Singende Menschen stehen vor einem alten Backofen.
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So wie in Hüttenbach/Simmelsdorf im Nürnberger Land feiern derzeit viele Gemeinden die alte Tradition des gemeinsamen Brotbackens.

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Tradition befeuern: neues Leben für alte Öfen

Tradition befeuern: neues Leben für alte Öfen

Zu Uromas Zeit waren eigene Backöfen selten. Die Menschen buken ihr Brot in Gemeinschaftsbacköfen, die oft in der Dorfmitte standen. Diese Tradition feiern viele Gemeinden auch in Franken jeden Sommer im Rahmen von geselligen Backofenfesten.

Über dieses Thema berichtet: Fränkische Gschichten am .

Zu Großmutters Zeit war der Gemeinschaftsbackofen der Mittelpunkt des Dorfes. Dort traf man sich, buk seine Kuchen und Brote und hielt einen Plausch. Nicht jeder hatte zu Hause einen eigenen Backofen, es gab oftmals nur einen einzigen im Dorf, der dann mehrmals an einem Tag angeschürt wurde. Als immer mehr Bäcker frische Ware anboten, verloren die Gemeinschaftsbacköfen ihre Bedeutung. Viele wurden abgerissen, von manchen sieht man heute noch die Überreste. Einige aber wurden von ihren Besitzern oder Vereinen restauriert und am Leben gehalten.

Einer davon steht in Hüttenbach, das zur Gemeinde Simmelsdorf im Nürnberger Land gehört. Jeden zweiten Sonntag im Juli lädt der Fremdenverkehrs- und Ortsverschönerungsverein Hüttenbach zum traditionellen Backofenfest ein, wie es im Sommer vielfach in Franken gefeiert wird.

100 Brotlaibe fürs Backofenfest

Schon Anfang der Woche beginnt Christian Raum mit der Zubereitung eines Brotteiges. 100 Brotlaibe sollen bis zum Fest fertig sein. Sie werden am Tag davor im restaurierten Backofenhäuschen gebacken, das auf einer privaten Wiese im Ortskern von Hüttenbach steht. Christian Raum ist zwar kein Bäcker, sondern Lebensmitteltechniker, doch mit dem Brotteig hat er viele Jahre ehrenamtliche Erfahrung und verbessert es jedes Jahr ein wenig. Es sei ein Sauerteigbrot aus Roggenvollkornmehl, erzählt er, und enthalte typisch fränkische Brotgewürze wie Kümmel, Fenchel und Koriandersaat. Sonst nichts.

Backen wie früher

Am Samstag spielt dann Christians Bruder Matthias Raum eine Hauptrolle und tritt dabei auch in die Fußspuren des gemeinsamen Großvaters: Dieser war um die Jahrtausendwende der Ofenheizer des Ortsverschönerungsvereins. Nun heizt Matthias den alten Backofen ein, in dessen Schlund 35 Brote nebeneinander passen. Dafür zündet er im Backraum ein Holzfeuer an. Die Hitze wird von den Klinkersteinen aufgenommen und später, wenn die Asche sauber hinausgekehrt wurde, wird das Brot in der verbliebenen Hitze etwa eine Stunde gebacken. Dann beginnt das Einschüren von vorne. Nach drei Durchgängen liegen 100 zwei-Kilogramm-Laibe mit dicker, brauner Kruste zum Auskühlen im Feuerwehrhaus gegenüber der Festwiese.

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Matthias Raum holt mithilfe eines Brotschiebers ein frisch gebackenes Roggenbrot aus dem restaurierten Gemeinschaftsbackofen in Hüttenbach

Das "Brot des Jahres"

Um die 500 Gäste aus der Gegend lockt das Hüttenbacher Backofenfest jedes Jahr bei schönem Wetter auf die Wiese vor dem Ofenhäuschen. Den Gästen serviert der Verein an diesem Tag frischen Zwiebelkuchen aus dem großen Backofen, an dem Matthias Raum auch heute mit einem großen Schieber in der Hand arbeitet. Er wird insgesamt 180 pizzagroße Zwiebelkuchen aus dem Ofen fischen. Zusätzlich gibt es belegte Scheiben des am Samstag gebackenen Festbrotes, mal mit Käse, mit Schinken, Butter oder mit Tomate-Mozzarella belegt. Viele Besucher lassen sich die Chance nicht entgehen, einen der Brotlaibe am Stück zu kaufen. "Schmeckt ganz anders als vom Bäcker", schwärmt eine Frau. "Ich kaufe nur einmal im Jahr Brot, und das ist beim Backofenfest in Hüttenbach", sagt ein Festbesucher.

Gemeinschaftsgefühl am alten Ofen

Mehr noch als der Genuss von Brot und Zwiebelkuchen zieht die Menschen jedes Jahr die Gesellschaft aufs Backofenfest. Der erste Vorstand des Fremdenverkehrs- und Ortsverschönerungsvereins Hüttenbach, Andreas Keutsch, lässt seinen Blick zufrieden über die besetzten Bierbänke und lächelnde Gesichter schweifen und sagt: "Es ist in unserer Satzung schon festgeschrieben, dass wir den Dorfzusammenhalt stärken. Und mit so einem Sommerfest, so einem Backofenfest – wo, wenn nicht hier."

Wie in Hüttenbach schüren in den Sommermonaten viele Gemeinden in Franken ihre alten Gemeinschaftsbacköfen für ein Sommerfest an. Diese bekommen damit wieder eine wichtige Funktion: Ging es früher ums tägliche Brot, geht es heute um die Pflege der Dorfgemeinschaft.

Weitere Backofenfeste im Sommer 2024

27. Juli in Förrenbach (Happurg, Nürnberger Land), Mittelfranken

27. Juli Eismannsberg (Altdorf, Nürnberger Land), Mittelfranken

3. August in Steinbach (Ebelsbach, Lkr. Hassberge), Unterfranken

3. August in Rückersdorf (Nürnberger Land), Mittelfranken

17. August in Lieritzhofen (Alfeld, Nürnberger Land), Mittelfranken

24. August in Ebermannstadt (Lkr. Forchheim), Oberfranken

31. August in Vorra (Velden, Nürnberger Land)

6. bis 9. September in Schondra (Lkr. Bad Kissingen), Unterfranken

15. September in Sankt Helena (Simmelsdorf, Nürnberger Land), Mittelfranken

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