Mehr als drei Wochen nach dem Tierquälerei-Vorwurf gegen einen Geflügelschlachthof in Wassertrüdingen im Landkreis Ansbach hat die Tierrechtsorganisation Aninova noch mehr belastbares Videomaterial ausgewertet. Mehr als 500 Stunden wurden gesichtet und ausgewertet, teilte der Verein mit Sitz in Nordrhein-Westfalen am Donnerstag mit.
Mehrere Mitarbeitende sollen Tiere gequält haben
Dabei seien bei dem betroffenen Geflügelschlachthof Buckl 728 Übergriffe von neun Mitarbeitenden festgestellt worden: Die Beschäftigten quälen lebende Hühner, treten und würgen sie. Ein weiterer Vorwurf nach der kompletten Sichtung des Videomaterials: Vorgefundene Lieferscheine würden beweisen, dass mehr als die Hälfte der Legehennenbetriebe, die Tiere zu dem Schlachthof bringen, nicht aus Bayern stammen.
Viele Hühner aus dem Ausland statt aus Bayern
Sogar aus Frankreich sollen die Tiere an den größten Legehennen-Schlachthof Süddeutschlands nach Wassertrüdingen geliefert worden sein. "Entgegen der Behauptungen der Politik und dem bayerischen Bauernband handelt es sich nicht um einen Schlachthof für die Region Bayerns", wird Aninova-Vorstandsvorsitzender Jan Peifer in einem Schreiben der Tierrechtsorganisation zitiert. Wegen der langen Transportzeiten von mehr als zwölf Stunden sei der Schlachthof bereits in der Vergangenheit negativ aufgefallen, es kam daher zu einem Ordnungswidrigkeitenverfahren, heißt es von Aninova weiter.
Versteckte Kameras zeichnen Videomaterial auf
Ende April waren Videoaufnahmen und Bilder aufgetaucht, in denen zu sehen war, wie Menschen lebende Hühner quälen. Das Videomaterial, das im Zeitraum zwischen Ende März und Mitte April dieses Jahres stammen soll, wurde mit fünf versteckten Kameras aufgenommen – von einem externen Rechercheteam, das mit Aninova zusammenarbeite.
Betrieb im Schlachthof steht bis auf Weiteres still
Die Bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) mit Sitz in Kulmbach hatte zunächst weitere Schlachttätigkeiten in einem der deutschlandweit größten Schlachthöfe für Legehennen untersagt. Eigenen Angaben zufolge hat das Unternehmen vier Mitarbeitende entlassen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt und hat den Betrieb durchsucht.
"Derzeit ist nicht absehbar, ob und wann der Betrieb wieder aufgenommen werden kann", hieß es von der Bayerischen Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen am vergangenen Freitag.
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