Demonstration "Russen gegen Putins Krieg in Ukraine" am Marienplatz München am 10.04.2022
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Demonstration "Russen gegen Putins Krieg in Ukraine" am Marienplatz München am 10.04.2022

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Ukraine-Krieg: Russen demonstrieren in Bayern

Ukraine-Krieg: Russen demonstrieren in Bayern

In München haben rund 200 Menschen unter dem Motto "Russen gegen Putins Krieg in der Ukraine" auf dem Marienplatz demonstriert - auch um ein Zeichen zu setzen gegen prorussische Auto-Korsos. Ein solcher Korso fand unter anderem im Allgäu statt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

200 Menschen haben am Sonntagnachmittag auf dem Münchner Marienplatz unter dem Motto "Russen gegen Putins Krieg in der Ukraine" demonstriert. Zu Zwischenfällen durch Störer aus der russischen Pro-Putin-Bewegung kam es laut Polizei nicht. Bei der Versammlung gab es zahlreiche Redebeiträge in russischer Sprache, die sich gegen den Krieg in der Ukraine und auch den russischen Präsidenten Putin richteten.

Die Veranstalterin Anna (sie wollte ihren Nachnamen nicht nennen) sagte gegenüber dem BR, dass man das heutige Datum bewusst gewählt habe, um ein Zeichen gegen die ebenfalls heute stattfindenden pro-russischen Autokorsos zu setzen. Diese bekämen zu viel Aufmerksamkeit, wohingegen in Deutschland lebende Russen, die gegen den Krieg sind, medial nicht so präsent seien.

Auch ärgere sie sich, dass die Autokorsos von Russland-Phobie sprächen. Sie selbst und auch ihre Mitstreiter hätten in Deutschland keinerlei Vorurteile erlebt, auch nicht nach Beginn des Ukraine-Kriegs.

Pro Russland Demonstration im Allgäu
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Pro Russland Demonstration im Allgäu

Autokorso in Schwaben

Im Allgäu haben hingegen mehrere hundert russischstämmige Einwanderer und Unterstützer an einem prorussischen Autokorso teilgenommen. Nach vorläufiger Schätzung des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West kamen über 600 Menschen mit etwa 275 Autos zu der Kundgebung am Sonntagnachmittag. Diese richtete sich offiziell gegen die "Diskriminierung russischsprachiger Menschen". Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fuhren von Kaufbeuren nach Kempten und wieder zurück.

Die Autos waren mit russischen Fahnen dekoriert, viele davon mit dem Staatswappen des doppelköpfigen Adlers. Die Behörden hatten den Organisatoren der Kundgebung Auflagen gemacht: Nicht erlaubt waren Sympathiebekundungen für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine wie die Zurschaustellung des Buchstaben "Z" oder anderer Symbole.

Zum Hintergrund: Der Kaufbeurer Stadtteil Neugablonz ist zu einem Zentrum deutscher Spätaussiedler aus Russland geworden. Mit einer Bevölkerungszahl von über 5.000 haben Menschen mit russischem Migrationshintergrund einen Anteil von fast 40 Prozent an der Einwohnerschaft von Neugablonz.

OB konnte Veranstalter nicht von Absage überzeugen

Bereits am Freitag hatte die Stadt Kaufbeuren mitgeteilt, dass eine Untersagung der "Auto-Demo gegen Diskriminierung" rechtlich nicht möglich gewesen sei. Die Stadt habe aber in Zusammenarbeit mit der Polizei umfangreiche Auflagen gemacht.

Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse habe mehrere Gespräche mit den Veranstaltern geführt. Diese hätten aber, trotz der dringenden Bitte des Kaufbeurer Oberbürgermeisters, diese Demonstration in der aktuellen Situation nicht durchzuführen, an ihrer Absicht festgehalten. OB Stefan Bosse sei überzeugt, dass die Demonstranten ihrem Anliegen, eine "Diskriminierung russischstämmiger Menschen zu verhindern", einen Bärendienst erweisen würden.

"Wir können nichts dafür - Stop den Russen-Hass"· steht auf dem Schild eines Mannes, der an einer prorussischen Kundgebung teilnimmt.
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"Wir können nichts dafür - Stop den Russen-Hass"· steht auf dem Schild eines Mannes, der an einer prorussischen Kundgebung teilnimmt.

Prorussische Demonstrationen auch in anderen deutschen Städten

Auch in mehreren anderen deutschen Städten fanden erneut prorussische Kundgebungen statt. In Frankfurt kamen Hunderte Menschen am Opernplatz zusammen. Sie schwenkten russische und sowjetische Fahnen und riefen in Sprechchören "Russland". Dagegen wandte sich eine Gruppe pro-ukrainischer Demonstranten, die "Schande", "Schande" skandierten. Eine Polizeikette trennte beide Gruppen.

In Hannover trafen sich am Mittag laut Polizei mehr als 600 Menschen mit rund 350 Autos, um sich einem prorussischen Autokorso durch die Stadt anzuschließen. Zu sehen waren Russlandfahnen und deutsche Flaggen. Gleichzeitig versammelten sich in der Innenstadt rund 850 Gegendemonstranten.

In Berlin, wo eine Woche zuvor ein Autokorso mit russischen Fahnen Empörung ausgelöst hatte, fand am Sonntag eine ganztägige Solidaritäts-Veranstaltung unter dem Motto "Leuchtturm Ukraine" statt. Aktivisten und Besucher zur Hilfe und Unterstützung für das angegriffene Land auf.

Bundesinnenministern hatte striktes Durchgreifen angekündigt

Schon im Vorfeld der geplanten Demonstrationen hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ein striktes Durchgreifen der Polizei gefordert, sofern gegen Auflagen oder Gesetze verstoßen werde. Gegenüber der "Welt am Sonntag" hatte sie erklärt: "Das Zeigen des 'Z' verherrlicht Kriegsverbrechen." Es könne deshalb strafrechtlich verfolgt werden.

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