Eine junge Frau, die gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) macht, sitzt zwischen zwei Seniorinnen.
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Dem Bundesfreiwilligendienst drohen finanzielle Kürzungen durch den Bund – trotz der Beliebtheit und dem Erfolg des Modells.

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Sozialverbände wollen Kürzungen beim FSJ verhindern

Sozialverbände wollen Kürzungen beim FSJ verhindern

Das Freiwillige Soziale Jahr erfreut sich großer Beliebtheit. Und auch über alle Parteigrenzen hinweg genießt der Freiwilligendienst hohe Wertschätzung. Dennoch droht dem Erfolgsmodell eine Beschneidung der finanziellen Mittel von Seiten des Bundes.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Rund 4.000 junge Menschen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren absolvieren gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Bayern. Bei den Haushaltsverhandlungen des Bundes für 2025 sind derzeit Kürzungen um 7,5 Prozent an dem Modell vorgesehen. Denn laut Vorgabe des Bundesfinanzministeriums müssen kommendes Jahr 25 Milliarden Euro eingespart werden, um die Schuldenbremse einzuhalten. Dazu sollen fast alle Ministerien ihren Beitrag leisten.

Mehrausgaben sind momentan nur im Verteidigungs- und Sozialhaushalt vorgesehen. Das FSJ ist allerdings beim Familienministerium angesiedelt. Dort soll der Etat im kommenden Jahr um mehr als 800 Millionen Euro schrumpfen. Davon wäre auch das FSJ betroffen.

Sozialverbände kämpfen für Freiwilligendienste

Genau das aber wollen die örtlichen Träger dieser Freiwilligendienste nicht hinnehmen. In Bayern etwa, wo es das FSJ bereits seit 1954 gibt, protestieren die Sozialverbände entschieden gegen eine Kürzung der finanziellen Mittel. Denn die jungen Menschen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren unterstützen die Arbeit in ihren Einrichtungen maßgeblich.

Beispiel: AWO-Tagespflege in Dittelbrunn

Im unterfränkischen Dittelbrunn absolviert Isabella Ott seit neun Monaten ihren Freiwilligendienst. Statt nach dem Abitur gleich ein Studium anzufangen, erklärt die 19-Jährige, habe sie sich für einen ganz anderen Weg entschieden: "Ich habe mein Fachabitur in Wirtschaft gemacht. Das war überhaupt nichts für mich. Und dann dachte ich mir: Okay, dann schau’ ich mir das mal an."

In der Tagespflege hat Isabella jetzt die Gelegenheit, ihre Fähigkeiten zu erproben. Gleichzeitig ist ihre Unterstützung hier sehr willkommen. Denn das oft knappe Fachpersonal hat mehr als genug zu tun. Eine Win-win-Situation. Dennoch will der Bund im nächsten Jahr die Mittel für diesen Freiwilligendienst um 7,5 Prozent kürzen.

Ein Unding, sagt Stefan Wolfshörndl. Er ist Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt in Bayern: "Wenn wir jetzt auch noch anfangen, die Leute rauszukegeln, die freiwillig bei uns arbeiten wollen, dann ist das tatsächlich fatal. Ja, die Leute sollen ein Pflichtjahr ableisten, aber man ist von Seiten des Staats nicht mal in der Lage, die Freiwilligenstellen zu finanzieren und eine Rechtssicherheit zu geben."

Allein die AWO in Bayern würde durch die geringeren Bundesmittel 30 bis 40 Stellen verlieren – den Bundesfreiwilligendienst mit eingerechnet. Das sind Menschen, die für ein Taschengeld zwischen 150 und 600 Euro im Monat viel Engagement aufbringen. So wie Isabella. In ihr sieht Lejla Gallagher, Leiterin der Tagespflege in Dittelbrunn im Landkreis Schweinfurt, einen wahren Glücksfall. Denn die "Bella", wie die FSJlerin hier von allen genannt wird, sei nicht nur vielseitig einsetzbar. Sie habe auch die Herzen im Sturm erobert. Wer freiwillig einen solchen Dienst übernimmt, bringt einfach die entsprechende Motivation mit.

