicht nur um die reine Entsorgung.
In welchem Zustand ist der Spannstahl?
Inmitten des Schutts wirft Brückenbau-Ingenieur Christoph Miller vom Servicebetrieb Öffentlicher Raum der Stadt Nürnberg einen genauen Blick auf die Trümmer. "Das kommt bei uns natürlich auch eher selten vor, dass wir diese Rückbau-Bereiche so genau inspizieren, aber das hat hier einen besonderen Grund. Wir interessieren uns vorwiegend für den Spannstahl."
Denn diesen Stahl sollen Materialforscher in Berlin nun genauer unter die Lupe nehmen. Der in der Nürnberger Hafenbrücke verbaute Spannstahl ist laut Christoph Miller nicht ganz unproblematisch. Spätestens mit dem teilweisen Einsturz der Carolabrücke in Dresden im September 2024 sind die Risiken mehr als deutlich geworden. Der Stahl ist, so heißt es im Fachjargon, spannungsrisskorrosionsgefährdet. Das heißt, er kann versagen, ohne dass man es von außen sieht.
Anfälliger Spannstahl: Wie gefährdet sind Brücken?
Bei seiner Suche nach geeigneten Untersuchungsobjekten hat es Ingenieur Miller auf ganz besondere Teile der abgerissenen Brücke abgesehen. "Stellen, die für uns relevant sind, aus der Feldmitte, über dem Bereich der Stütze, also die, die am höchsten belastet sind." Dort können die Experten schauen, in welchem Zustand die am höchsten belasteten Stellen sind.
In Nürnberg befinde sich der umstrittene Spannstahl noch in neun weiteren Brücken. Deshalb müssten die Verantwortlichen diese Bauwerke besonders sorgfältig beobachten, so Miller. "Wir tun alles dafür, dass diese Brücken entsprechend geprüft werden, auch in einem engmaschigeren Turnus, um die Sicherheit weiterhin gewährleisten zu können. (...) Wir prüfen mittlerweile zweimal jährlich, das heißt, wir haben den Turnus nochmal reduziert, um sicherzugehen und so entsprechend unserer Pflicht nachzukommen und die Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten."
In spätestens zwei bis drei Monaten erwartet Christoph Miller die ersten Ergebnisse aus Berlin. Entsprechende Erkenntnisse über Tragfähigkeit und Einsturzgefahr könnten für Brücken in ganz Deutschland von Bedeutung sein.
Nürnberger Brückenstahl wird untersucht
Dieser Artikel ist erstmals am 23. April 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!