Insgesamt elf Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Kommunalpolitik und Wirtschaft diskutierten im Landtag grundlegende Fragen zum Hochwasserschutz. Es gibt einen Punkt, in dem sich alle einig sind: In Sachen Hochwasserschutz müssen die Kommunen schneller handlungsfähig werden.
Mehr Eigenverantwortung für die Kommunen
Lange Planungs- und Genehmigungsverfahren erschwerten dringend notwendige Maßnahmen, meinten einige Experten. Dr. Juliane Thimet vom Bayerischen Gemeindetag fordert daher mehr Eigenverantwortung für die Kommunen und Landkreise. Tobias Kunz ist erster Bürgermeister der Gemeinde Nordendorf im Landkreis Augsburg, die sehr stark von den Hochwassern vergangenen Juni betroffen war. Er pflichtet Thimet bei und betont, dass die Wasserwirtschaftsämter vor Ort mehr Entscheidungs- und Budgetkompetenzen erhalten sollten.
Befürchtung: Gemeinden könnten nur auf sich schauen
Prof. Karl Auerswald von der Technischen Universität München ist anderer Auffassung: Er glaubt, zu viel Eigenverantwortung der Kommunen könnte am Ende zu zu viel Egoismus führen, in der jede Gemeinde erst mal auf sich selbst schaut. Wenn einzelne Gemeinden nur auf ihren eigenen Hochwasserschutz achten, könnte das zu mehr Überschwemmungen in Nachbargemeinden oder -regionen führen.
Zuständigkeiten bei Starkregen nicht ausreichend geklärt
Ein Problem sehen mehrere Experten auch in den Zuständigkeiten. Bei Hochwasser an Fließgewässern seien die Zuständigkeiten klar, so Thimet. Bei Starkregenereignissen, die wie Wolfang Günthert von der Universität der Bundeswehr sagte, überall auftreten können, seien diese nicht geklärt.
Wissenschaft fordert mehr Daten
Der Augsburger Hydrologe, Harald Kunstmann, fordert daher mehr Pegelmessstellen und bessere Frühwarnsysteme auch an kleineren Gewässern, um Anwohner vor den Folgen von Starkregenereignissen zu schützen.
Einig waren sich die anwesenden Expertinnen und Experten in Bezug auf die Notwendigkeit aller Formen von Hochwasserschutzmaßnahmen, also bauliche wie Polder und natürliche wie Flussrenaturierungen. Es gehe nicht um ein "entweder – oder", sondern um das Zusammenwirken von natürlichen und technischen Mitteln.
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