Deutschlandweit war es seit 1931 noch nie so trocken wie 2025 von Anfang Februar bis Mitte April. Nur 40 Liter Regen pro Quadratmeter im Durchschnitt. Besonders dramatisch ist die Trockenheit für Wiesenbrüter. Dabei zählen sie bereits seit Jahrzehnten zu den am stärksten gefährdeten heimischen Vogelarten.
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Totenstille statt Warnrufe
"Zappenduster" - Anton Burnhauser meint die Lage der Kiebitze. Mit dem Fernglas schaut er über die Felder im Aislinger Ried im Landkreis Dillingen. Der Biologe im Ruhestand koordiniert seit elf Jahren das Wiesenbrüterschutzprojekt der Höheren Naturschutzbehörde von Schwaben. "Aber so etwas wie heuer haben wir noch nie erlebt. Es ist Totenstille". Normalerweise würden um diese Zeit die Altvögel mit lauten Warnrufen ihre Jungen alarmieren, wenn jemand mitten im Brutgebiet auf dem Weg steht.
Anton Burnhauser ist in einem Bereich des Aislinger Riedes, in dem in normalen Jahren acht bis zehn Kiebitzpaare brüten. Heuer haben nur fünf Paare gebrütet, bei dreien sind Junge geschlüpft. "Ein Junges ist noch bis vor ein paar Tagen hier rumgesprungen in dem Maisfeld mit Wintermulch. Und das ist jetzt auch weg".
Wenig Grünland – wenig Futter
Im Aislinger Ried ist die Lage besonders dramatisch, denn in der Flur sind wenig Wiesen und kaum nasse Strukturen vorhanden. In anderen Jahren sichern neben Graswegen vereinzelte Streifen zwischen den Feldern das Auskommen der jungen Kiebitze. "Da steht normalerweise immer ein paar Wochen das Wasser, und da ist heuer absolut nichts." Auf so einem eigentlich nassen Streifen sind bereits breite Trocken-Risse im Boden zu sehen.
Vertrocknete Böden bieten kaum Insekten und Spinnen
"Der Wiesenbrüterschutz steht und fällt mit dem Wasser", so Burnhauser. Denn in und auf feuchtem Boden finden die kleinen Kiebitze ihre Nahrung: Spinnen, Insekten und kleine Würmer. Die Kleintiere sind in der Dürre umgekommen oder in tiefere Bodenschichten gekrochen. Und jetzt verhungern die kleinen Kiebitzjungen.
Normalerweise suchen sie ihr Futter nur am Rand offener Flächen, damit sie schnell wieder ins hohe Gras oder ins Getreidefeld in Deckung gehen können. "Aber die müssen jetzt alles absuchen, die müssen Hochrisiko fahren", während ihre Fressfeinde Milane, Krähen und Rohrweihen am Himmel kreisen. "Im Grund ist das schon ein Vabanque-Spiel", so der Biologe. Die Brutzeit und die ersten viereinhalb Lebenswochen sind die gefährlichsten im Leben der Wiesenbrüter. Danach können sie fliegen. Und auch Marder und Fuchs leichter entkommen.
Bewässern hilft nur kurz
Ein paar Kilometer weiter, im Eppisburger Ried ist die Lage nicht ganz so dramatisch. Da gibt es einzelne Jungtiere. Woran liegt das? Hier sind in den letzten Jahren kiebitzfreundliche Strukturen wie nasse Biotope und offene Bodenstellen geschaffen worden – mit Hilfe des LIFE-Förderprogramms der EU.
Eine solche Kiebitzfläche hat Anton Burnhauser in den letzten Tagen ein paar Mal bewässert. Da versammeln sich jetzt die erwachsenen Kiebitze. Doch das bringt nicht viel. "Diese Kleinmaßnahmen, das sind alles Feuerwehrmaßnahmen, was wir machen. Das zeigt, dass es funktioniert. Aber im großen Ganzen ist es zu wenig". Der Wiesenbrüterschutz müsse künftig "eine Nummer größer drehen", so Burnhauser.
Wasser für Wiesenbrüter und Landwirtschaft
Eine Nummer größer drehen, damit meint der Biologe: In Entwässerungsgräben müssten regelbare Wehre eingebaut werden, die das Wasser in der Fläche halten. Die Entscheidung, ob angestaut wird oder nicht, sollte dann bei den Landwirten liegen. Damit die Wiesenbrüter und die Landwirtschaft genug Wasser haben.
Denn es werden weitere trockene Frühjahre kommen. In einer Hinsicht ist Anton Burnhauser optimistisch: "Ich könnte mir vorstellen, dass man das im Donauried schon schaffen kann, weil wir da große Aufgeschlossenheit bei den Landwirten haben."
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