Auf über 2.200 Meter Höhe haben sie ihr Biwak-Lager aufgeschlagen. Elf Tage am Stück müssen die Soldatinnen und Soldaten der Gebirgsjäger dort oben, bei teilweise bis zu minus 15 Grad nachts, ausharren und trainieren. Denn sollte der Kriegsfall eintreten, müssen sie bereit sein. "Kontrovers – Die Story" hat den Übungseinsatz begleitet.
Bundeswehr will auf möglichen Nato-Kampfeinsatz vorbereitet sein
Seit dem russischen Krieg gegen die Ukraine finden die regelmäßigen Bundeswehr-Übungen im österreichischen Hochgebirge unter anderen Vorzeichen statt. Die Bundeswehr will bereit sein, sollte sie irgendwann für die Nato an der europäischen Ostflanke im eisigen Norden, zum Beispiel in Norwegen, kämpfen müssen. Nur: Wäre die Truppe überhaupt bereit für den Bündnisfall bei solchen extremen und kalten Wetterbedingungen?
Mit weißen Tarnanzügen, scharfen Waffen und auf Skiern im tiefen Schnee
Die Gebirgsjäger-Soldaten stehen jetzt nebeneinander auf Skiern im tiefen Schnee und warten auf den Trainingseinsatz. Fast sieht es so aus, als wären sie Touristen und würden nach einer langen Skitour gleich den Berg hinabsausen. Aber nur fast: Sie tragen weiße Tarnanzüge mit grauem Felsen-Muster, Helme und Gewehre mit weißen Aufklebern, und große Rucksäcke mit Ausrüstung. Einige stecken sich jetzt rote Fahnen auf den Rucksack. Heißt: Ab jetzt wird scharf geschossen. Auch wenn es sich niemand anmerken lässt: Die Bedrohung ist seit dem Ukraine-Krieg konkreter geworden, und vorbereitet auf den Ernstfall müssen auch die Soldatinnen und Soldaten sein.
Kampfszenario: Offensives Vorrücken und Gebiet zurückerobern
Heute ist ein zentraler Tag, der mit darüber entscheidet, ob das bisherige Training in Eis und Schnee erfolgreich war oder nicht. Eine Schwerpunkt-Übung simuliert einen realen Kampfeinsatz: offensives Vorrücken in Eis und Schnee, unter Feuergefecht. Ein Szenario, das an der Nato-Ostflanke eintreten kann, wenn Gebiet besetzt wurde und zurückerobert werden muss. Mit dabei: Feldwebel Alex, der bei den Gebirgsjägern neu ist und sich noch beweisen muss. Er muss jetzt zehn Soldatinnen und Soldaten in einem kleinen Trupp befehligen und durch das Gelände leiten. Dabei sollen sie einen Posten der "Feinde" – also Attrappen, irgendwo versteckt im Gelände – ausfindig und möglichst handlungsunfähig machen. Und das alles auf Skiern. Für die Männer und Frauen eine Herausforderung. Sie rücken, oder besser gesagt, sie gleiten in einer Reihe vor bis an eine Geländekante.
"In Deckung! Schießen!" – Gewehrsalven hallen durch das Hochgebirge
Da entdeckt Gruppenführer Alex "Feind"-Attrappen hinter einem Felsen, laut beginnt er sofort zu rufen: "Fünf feindliche Schützen rechts! – Halt! – Am Stein in Deckung! – Schießen!" – Gewehrsalven knattern, die Schüsse hallen durch das Hochgebirge. Dann: "Feind ist ausgefallen!", ruft Alex erleichtert. Sie rücken weiter vor. Später müssen sie nochmals schießen, als ein "feindlicher Gegenstoß" zu erwarten sei, wie der Ausbildungsleiter per Funk mitteilt. Ein Soldat schießt mit einem Maschinengewehr in Richtung "Feind" – liegend im Schnee, wie man es aus Filmen kennt: Der Patronengurt läuft nur so durch und dutzende Hülsen fallen zu Boden. Dann hat es der Trupp von Feldwebel Alex geschafft: Die Übung ist nach knapp 30 Minuten höchster Anspannung zu Ende.
"Wo wir hingeschickt werden, werden wir unseren Bündnispartnern zur Seite stehen"
Feldwebel Alex fühlt sich gut, er hat den Auftrag erfüllt, die Männer hätten gut mitgearbeitet, er ist happy, wie er sagt. Auch der Ausbildungsleiter, Hauptmann Stephan ist zufrieden. Er hat den ganzen Übungseinsatz überwacht. Aber am Ende gibt Hauptmann Stephan gegenüber "Kontrovers – Die Story" auch zu bedenken, dass die Ausbildung bei den Gebirgsjägern nie richtig vorbei sei, denn: "Die Gebirgsjäger im Speziellen sind immer bereit, ihren Auftrag zu erfüllen und den Auftrag suchen sich nicht die Gebirgsjäger aus oder auch die Bundeswehr nicht, sondern der Bundestag. Das heißt, da wo wir hingeschickt werden, dort werden wir unsere Fähigkeiten abrufen und werden unseren Bündnispartnern zur Seite stehen."
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