Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) hat in der Münchner Runde ihre Kritik an den Plänen von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), die Anbindehaltung in der Landwirtschaft ohne Übergangsfristen abzuschaffen, erneuert: "Man baut die Tierhaltung nicht um, sondern man baut sie ab." Es werde nicht differenziert auf Bundesebene und auch die nötigen Gelder zur Umsetzung der Pläne würden nicht bereitgestellt.
"Man will weder die Nutztierhaltung, man will weder die Landwirtschaft", so Kanibers Vorwurf an die Ampel-Regierung. Vor zwei Jahren forderte Kaniber noch einen "Ausstieg aus der ganzjährigen Anbindehaltung so zügig wie nur möglich." Heute plädiert sie für längere Übergangsfristen für die Landwirte. In Bayern hält rund die Hälfte der circa 25.000 Milchviehbetriebe ihre Tiere in Anbindehaltung, die Bundesregierung plant ihr Verbot bis 2028.
Kritik an Kaniber: "Rolle rückwärts"
Gisela Sengl, agrarpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, verteidigte wiederum die bundespolitischen Pläne und attackierte die bayerische Landwirtschaftsministerin scharf. Sengl selbst habe es damals begrüßt, als Kaniber im Landtag die Abschaffung der ganzjährigen Anbindehaltung verkündete. "Jetzt wurde ja wieder eine Rolle rückwärts gemacht. Und gesagt: Na, das wollen wir doch nicht und alle Bauern erhalten." Dabei sei diese Form der Haltung nicht artgerecht: "Wir wissen, dass Kühe bis zu acht Kilometer am Tag gehen", erklärte Sengl. Sie betonte: "Alle Tiere gehören auf die Weide."
Weiger: "Nicht die artgerecht gehaltene Kuh ist der Klimakiller"
Hubert Weiger, Ehrenvorsitzender des BUND Naturschutz, erklärte, dass sein Verband "offen für Veganismus" sei. Er betonte aber auch, dass "die Vielfalt des Grünlands" in Bayern erhalten werden müsse – und das werde durch Weidetierhaltung gewährleistet. Diese Form der Tierhaltung leiste sogar einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz: "Nicht die artgerecht gehaltene Kuh ist der Klimakiller." Die Kuh auf der Weide sorge dafür, dass Humus entstehe – und dieser würde mehr CO2 speichern als beispielsweise der Waldboden. "Wiesen und Weiden sind klimaschutzrelevant", sagte Weiger.
Er prangerte aber auch die industrielle Massentierhaltung an – diese sei eine "katastrophale Entscheidung" gewesen. Weiger glaubt aber an ein gesellschaftliches Umdenken: "Wir haben eine Form der Tierhaltung, die von der Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr akzeptiert wird."
Landesbäuerin Singer: "Es wird produziert, was gefragt wird"
Auch Gisela Sengl kritisierte, dass Fleisch mittlerweile ein "billiges Massenprodukt" geworden sei: "Geradezu Ramschware." Die Menschen sollten sich Gedanken machen, wie das Tier vorher gelebt habe. "Ich finde nicht, dass wir das Recht auf billigstes Fleisch haben." Obwohl im Laufe der Sendung immer wieder auf Bayerns kleinbäuerliche Landwirtschaft hingewiesen wurde, betonte Sengl, dass es auch in Bayern Massentierhaltung gebe. Weiger nahm hier die Politik in die Verantwortung. "Diese muss die klare Aussage machen: Wir wollen weg von der industriellen Tierhaltung, um Bauern zu unterstützen."
Landesbäuerin Christine Singer wies darauf hin, dass der Verzehr von Fleisch in Bayern "zur Kultur" gehöre. Außerdem betonte sie die Rolle der Konsumenten: "Es wird produziert, was gefragt wird."
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