Symbolbild: Weihnachtstreffen für Singles
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O du fröhliche statt stille Nacht: Weihnachtstreffen für Singles

O du fröhliche statt stille Nacht: Weihnachtstreffen für Singles

Weihnachtsfeiern, Christkindlmarkt, Adventssingen: In der "stillen Zeit" rückt man gern zusammen. Doch viele Menschen sind am Fest ungewollt allein. Das muss aber nicht sein: Es gibt Initiativen, die Menschen an den Feiertagen zusammenbringen.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Auf dem Weihnachtsmarkt in der Münchner Innenstadt geht es gesellig zu: Die Menschen stehen dicht gedrängt mit dampfenden Tassen in den Händen an den Glühweinständen. Wenn man sie fragt, mit wem sie die Weihnachtstage verbringen, dann kommt von fast allen dieselbe Antwort: mit der Familie.

Doch es gibt auch viele Menschen, die mit niemanden feiern können. Eine ältere Frau erzählt, dass sie allein lebt und auch Weihnachten öfters allein gefeiert hat. Ein Mann verbringt die Feiertage ohne seine Familie: "Ich bin kroatischer Staatsbürger, aber ich bin allein hier. Das ist nicht angenehm an Weihnachten, aber was soll ich machen."

"KeinerBleibtAllein" bringt Menschen an Weihnachten zusammen

Auch Christian Fein aus Mannheim hat vor einigen Jahren Heiligabend allein verbracht. Er twitterte darüber und kam mit Menschen in Kontakt, denen es ähnlich ging. Dabei kam dem heute 38-Jährigen der Gedanke: "Was ist, wenn ich diese Menschen zusammenbringe?" Aus dieser Idee entwickelte er vor sechs Jahren das Projekt: "KeinerBleibtAllein". Ein Projekt, das seither großen Anklang findet. Schon mehr als 180.000 Personen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben daran teilgenommen. Im Rekordjahr 2019, vor der Pandemie, meldeten sich 60.000 und fast 40 Prozent konnten vermittelt werden. In diesem Jahr rechnet Christian Fein mit noch mehr Anmeldungen.

Das Prinzip des Projekts ist einfach: Interessierte können sich über den Instagram- oder Facebook-Kanal von "KeinerbleibtAllein" melden. Das können Menschen sein, die Gesellschaft suchen, aber auch Gastgeberinnen und Gastgeber, die jemanden zu Weihnachten oder Silvester einladen möchten. Wichtig ist natürlich, dass der Ort und die Erreichbarkeit vorab geklärt werden. Mögliche Profile, die zueinander passen, werden dann einander vorgestellt und der Rest kann untereinander ausgemacht werden.

Menschen lernen, sich wieder zu öffnen

Christian Fein setzt sich mit einem Team von Ehrenamtlichen dafür ein, dass möglichst viele Menschen für die Feiertage vernetzt werden. Darüber hinaus stellt das Team über Instagram und Facebook auch Informationen zum Thema "Einsamkeit" zusammen und gibt Tipps, wie man am besten damit umgeht. Das bedeutet viel Arbeit, vor allem in der Vorweihnachtszeit: "Das dürften so unter der Woche zwischen 80 bis 100 Stunden sein. Das ist mein kompletter Jahresurlaub, der dabei draufgeht", sagt er. "Aber es ist zu etwas nützlich. Es geht darum, dass man was gegen Einsamkeit unternehmen kann."

Er erzählt, dass die Gründe, warum Menschen einsam sind, vielfältig sind: Junge Erwachsene befinden sich oft in einer Umbruchphase und sind an einen neuen Ort zum Arbeiten oder Studieren gezogen, wo sie noch keine Kontakte haben. Bei Menschen zwischen 30 und 50 kommen dann häufiger Trennungen, Tod von Angehörigen, Umzüge, Arbeitsplatzverlust und chronische Krankheiten hinzu. Doch umso schöner ist es für Christian Fein, wenn er Rückmeldungen von schönen Begegnungen und neuen Freundschaften bekommt, auch wenn es am Anfang vielleicht Überwindung kostet, mit fremden Menschen Weihnachten oder Silvester zu feiern. "Was ich besonders schön finde, dass wir ein halbes Jahr später noch Rückmeldung bekommen haben, dass jemand durch so ein Weihnachts-Treffen wieder gelernt hat, sich anderen Menschen zu öffnen", sagt er.

Gemeinsam statt einsam Weihnachten feiern im Allgäu

Für diejenigen, die weder auf Facebook noch auf Instagram unterwegs sind, aber in der Nähe von Immenstadt im Allgäu leben, gibt es noch eine andere Möglichkeit, den Heiligen Abend nicht allein zu verbringen: Die "Einsamenweihnacht" in Blaichach. Es gibt einen Shuttlebus-Service, ein Drei-Gänge-Menü, eine kleine Bescherung und viele neue Bekanntschaften. Jürgen Metzler hatte mit ein paar Freunden die Idee: "Wir wollten ein schönes Weihnachtsfest für Menschen bereiten, die nicht unbedingt bedürftig sind, sondern einsam. Und da haben wir das quasi vor zehn Jahren ins Leben gerufen."

Mit großem Erfolg. Waren es anfangs 30 Gäste, so erwarten sie in diesem Jahr weit über 200, die gemeinsam feiern wollen. Bis zum 15. Dezember können sich Interessierte unter 0151/159 665 54 noch anmelden. Dank Sponsoren ist alles kostenlos. "Die Stimmung ist immer perfekt", sagt Metzler. "Alle sitzen an einem Tisch und da entwickeln sich dann auch Freundschaften."

Menschen kennenlernen: Möglichkeiten, sich zu vernetzen

Und es gibt noch weitere Möglichkeiten, an den Feiertagen unter Menschen zu kommen. Auch Kirchengemeinden organisieren Feiern, wie zum Beispiel die evangelische Christuskirche München-Neuhausen. Sie lädt ein zur "Weihnachtsfeier (nicht nur) für Alleinstehende" am Nachmittag des 24. Dezember. Wer es lieber digital mag, kann sich auch über Plattformen wie "Meetup", "Meet5" oder "nebenan.de" vernetzen und dort über Weihnachten hinaus verschiedene Veranstaltungen finden.

Wichtig ist auf jeden Fall, dass das Gefühl von Einsamkeit, das an den Feiertagen besonders stark sein kann, ernst genommen wird. Dazu rät auch Christian Fein von "KeinerBleibtAllein". Und auch er hat ein paar Tipps: "Man kann zum Beispiel spazieren gehen oder eine Serie gucken. Man sollte sich in irgendeiner Form eine Struktur schaffen für diese drei Tage", sagt er. "Andernfalls kann diese Einsamkeit eben doch sehr erdrückend werden und deswegen ist es wichtig, dass man in der Zeit vorausschauend gut auf sich achtet."

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