Das Bargeld muss man in den meisten Fällen stecken lassen. Besser, man bedankt sich mit einem Gutschein.
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Das Bargeld muss man in den meisten Fällen stecken lassen. Besser, man bedankt sich mit einem Gutschein.

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Trinkgeld zu Weihnachten: Wem gebe ich was?

Trinkgeld zu Weihnachten: Wem gebe ich was?

Gutscheine für den Müllwerker, Plätzchen für den Buchhändler, Pralinen für den Bankberater: Weihnachten ist eine gute Gelegenheit, um Danke zu sagen. Doch wie viel Trinkgeld ist angemessen? Und wer darf überhaupt Geld annehmen? Ein Leitfaden.

Von
Astrid Uhr

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Müllwerker: Gutscheine statt Bargeld

In München stand vor sechs Jahren ein Müllwerker wegen Bestechlichkeit vor Gericht: Er hatte Gartenmüll mitgenommen und dafür zu Weihnachten Geld erhalten. Jetzt gibt es feste Richtlinien:

"Man darf auf gar keinen Fall Bargeld hergeben. Was aber immer geht, sind zum Beispiel Gutscheine, in einem Wert von maximal 25 Euro pro Person und pro Jahr." Kommunalreferentin Kristina Frank

Mit dieser Regelung will die Stadt München Korruption verhindern und die Gleichbehandlung ihrer Mitarbeiter sichern. Übrigens: Die Höchstgrenze und Form von Zuwendungen wird von Kommune zu Kommune anders gehandhabt. So gilt zum Beispiel in Regensburg die Dienstanweisung, dass Mitarbeiter nur Sachgeschenke bis zu einem Wert von maximal zehn Euro annehmen dürfen, aber niemals Bargeld. Für Mitarbeiter einer privaten Abfallwirtschaftsfirma gelten kommunale Vorgaben übrigens nicht.

Lehrer: Gemeinsame Geschenke mit angemessenem Wert

Zu Weihnachten möchten sich Eltern auch gerne bei den Lehrerinnen und Lehrern ihrer Kinder bedanken. Doch Vorsicht: Sollten sie zu Weihnachten von einzelnen Schülern teure Geschenke annehmen, dann könnte der "Verdacht auf Vorteilsnahme im Amt" entstehen, also Bestechung. Deswegen sind Geschenke von einzelnen Schülern an Lehrer immer problematisch, meint Erich Bachmeier, der ehemalige Schulleiter der Grundschule Windach im Landkreis Landsberg am Lech.

"Mir als Schulleiter war es natürlich immer am liebsten, wenn die Klassen-Elternsprecher oder auch die Elternbeiräte die Geschenke machen, weil damit spricht man für die Eltern der ganzen Klasse." Erich Bachmeier, Schulleiter

Nach Angaben des Bayerischen Kultusministeriums gibt es keine festen Wertgrenzen, es sollte jedoch immer die Gesamtsituation und die Verhältnismäßigkeit beachtet werden. Wenn zum Beispiel ein Lehrer in den Ruhestand verabschiedet wird, darf das Geschenk, in Absprache mit der Schulleitung, auch mal ein bisschen größer sein.

Geschenke sagen jedoch nichts über das Schul-Klima aus, sagt Ex-Schulleiter Erich Bachmeier. Statt großen Geschenken wünscht er sich von den Eltern Vertrauen und Respekt und zwar nicht nur zu Weihnachten, sondern das ganze Jahr hindurch. Ab und an mal Danke sagen, am Elternsprechtag oder zwischendurch per Mail, darüber freuten sich Lehrer viel mehr als über teure Geschenke.

Bankberater: Compliance-Regeln für Geschenke

Was man als Dienstleister an Geschenken akzeptieren darf und was nicht, dazu haben Banken feste Richtlinien, wie zum Beispiel die Sparkasse Oberland in Weilheim.

"Mitarbeiter dürfen vom Kunden Geschenke bis zu 30 Euro annehmen. Sollte es einmal darüber sein, dann müssen sie Rücksprache mit ihrem Dienstvorgesetzten halten." Thomas Orbig, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Oberland

Sollte es geringfügig darüber sein, könne der Vorgesetzte das genehmigen. Sonst müsse der Vorstand befragt werden, so Thomas Orbig, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Oberland. Einmal habe ein Mitarbeiter als Dankeschön vom Weilheimer Kunstforum ein großes Gemälde bekommen. Auf Nachfrage beim Vorstand habe er es aber als einmaliges Geschenk behalten dürfen.

Nach den Erfahrungen von Thomas Orbig schenken die Kunden in den Außenstellen am häufigsten Pralinen und Plätzchen zu Weihnachten. Bei einer abgeschlossenen Hausfinanzierung werden die Mitarbeiter auch mal zum Essen eingeladen oder bekommen eine Flasche Champagner, was aber seinen Beobachtungen nach einen Gesamtwert von 30 Euro nie übersteigt.

Buchhändler: Selbstgebackenes zum Durchhalten

Der Weihnachtswahnsinn betrifft besonders das Buchgeschäft: Bestseller über Nacht bestellen, Regale auffüllen, Kunden beraten, Geschenke verpacken, das alles leisten Buchhändler - und manchmal geben sie sogar Lebensberatung, erzählt Kerstin Stawarz von der Buchhandlung Timbooktu in Schondorf am Ammersee. "Wir müssen hinterfragen, was ist gewünscht, und dabei erfährt man vieles. Und manchmal gehen die Gespräche auch weit über den Buchkauf hinaus. Kunden kommen und suchen Rat".

Die Buchhandlung Timbooktu ist die einzige im Ort und hat durchgehend geöffnet. Viele Stammkunden schätzen den Einsatz der Buchhändler, ihre Dankbarkeit zeigen sie oft in Worten, aber gerne auch mit Leckereien, mit einem Stück Kuchen oder Torte, momentan auch mit Plätzchen und Pralinen. "So können wir den Weihnachtsstress viel besser aushalten", freut sich Buchhändler Jürgen Wiedemann. Am angenehmsten seien die Kunden am 24. Dezember: Sie zögern nicht lange, sondern entscheiden sich schnell.

Ein Dankeschön für Ehrenamtliche

Niemand muss ein schlechtes Gewissen haben, weil er seinen Buchhändler oder Bankberater oder Müllwerker zu Weihnachten noch nie bedacht hat. Letztlich bekommt jeder Dienstleister ja sein festes Gehalt. Wichtiger ist es, die zu belohnen, die ohne Gehalt arbeiten: die Ehrenamtlichen. Ob Fußball-Trainer oder kirchliche Jugendleiterin: Sie alle freuen sich an Weihnachten über ein Dankeschön, idealerweise in Gutscheinform.

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