Der Tipp kam von der Ausländerbehörde Nürnberg. Diese stellte fest, dass seit Mitte des Jahres vermehrt Staatsangehörige aus Nigeria - Männer und Frauen - die sogenannte Aufenthaltskarte/ EU beantragten, um mit Frauen beziehungsweise mit Männern aus Ungarn die Ehe zu schließen.
Lebensgemeinschaft der Einwohnerbehörde nur vorgegaukelt
Polizei und Staatsanwaltschaft teilten am Dienstag mit, dass laut den bisherigen Ermittlungen die betroffenen Ehepaare gar nicht in Nürnberg wohnten. Sie hätten auch keine ehelichen Lebensgemeinschaften geführt. Dieses hatten sie jedoch gegenüber der Einwohnerbehörde angegeben.
Bei Wohnungsdurchsuchung nur ein Ehepartner angetroffen
Bei 13 Wohnungsdurchsuchungen in Nürnberg, Bamberg, Berlin und Essen trafen die Einsatzkräfte lediglich drei nigerianische Eheleute an. Hinweise, dass Ihre ungarischen Ehepartner dort ebenfalls wohnen, fanden die Ermittler nicht vor. Teilweise wohnten andere Mieter in den Zimmern, andere Wohnungen standen leer. 30 Mobiltelefone und zahlreiche schriftliche Unterlagen wurden sichergestellt. An dem Einsatz beteiligt waren 92 Polizeibeamte, zehn Mitarbeiter der Ausländerbehörde sowie sieben Angehörige der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth.
Ehepartner in Ungarn gegen Entgelt rekrutiert
Wie die Ermittlungen ergaben, werden Scheinehen immer nach demselben Muster organisiert. Eine von der Polizei nicht näher bezeichnete Tätergruppe rekrutiere zunächst Ungarinnen und Ungarn gegen Entgelt als Scheineheleute. Danach würden diese zu Standesämtern in Rom und Athen begleitet, wo die Eheschließungen mit Nigerianern beziehungsweise Nigerianerinnen stattfinden.
Nur für Aufenthaltserlaubnis nach Deutschland eingereist
Den Ermittlern sei aufgefallen, dass die ungarischen Ehepartner nach Deutschland nur wegen der Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis für ihre nigerianischen Partner eingereist seien. Ansonsten hielten sie sich nicht im Bundesgebiet auf.
Kripo und Staatsanwaltschaft konzentrieren sich nun auf die Tätergruppe von Hintermännern, die die Scheinehen organisieren. Sie sollen identifiziert werden. Gelingt dies, drohen ihnen Verfahren wegen des Einschleusens von Ausländern.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
