Beim Besuch des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa im Weißen Haus hat US-Präsident Donald Trump seinen Amtskollegen öffentlich vorgeführt. Im Oval Office ließ Trump plötzlich das Licht dimmen und Videoaufnahmen zeigen, um seine "Genozid"-Vorwürfe gegen Südafrika zu untermauern. Die Bilder zeigten Gräber am Rande einer Straße, sagte der Republikaner. "Es ist ein schrecklicher Anblick. So etwas habe ich noch nie gesehen."
Trump verlangte von Ramaphosa "Erklärungen" für das Schicksal weißer Farmer in Südafrika. Die Menschen würden in ihrer Heimat "hingerichtet" und ihr Land werde beschlagnahmt, sagte Trump.
Fachleute widersprechen allerdings Trumps Darstellung eines angeblichen Völkermords. Damit greift er eine in rechtsextremen Kreisen verbreitete Verschwörungstheorie vom sogenannten "weißen Genozid" auf.
"Hat man Ihnen gesagt, wo das ist?"
Ramaphosa entgegnete mit Blick auf die angeblichen Gräber: "Hat man Ihnen gesagt, wo das ist, Herr Präsident? Ich würde gerne wissen, wo das ist, denn das habe ich noch nie gesehen." Er werde dem nachgehen, versprach der südafrikanische Präsident. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, sollen die gezeigten Videoaufnahmen aus Goma in der Demokratischen Republik Kongo stammen.
Trump hielt auch ausgedruckte Artikel über angebliche Gewalt an weißen Landwirten in die Höhe, ging die Seiten einzeln durch und kommentierte dazu: "Tod, Tod, Tod." Am Ende übergab er seinem Amtskollegen den Stapel an Papieren.
Ramaphosa bemühte sich wiederholt, die Lage zu entspannen. Er sei bereit, über alles zu reden - ohne das Beisein von Reportern. Der südafrikanische Präsident versuchte auch mehrfach, Trump zu schmeicheln und ihn mit politischen Angeboten - etwa dem Zugang zu südafrikanischen Rohstoffen - milder zu stimmen. Zumindest teilweise zeigte die Charmeoffensive Wirkung: So hielt sich der US-Präsident offen, womöglich doch im November am G20-Gipfel in Südafrika teilzunehmen.
Trump wirft Südafrika "Genozid" an weißen Bauern vor
Der US-Präsident hatte der Regierung in Pretoria bereits wiederholt einen "Genozid" an den Nachfahren weißer Kolonialisten vorgeworfen, die ab dem 17. Jahrhundert nach Südafrika eingewandert waren - überwiegend aus den Niederlanden, aber teils auch aus Deutschland.
Anfang Februar hatte Trump Hilfen für Südafrika eingefroren. Im März hatten die USA zudem den Botschafter des Landes ausgewiesen. Kürzlich hatten die USA eine erste Gruppe der weißen Südafrikaner aufgenommen und ihnen Flüchtlingsstatus erteilt - obwohl Trumps Regierung die Aufnahme von Flüchtlingen etwa aus Kriegs- und Krisengebieten weitestgehend gestoppt hat.
"Es tut mir leid, dass ich kein Flugzeug für Sie habe"
Die südafrikanische Regierung hatte die Vorwürfe der Amerikaner vor Ramaphosas Besuch entschieden zurückgewiesen und die Übersiedlung scharf kritisiert. Ramaphosa reiste schließlich eigens nach Washington - mit dem Ziel, die Spannungen zwischen beiden Ländern abzubauen.
Trumps Auftritt vor zahlreichen Reportern erinnerte an den Eklat im Weißen Haus Ende Februar, als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rausgeworfen wurde. Dazu kam es diesmal nicht, zwischendurch wurde sogar gescherzt. Ramaphosa wollte mit einem augenzwinkernden Kommentar zum umstrittenen Luxusjet-Geschenk aus Katar die Stimmung aufhellen: "Es tut mir leid, dass ich kein Flugzeug für Sie habe", sagte er zu Trump. Dieser konterte: "Ich wünschte, Sie hätten eines." Er würde es annehmen.
Zum Hören: USA nehmen geschenktes Luxusflugzeug von Katar an
Der Fahrzeugkonvoi von US-Präsident Trump steht neben einer 12 Jahre alten Boeing 747-8 im Besitz Katars.
Mit Informationen von dpa und AFP
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