Beamte der Polizei demonstrieren den Einsatz eines "Taser 7".
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Beamte der Polizei demonstrieren den Einsatz eines "Taser 7".

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Polizeieinsatz mit Taser: Was dafür und dagegen spricht

Polizeieinsatz mit Taser: Was dafür und dagegen spricht

Die Diskussion zieht sich seit Jahren: Sollten Polizisten in Bayern Taser dabeihaben? Manche Einheiten tragen sie schon. Angesichts tödlicher Schüsse der Polizei in München wird diskutiert: Auch Streifenbeamte ausrüsten? Was Vor- und Nachteile sind.

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Die tödlichen Polizeischüsse auf eine Frau in einem Münchner Supermarkt haben die Debatte wieder entfesselt: "Warum gibt es eigentlich bei uns keine Taser?", kommentierte BR24-User "Mr.Green" dazu. "Der Polizei fehlt einfach ein geeignetes Abwehrmittel zwischen Pfefferspray und Schusswaffe. Genau diese Lücke schließen die Distanztaser", reagierte "hoaner_er_hoasst".

Thorsten Grimm, stellvertretender Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft Bayern (DPolG), erklärte im BR24live zum Münchner Fall: "Ein Taser hätte vielleicht diese Situation anders lösen können."

Die Gewerkschaft erneuerte ihre Forderung nach einem sogenannten Distanz-Elektroimpulsgerät für jede Streifenwagenbesatzung. "Der Taser hat sich in einem Pilotversuch als guter Lückenschluss zwischen Pfefferspray und Dienstwaffe gezeigt. Deshalb ist es für uns als DPolG Bayern an der Zeit, dass dieser nicht nur für Spezialeinsatzkommando- und Unterstützungskommando-Einheiten sowie geschlossene Einheiten zur Verfügung steht, sondern eben in jedem Streifenwagen im Freistaat einer vorhanden ist", teilte der Landesvorsitzende mit. In Rheinland-Pfalz ist das beispielsweise möglich.

Bayerns Innenministerium: Keine Taser für Streifenbeamte geplant

Bayerns Innenministerium plant die Ausrüstung des Wach- und Streifendienstes der bayerischen Polizei mit Tasern jedoch nicht. "Der Taser ist kein 'Allheilmittel' für gefährliche Einsätze, vor allem wenn Täter mit Schusswaffen oder Messern ein sofortiges Handeln der Polizei erfordern", hieß es am Mittwoch auf BR24-Anfrage. In sehr brenzligen Situationen könne es vorkommen, dass der Taser keine Wirkung hat – etwa wenn die Elektroden die Kleidung nicht durchdringen. Auch lasse der Täter das Messer durch die Muskelverkrampfung nicht zwingend fallen: "Ohne die besondere Schutzausstattung von Spezialeinheiten wäre es nicht möglich, den Täter ohne Eigengefährdung zu entwaffnen."

Derzeit verfüge Bayerns Polizei über rund 230 Taser. Beim Auslösen werden zwei Metallpfeile, die an Drähten hängen, auf die Zielperson abgefeuert. Dringen die Pfeile in die Haut ein, schließt sich ein Stromkreis. Der Stromstoß sorgt dafür, dass das Nervensystem ein paar Sekunden überlastet wird und der Getroffene die Kontrolle über seine Muskeln verliert, erklärt Thomas Deneke, Chefarzt Rhythmologie am Klinikum Nürnberg. In Trainingssituationen schilderten Polizisten der Deutschen Welle (externer Link), dass dies durchaus schmerzhaft sei.

Taser zum Schutz der Polizei – aber nicht für alle Fälle

Gerade wenn Angreifer aggressiv auftreten oder körperlich überlegen sind, wenn übertragbare Krankheiten eine Rolle spielen und mildere Mittel nicht helfen, könne der Taser zum Schutz der Polizisten beitragen, so Befürworter. Nicht verwendet werden dürfen sie gegen Kinder, Schwangere und Menschen mit Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems – wobei hinterfragt wird, wie oft das erkennbar ist.

Laut Innenministerium hat Bayerns Polizei Elektroimpulsgeräte 2023 bei 100 Einsätzen genutzt, darunter 73-mal zur Androhung und 24-mal im Distanzmodus. Dreimal wurden sie im Kontaktmodus eingesetzt, das heißt ähnlich einem Elektroschocker, ohne Pfeilelektroden abzuschießen. Es habe keine Todesfälle oder bleibende Schäden bei den Getroffenen gegeben.

Was kann ein Stromstoß auslösen?

Wegen medizinischer Bedenken sind Taser umstritten. Zwar kommt es am häufigsten zu Hautverletzungen. Jedoch können zum Beispiel Stürze schwere Folgen haben.

"Normalerweise kann ein gesunder Mensch das gut wegstecken", sagt Chefarzt Deneke zum Taser-Einsatz. Bei Personen, die Medikamente genommen haben oder unter Drogen stehen, kann der "zusätzliche hochenergetische Stromstoß Rhythmusstörungen provozieren. Diese sind selten, aber es ist möglich." Komplikationen könnten auch bei Personen mit Vorerkrankungen oder aggressiven Menschen auftreten.

Es sei schwierig, den Tod auf den Taser-Einsatz zurückzuführen, da es keinen speziellen Befund gebe, der nur durch Taser hervorgebracht wird. Auch in Deutschland gab es schon einzelne Todesfälle. Doch bei solchen Fällen werden Taser immer wieder als ein Faktor von mehreren gesehen; der Taser wird als Ursache nicht bestätigt. Aber die Risiken würden unterschätzt, mahnt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Die Befürchtung von Kritikern: Ein häufigerer Einsatz lasse das Risiko für Todesfälle steigen.

Das Problem mit der Distanz

Auch wenn Taser für den Distanzeinsatz geeignet sind, ist die Distanz gleichzeitig ein Problem: Der optimale Abstand zwischen Polizist und Angreifer liegt bei fünf Metern. Untersuchungen zeigen aber (externer Link), dass ein sieben Meter entfernter Täter innerhalb von ein bis zwei Sekunden beim Beamten ist. Deshalb schränkt die Deutsche Polizeigewerkschaft ein: "Es muss immer ein Kollege mit bereits gezogener Waffe zur Absicherung dabeistehen."

Doch die Erfahrung zeigt auch: Allein die Taser-Androhung hat Aggressoren in der Vergangenheit immer wieder abgeschreckt.

Im BR24live (20.08.2024): Tödliche Schüsse auf Frau in München - Was wir wissen

Nach Polizei-Schüssen auf Frau in München: Hätte Taser Situation anders lösen können?
Bildrechte: MünchenTV/TNN/dpa
Videobeitrag

Einsatzkräfte der Polizei vor einem Supermarkt in München-Sendling

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