Die Drohnenaufnahme von Babenhausen zeigt: Sehr viele Straßen sind überflutet.
Bildrechte: Nikolas Schäfers/dpa
Audiobeitrag

Das Hochwasser im Juni 2024 hat Babenhausen schwer getroffen. Viele Straßen und Häuser standen unter Wasser.

Audiobeitrag
>

Schäden an der Günz: Hochwasserschutz hat Schlimmeres verhindert

Schäden an der Günz: Hochwasserschutz hat Schlimmeres verhindert

Die Günz hat am Wochenende ein Drittel von Babenhausen überschwemmt. Die Schäden gehen in die Millionen. Seit Jahren wird an einem großangelegten Hochwasserschutzkonzept für den Fluss geplant und gebaut. Das hat wohl noch größere Schäden verhindert.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Das Wasser hüfthoch im Ort, Hunderte Keller vollgelaufen, Sachschäden in vielfacher Millionenhöhe: Das aktuelle Hochwasser hat Babenhausen im Unterallgäu hart getroffen. Doch ohne den derzeit im Bau befindlichen Hochwasserschutz an der Günz wäre die Bilanz in der Region am Ende wohl noch viel verheerender ausgefallen. Davon ist Karl Schindele, der Leiter des Wasserwirtschaftsamts in Kempten, überzeugt: "Die Schäden sind schon sehr groß in Babenhausen. Aber insgesamt hat man auch viel verhindern können durch die Hochwasserschutzmaßnahmen."

Schutz vor einem Jahrhunderthochwasser

Fünf Hochwasserrückhaltebecken (EXTERNER LINK) sollen an der östlichen und westlichen Günz bis 2030 entstehen. Kostenpunkt: 75 Millionen Euro. Über acht Milliarden Liter Wasser sollen die Becken später im Ernstfall in der Fläche zurückhalten können. Sie sind ausgerichtet auf ein HQ100 – also auf ein Hochwasser, wie es statistisch gesehen alle 100 Jahre vorkommt.

Zwei der Hochwasserrückhaltebecken – bei Ottobeuren und Markt Rettenbach – sind bereits fertig und haben am Wochenende schon ihren Dienst geleistet. Ein weiteres Becken in Frechenrieden an der Schwelk, einem Nebenfluss der Günz, befindet sich derzeit im Bau. Zwei weitere bei Sontheim und Westerheim sind noch in der Planung.

Ottobeuren und Markt Rettenbach blieben verschont

Beim aktuellen Hochwasser hat sich laut Karl Schindele vom Wasserwirtschaftsamt (WWA) in Kempten gezeigt: Die Schutzmaßnahmen wirken. "Gerade in Ottobeuren ist so gut wie nichts passiert, weil das Hochwasserrückhaltebecken da war", sagt der WWA-Leiter. Auch in Markt Rettenbach habe das Becken verhindert, dass der Ort überschwemmt wurde.

Ob auch das schwer getroffene Babenhausen vom Hochwasser vergangenes Wochenende komplett verschont geblieben wäre, wenn das Konzept schon umgesetzt wäre, ist unklar. "Der Hochwasserschutz ist dimensioniert auf ein HQ100", sagt WWA-Chef Schindele. "Und das jetzige war wahrscheinlich noch ein bisschen größer. Wir müssen noch die Daten auswerten." Klar ist aber: Wären alle Becken schon in Betrieb, hätte es Babenhausen auf jeden Fall weniger stark erwischt. Viel mehr Wasser wäre in der Fläche geblieben. "Die Schäden wären auf jeden Fall deutlich geringer gewesen", ist Karl Schindele überzeugt.

Skeptiker kritisierten den Bau

Die Dimension des geplanten Hochwasserschutzes an der Günz war vor der Flut durchaus umstritten. Manche Skeptiker hätten die Schutzmaßnahmen und die damit verbundenen Kosten als überdimensioniert kritisiert, erzählt der Wasserwirtschaftsamtsleiter. "Verschiedene Leute haben angezweifelt, ob es das wirklich braucht", sagt Schindele. "Aber das ist überall so: Gerade wenn lang kein Hochwasser war, glaubt man nicht mehr, dass so etwas kommen kann."

Angesichts des aktuellen Hochwassers dürften die Stimmen, die die Notwendigkeit eines großangelegten Hochwasserschutzes für den Fluss bezweifelt haben, erst mal verstummen. Aber: Die Diskussion wird wahrscheinlich wieder aufflammen. Das glaubt zumindest der Wasserwirtschaftsamtschef aus jahrelanger Erfahrung. "Das kennen wir schon: Das war nach 1999 so, nach 2005 und auch nach 2013", sagt Karl Schindele. "Je länger es her ist, desto mehr vergessen die Leute. Und man kann sich das oft auch schwer vorstellen, wenn man so einen Bach sieht, der kaum Wasser hat – dass der dann zwei, drei, vier Meter ansteigen kann."

„Das kann nächstes Jahr genauso wieder kommen“

Doch das haben viele in der Region – nicht nur entlang der Günz – in den letzten Tagen leidvoll erfahren müssen. Das letzte Hochwasser in ähnlicher Dimension gab es an der Günz im Jahr 1920 – also ziemlich genau vor 100 Jahren – als das gesamte Günztal geflutet war.

"Aber das heißt nicht, dass wir jetzt 100 Jahre Ruhe haben", sagt der WWA-Chef. "Das kann nächstes Jahr genauso wieder kommen." Deshalb wird weiter an dem umfassenden Hochwasserschutz für die Günz gebaut.

Im Video: BR-Korrespondent Andreas Herz zum Hochwasser in Babenhausen

Das Hochwasser hat Babenhausen schwer getroffen. BR-Reporter Andreas Herz berichtet aus dem Hochwassergebiet.
Bildrechte: BR/Andreas Herz
Videobeitrag

BR-Korrespondent Andreas Herz steht am 01.Juni 2024 in Babenhausen und berichtet über die anstehenden Evakuierungen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!