Robert Ullrich aus dem unterfränkischen Eltmann hat sein Leben dem Schach gewidmet.
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Robert Ullrich aus dem unterfränkischen Eltmann hat sein Leben dem Schach gewidmet.

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Schach ist sein Leben: Versandhändler aus Leidenschaft

Schach ist sein Leben: Versandhändler aus Leidenschaft

Rund 3.000 Schach-Artikel verschickt Robert Ullrich von Unterfranken aus in die ganze Welt. Sein Schach-Versandhandel ist einer der führenden im deutschsprachigen Raum. Die Geschichte hinter einem Geschäft – und einer großen Leidenschaft.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Konzentriert blickt Robert Ullrich auf seine kleinen weißen Figuren. Einige Sekunden lang herrscht völlige Stille. Dann greift er selbstbewusst nach einem Bauern, schiebt ihn diagonal ein Feld nach vorn und nimmt dafür eine schwarze Figur vom Feld. "En passant", sagt der 62-Jährige und lächelt verschmitzt: "Schlag im Vorübergehen". Fast könnte man meinen, er spricht von sich selbst – und seinem Schach-Versandhandel. Denn auch der hat sich völlig unerwartet entwickelt. "Man kann nicht sagen, dass ich mich darauf vorbereitet oder gar darauf hingearbeitet hätte", gibt Ullrich zu. "Es ist einfach passiert."

Bogotá, La Paz, Peking: Vom 700-Seelen-Ort in die Welt

Dabei ist Ullrichs Schachversandhandel einer der führenden im deutschsprachigen Raum. Rund 3.000 Artikel versendet er von Limbach, einem kleinen Ortsteil in den unterfränkischen Haßbergen, hinaus in die ganze Welt. "Wir hatten schon Aufträge, die nach La Paz gegangen sind, nach Bogotá, nach Peking", zählt der 62-Jährige auf. Zum Sortiment zählen handgeschnitzte Sammlerstücke genauso wie Kunststofffiguren und professionelle Turnierausstattung. Mit dem Joachim Beyer Verlag ist Ullrich seit 2012 zudem Inhaber eines etablierten Schachbuchverlags.

Vom Schicksalsschlag zum Schachversand

Dabei habe er den Versandhandel als Notlösung aufgebaut, erzählt Ullrich: "Eigentlich schon fast aus einem Schicksalsschlag heraus." Innerhalb von nur zwei Tagen verlieren 1996 erst seine damalige Frau, dann er selbst seinen Job. Als Vorstand der damaligen Schachabteilung des 1. FC Haßfurt hat Ullrich bereits ein Nebengewerbe angemeldet: In kleinem Rahmen organisiert er die Schachausrüstung für einige umliegende Vereine. Als er und seine Frau dann plötzlich vor dem Nichts stehen, setzen sie alles auf eine Karte: Gemeinsam bauen sie den Versandhandel aus, schalten Werbung. "Und es lief gut an", freut sich der 62-Jährige noch heute. Innerhalb von sechs Jahren kann er hauptberuflich von seinem Versandhandel leben.

Wohnhaus wird zum Schachlager

Immer mehr Artikel nimmt der Schach-Fan in sein Sortiment auf, schafft dafür Platz in seinem ehemaligen Wohnhaus. Erst werden nur ein paar Zimmer zum Versandhandel umfunktioniert, mittlerweile sind Garage, Keller und das gesamte Erdgeschoss belegt: mit Lager, Versand und den Büroräumen. Robert Ullrich selbst wohnt heute drei Kilometer entfernt. "Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich auch mal einen Feierabend brauche", schmunzelt er.

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Mit dem Joachim Beyer Verlag hat Robert Ullrich 2012 einen etablierten Schachbuch-Verlag aufgekauft.

"Wie eine Droge": Mit zehn Jahren zum Schach gekommen

Vor allem, da das Spiel der Könige auch sein Privatleben bestimmt. Schon mit zehn Jahren hat Ullrich es von einem Ehepaar gelernt, das in seinem Elternhaus eingemietet war. Nur eineinhalb Monate später nimmt er als blutiger Anfänger an einem Turnier teil, schneidet erstaunlich gut ab. Von da an spielt er im Verein, sein großes Idol: der damalige Schachweltmeister Bobby Fischer. Mit nur 20 Jahren wird Robert Ullrich zum Vorsitzenden der Schachabteilung des 1. FC Haßfurt gewählt. "Schach ist nicht nur ein Spiel, Schach ist wie eine Droge", so Ullrich. "Wen das Schachspiel einmal gepackt hat, den lässt es in der Regel nicht mehr los."

Eine Erfahrung, die nicht nur er gemacht hat. Der Schachsport scheint gerade in einer Hochphase. Die Corona-Pandemie, eine zunehmende Zahl an Schach-Influencern, aber auch Ereignisse auf der Weltbühne wie der Eklat rund um den langjährigen Schachweltmeister Magnus Carlsen und Hans Niemann haben den Nischensport zunehmend in die Öffentlichkeit gerückt.

Der Hype um "Das Damengambit": "Niemand war darauf vorbereitet."

Ein regelrechter Hype wurde 2020 von der Miniserie "Das Damengambit" ausgelöst. "Wir haben überhaupt nicht gewusst, was los war", erinnert sich Ullrich: "Plötzlich bekamen wir Aufträge über Aufträge". Teilweise konnte die Menge an Paketen gar nicht mehr vom Paketdienst mitgenommen werden. "Wir sind dann selbst mit dem Transporter losgefahren und haben sie in Paketzentren in der Umgebung verteilt", schüttelt der 62-Jährige den Kopf.

Doch so hoch der Umsatz in dieser Zeit auch war – so drastisch ging er danach zurück. Nirgendwo konnten Figuren und Bretter nachbeordert werden. "Die Hersteller, die Händler, niemand war darauf vorbereitet. Alle sind schlicht und ergreifend davon überfahren worden", so Robert Ullrich.

Andere zum Schach inspirieren: "Schach wird immer präsent sein."

Trotz Auf und Ab führt Ullrich den Versandhandel aber weiter. Denn Schach, so sagt er, hat immer eine Zukunft. "Es war schon immer da und es wird immer präsent bleiben", so der 62-Jährige. Durch seine Artikel hofft er, noch mehr Menschen dazu inspirieren zu können, das Spiel zu lernen.

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