Streit um finanzielle Mittel

Diesen Mehrwert für das Gemeinwesen hob bereits im März dieses Jahres auch Bayerns Familienministerin Ulrike Scharf (CSU) hervor. Zum 70. Geburtstag des FSJ in Bayern forderte sie von der Bundesregierung, auf die Sparpläne in diesem Bereich zu verzichten.

In einer Pressemitteilung von Scharf hieß es: "Mittelkürzungen sind gerade in diesen herausfordernden Zeiten das falsche Signal an junge Menschen, die sich für unsere Gesellschaft und unser Sozialwesen einbringen. Der Zusammenhalt unserer Gesellschaft ist ein wertvoller Schatz. Menschen, die sich für die Gesellschaft engagieren, in aufgewühlten Zeiten durch Sparmaßnahmen so zu verunsichern, ist Gift für unser Miteinander."

Forderungen der Sozialverbände

Mit vereinten Kräften stemmen sich auch die Trägervereine und -verbände der Freiwilligendienste gegen die Kürzungspläne. Im gemeinsamen Positionspapier "Freiwilligendienste 2030" vom Juni 2024 fordern mehr als zwei Dutzend Institutionen sogar einen Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst.

An der Einsatzfreude junger Menschen scheint es jedenfalls nicht zu scheitern. Denn auch nach 70 Jahren gibt es immer noch mehr Bewerberinnen und Bewerber für das Freiwillige Soziale Jahr als eingestellt werden können.

FSJ als Einstieg in soziale Berufe

💬 BR24-User "Uli_B" hat in den Kommentaren den Arbeitskräftemangel im sozialen Bereich angesprochen - und dass immer wieder FSJler durch ihre Erfahrungen später in solchen Berufen arbeiten wollen. Das Team von "Dein Argument" hat ergänzt:

Freiwilliges Engagement für das Gemeinwohl ist nach einem Schulabschluss für viele junge Menschen eine Zeit der Orientierung. Immer wieder bleiben die Jugendlichen und jungen Erwachsenen anschließend dem sozialen oder pädagogischen Bereich erhalten, zum Beispiel als Auszubildende oder Ehrenamtliche. Das beobachtet auch das Bayerische Rote Kreuz: "Vor diesem Hintergrund bedeuten die Kürzungen im Bundeshaushalt eine Abwärtsspirale", heißt es von dort. Durch die geringe Zahl der Plätze für Freiwilligendienste kämen "weniger Menschen mit sozialen Berufen in Berührung und weniger ergreifen diese Berufe. Dadurch wird der Fachkräftemangel weiter verschärft."

So berichtet etwa der Malteser Hilfsdienst e.V., dass im vergangenen Jahr rund 22 Prozent derer, die ein FJS oder den BFD (Bundesfreiwilligendienst) absolviert haben, anschließend auch beim Malteser Hilfsdienst angestellt wurden. Neun Prozent der jugendlichen Freiwilligen gaben im Anschluss an das FSJ an, definitiv ehrenamtlich bei den Maltesern bleiben zu wollen, circa 20 Prozent denken darüber nach und zusätzliche neun Prozent waren schon vorher ehrenamtlich bei den Maltesern tätig. Diese Zahlen seien seit Jahren relativ konstant, teilte die Hilfsorganisation mit. 💬

Für Isabella Ott jedenfalls war es genau das Richtige zum richtigen Zeitpunkt. Sie hat durch ihren Dienst in der Tagespflege in Dittelbrunn eine Berufsperspektive für sich gefunden. Im September beginnt sie eine Ausbildung bei der Arbeiterwohlfahrt.

Zum Video: FSJ - Sozialverbände wollen Kürzungen verhindern

Junger Mann unterstützt zwei Seniorinnen
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FSJ - Sozialverbände wollen Kürzungen verhindern

Zum Audio: Finanzielle Kürzungen beim FSJ - Kritik von Sozialverbänden

Die finanziellen Mittel für Freiwilligendienste sollen im kommenden Jahr gekürzt werden. Kritik kommt von den Sozialverbänden.
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Die finanziellen Mittel für Freiwilligendienste sollen im kommenden Jahr gekürzt werden. Kritik kommt von den Sozialverbänden.

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