Die DAV-Projektleiter Simon Eisele und Manfred Scheuermann
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Skibergsteigen umweltfreundlich: Seit 30 Jahren für Naturschutz

Skibergsteigen umweltfreundlich: Seit 30 Jahren für Naturschutz

1995 startete der DAV das Projekt "Skibergsteigen umweltfreundlich". Das Ziel: Tourengehen, ohne Wald und Wild zu stören. Heute, wo der Alpentourismus sich immer größerer Beliebtheit erfreut, feiert das Projekt 30 Jahre Erfolgsgeschichte.

Über dieses Thema berichtet: Schwaben + Altbayern am .

1,5 Millionen Höhenmeter hat Manfred Scheuermann vom Deutschen Alpenverein zurückgelegt für das Projekt "Skibergsteigen umweltfreundlich". 1995 ist es gestartet und eine Erfolgsgeschichte. Denn trotz immer mehr Menschen in den Winterbergen funktioniert der Naturschutz gut.

Heute zeigt sich erst, wie vorausschauend es war, als das Bayerische Umweltministerium und der Deutsche Alpenverein (DAV) im Jahr 1995 das Projekt "Skibergsteigen umweltfreundlich" gestartet haben. Skitouren waren längst nicht so beliebt wie heute, Schneeschuhgehen war praktisch unbekannt und Winterwandern noch nicht in Mode. Trotzdem zeichnete sich ab, dass es eine Regelung braucht, damit Tourengehen in den Winterbergen nicht auf Kosten der Natur und der Wildtiere geht.

Eine Bestandsaufnahme quer durch Bayerns Berge

Gut 15 Jahre lang tourte Manfred Scheuermann dann als Projektleiter des DAV von Berg zu Berg in Bayern. Überall fanden Treffen und gemeinsame Begehungen statt. Alle Seiten sollten ihre Interessen einbringen: Jagd und Forst, Landwirte, Bergführer und Bergwacht, Tourenleiterinnen und Tourengeher vor Ort. Es ist die ganz besondere Leistung des Projekts "Skibergsteigen umweltfreundlich", dass es gelungen ist, die widerstreitenden Interessen immer wieder im Dialog auszubalancieren.

Auf dieser Basis wurden "Wald-Wild-Schongebiete" bestimmt, die nicht betreten werden sollten. Sie machen heute rund 40 Prozent aus, die restlichen 60 Prozent stehen für den Bergsport im Winter offen. Auf den 180 bayerischen Bergen gibt es über 500 Touren, die mit dem Naturschutz abgestimmt sind.

Harte Zeit für Tiere

Kälte und Nahrungsmangel machen den Winter zu einem Flaschenhals im Lebenszyklus der Wildtiere. Sie verbergen sich und kommen vor allem in den Dämmerungsstunden am Morgen und Abend aus ihren Verstecken oder Schneehöhlen, die sich zum Beispiel die geschützten Birkhühner bauen. Störungen treiben die Tiere in die Flucht und kosten sie lebenswichtige Energie. Deshalb sollen die Wald-Wild-Schongebiete als Rückzugsräume geschützt bleiben.

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Schneehasenspur am Berg

Der Schlüssel ist Freiwilligkeit

Ein weiterer besonderer Aspekt des Projekts ist die Freiwilligkeit: "Skibergsteigen umweltfreundlich" setzt auf die Information in den offiziellen analogen und digitalen Karten des Alpenvereins sowie Schilder vor Ort. Winterbergsportler sollen sich schlaumachen, wie sie sich im jeweiligen Gelände bewegen können und welche Bereiche geschützt bleiben.

Zwar kommt es insbesondere in den viel besuchten Münchner Hausbergen wie am Spitzingsee immer wieder zu Konflikten, insgesamt aber ist das Projekt eine Erfolgsgeschichte. Denn es bewährt sich immer noch, obwohl sich die Zahl der Skitourengeher seit 1995 auf heute rund 600.000 verdreifacht hat, dazu kommen rund 300.000 aktive Schneeschuhgeher und eine ständig steigende Zahl an Winterwanderern. Sie alle mit den Informationen zu erreichen, ist die größte Herausforderung.

Ein ständiger Prozess

Dabei geht das Projekt laufend weiter, die Regelungen werden vor Ort ständig angepasst. Schutzgebiete werden dann je nach Situation erweitert, aber auch verkleinert, wenn sie nicht nötig sind. Durch den Klimawandel verschieben sich auch die Aktivitäten der Bergsportler, sodass das Projekt neue Nutzungsformen wie Winterwandern berücksichtigen muss. Verbessert werden soll noch das Monitoring der geschützten Birkhühner, denn sie sind die wichtigste Tierart, um den Erfolg des Wildtierschutzes zu bewerten.

Nach 30 Jahren übergibt der Projektleiter Manfred Scheuermann in diesem Winter an einen Nachfolger: Simon Eisele ist Ökologe und Skitourensportler und verkörpert mit 28 Jahren die junge Generation. Er will sich besonders um digitale Informationen kümmern und vor allem Tourenforen und Outdoorplattformen miteinbeziehen, damit die Regelungen auch dort auftauchen. Wenn er nicht selbst im Gelände unterwegs ist, denn im Idealfall will Simon Eisele auch 1,5 Millionen Höhenmeter auf Ski abspulen, damit Tourengehen und Naturschutz weiterhin gut zusammen funktionieren.

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