Umgeben von Schnee, blickt ein Reh durch Äste in einem Wald in Stuttgart-Zuffenhausen hindurch.
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Für junge Bäume kann ein hungriges Reh gefährlich werden - kann die Jagd das Waldsterben also mildern?

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Reheschießen gegen das Waldsterben: Braucht der Forst die Jagd?

Reheschießen gegen das Waldsterben: Braucht der Forst die Jagd?

Nicht nur Hitze und Trockenheit machten den Wäldern in den letzten Jahren zu schaffen, sondern auch hohe Wildbestände. Ein Lösungsansatz: Die Bäume im Klimawandel durch die Jagd entlasten. Tierschützern zufolge tragen Jäger aber eine Mitschuld.

Rund 12.000 Hektar sind im Frankenwald zuletzt auf bayerischer Seite abgestorben, sagt Ralf Straußberger, Waldexperte beim Bund Naturschutz in Bayern (BN). Deutsche Wälder hatten in den vergangenen Jahren etwa mit wenig Regen und hohen Temperaturen zu kämpfen. "Das ist unser Horrorszenario: Der Wald stirbt oben ab und unten wächst nichts nach." Ein Viertel des dortigen Waldes gleiche nun einer Grassteppe. "Auf diesen Kahlflächen wieder einen Wald hinzubekommen, ist äußerst schwierig", sagt Straußberger. Ein Grund dafür: Die hohen Wildbestände.

Durch den Klimawandel müssten unter der Trockenheit leidende Wälder zunehmend mit neuen Baumarten aufgestockt werden, sagt Axel Heiß, Leiter beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Augsburg. Für die jungen Bäume könne ein hungriges Reh aber schnell zur Gefahr werden. "Wir haben so einen großen Bedarf an Waldumbau, dass wir da nicht überall Zäune oder Einzelschutz anbringen können."

Jagddruck kann Tiere in weniger gefährdete Waldgebiete drängen

Durch die Jagd sollen die Wildbestände kontrolliert und junge Bäume vor übermäßigem Wildverbiss geschützt werden. "Wir brauchen einen an den Wald angepassten Wildbestand und da ist die Jagd eine wichtige Unterstützung", sagt Heiß. Auch über die Art, wie man die Jagd ausübt, könne man viel bewirken. So soll es dem Wald helfen, wenn in Bereichen mit vielen jungen Bäumen mehr gejagt wird, der sogenannte Jagddruck dafür in anderen Ecken des Waldes mit älteren Bäumen reduziert wird, so dass die Tiere sich dorthin zurückziehen.

Grund für die zu hohen Wildbestände ist laut Straußberger auch die Klimaerwärmung. "Die Vegetation in den Wäldern hat sich verändert, sie ist wegen der Stickstoffeinträge stickstoffreicher und eiweißreicher geworden." Selbst im Winter fänden sich überall grüne Pflanzen und auch Brombeeren, sagt er. Für die Rehe sei die Nahrungssituation ideal, dadurch vermehrten sie sich auch stärker. "Wir haben dadurch Wildbestände, die mit den Wäldern und der notwendigen Waldverjüngung nicht im Gleichgewicht stehen", meint er.

Intensive Bejagung könnte die Schäden verstärken

Tierschützer kritisieren, dass Jäger gerade in den Wintermonaten durch die Fütterung von Rehen und Hirschen selbst zu den hohen Wildbeständen beitrügen. Das unterbinde die natürliche Selektion im Wald, sagt James Brückner, Leiter des Fachreferats für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. Zudem fehle es an Wölfen, Luchsen oder Bären, die die Wildpopulation auf natürliche Weise eindämmen.

"Das aktuelle Dilemma aus hohen Schalenwildbeständen und geschädigten Wäldern bedarf daher einer Lösung, die Klima- und Naturschutz vereint, aber auch den Tierschutz nicht außer Acht lässt", sagt Brückner. Selbst intensive Bejagung habe in vielen Gebieten den Wildbestand nicht begrenzt. "Die ständige Unruhe durch überlange Jagdzeiten drängt Rehe und vor allem Hirsche in den Wald, so dass die Schäden dort noch zunehmen können." Die Tierschützer fordern daher Wildruhezonen und Waldwiesen, wo die Tiere Ernährungsalternativen zu den jungen Bäumen finden können.

Bejagung durch professionelle Schützen statt Hobbyjäger

Grundsätzlich sieht der Tierschutzbund die Jagd nur dann gerechtfertigt, wenn sie für den Schutz des Menschen unvermeidbar ist, oder wenn es sich um schwer kranke oder verletzte Tiere handelt, die anders nicht mehr zu retten seien. Wegen des dringend notwendigen Waldumbaus käme man aber in manchen Gebieten womöglich noch einige Zeit nicht ohne Abschüsse von Rehen und Hirschen aus. Brückner: "Eine Bejagung muss dann aber zeitlich begrenzt, möglichst tierschutzgerecht durch professionelle Schützen und nicht durch Hobbyjäger erfolgen."

Klimawandel wird "unsere Wälder völlig überfordern"

Mit der Jagd allein lässt sich der Wald auch nach Ansicht von BN-Experte Straußberger nicht retten. "Effektiver Klimaschutz ist die conditio sine qua non - ohne das geht es nicht", sagt er. "Wir können uns im Wald und bei der Jagd noch so abstrampeln, aber wenn die Politik das weiterhin so lasch angeht, wird das nicht ausreichen."

Für den Wald der Zukunft hätte das verheerende Konsequenzen. "Wir marschieren auf eine Klimaerwärmung zu, die unsere Wälder völlig überfordern würde", sagt Straußberger. "Da kommen Klimagebiete auf uns zu, die der Mittelmeerküste ähnlich sind - dort wachsen heute Olivenbäume und Steineichen. Und die Bäume, die wir in Deutschland heute haben, würden absterben."

Mit Informationen von dpa

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