Anwohner Klaus Bolch ist sauer: "Ich finde es unbegreiflich und unverantwortlich, dass man mit allen Mitteln versucht, in einem Trinkwassereinzugsgebiet ein Bergwerk zu installieren", sagte er in der Sendung "jetzt red i". Er verweist darauf, dass dieses Projekt für die Firma Knauf ein Pilotprojekt sei: "Und ich frage mich jetzt: Warum will man unbedingt, in Zeiten, wo sowieso das Trinkwasser immer knapper wird, das Risiko eingehen?"
In seiner Heimat Altertheim will die Firma Knauf aus Iphofen bis 2027 ein neues Gipsbergwerk bauen. Warum das Projekt so umstritten ist? Erstens: Es soll unterhalb des Grundwasser-Spiegels nach dem Rohstoff gebohrt werden und zweitens: Das geplante Bergwerk liegt in der Nähe der "Zeller Quellen", die rund 65.000 Menschen alleine in Würzburg mit Trinkwasser versorgen.
Staatssekretär: Trinkwasserschutz "nicht verhandelbar"
Einer der verantwortlichen Politiker ist Tobias Gotthardt (Freie Wähler), Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium. Er versuchte, die Gemüter zu beruhigen: Man prüfe den Antrag ausführlich und vor allem: "Höchster Trinkwasserschutz ist in Bayern nicht verhandelbar – ohne Wenn und Aber."
Trinkwasserschutz ist das Stichwort für Kerstin Celina, Landtagsabgeordnete der Grünen aus der Region. Sie sprach sich deshalb klar gegen das Gipsbergwerk aus. "Es gibt keine Abwägung zwischen Trinkwasserschutz und anderen Dingen. Sobald eine Gefährdung besteht, ist der Trinkwasserschutz vorrangig und es hat nicht genehmigt zu werden."
Grüne: Gips könne man auch woanders abbauen
Sie verwies als weiteres Gegenargument auf die Wasserknappheit in dem Gebiet rund um Altertheim und betonte, dass Gips ein "Allerweltsrohstoff" sei, den man auch woanders abbauen könne: "Es gibt in Unterfranken und im Südharz weitere Möglichkeiten, Gips zu fördern. Aber das Trinkwasser in unserer Region – davon hängen wir ab."
Gips elementar für Baubranche
Derzeit liegt das Vorhaben mitsamt dem Gutachten, das die Baufirma hat erstellen lassen, beim Bergamt Nordbayern zur Genehmigung. Tobias Gotthardt (Freie Wähler) meinte dazu: "Dann können wir sagen, ob es möglich ist oder nicht." Er warb dafür, in die Behörden zu vertrauen. Gotthardt betonte, wie wichtig Gips für die Baubranche in Bayern sei. Deshalb wolle er schauen, was möglich ist. Und das Ganze zur "Chefsache" in seinem Ministerium machen.
Unterstützung bekam Gotthardt dabei von Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Unterfranken: "Über die Hälfte der Betriebe sind vom Gipsabbau abhängig." Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie stark man von Lieferketten abhänge, deshalb sei eine lokale Rohstoff-Gewinnung aus seiner Sicht wichtig. Paul wünschte sich mehr Sachlichkeit in der Debatte und mehr Vertrauen in "rechtsstaatliche Reglements".
Firma Knauf: "Seriöses Vorgehen"
Der Punkt Vertrauen war auch den Mitarbeitenden des Weltunternehmens Knauf wichtig, die zum Mitdiskutieren in die bis auf den letzten Platz gefüllte "jetzt red i"-Arena in Höchberg gekommen waren. Dietmar Stich sagte etwa: "Ich bin fast 40 Jahre bei der Firma Knauf, ich kann nur bestätigen, dass hier ein seriöses Vorgehen gemacht wird."
Und sein Chef Jan Ellringmann, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Firma Knauf, betonte ebenfalls, dass alle Seiten sorgfältig im Vorfeld der Beantragung abgewogen wurden. Auf "Basis der Faktenlage" müsse man davon ausgehen, dass Trinkwasserschutz und Gipsabbau vereinbar seien: "Wenn es das nicht wäre, hätten wir das Projekt schon längst gestoppt, weil es nicht vereinbar ist mit dem wirtschaftlichen Betrieb eines Bergwerks."
Die Debatte in Höchberg zeigte: Das Thema wird vor Ort heiß diskutiert. Ob das geplante Gipsbergwerk gebaut werden kann, müssen jetzt die Behörden entscheiden. Politiker und die Anwohnerinnen und Anwohner wollen aber zumindest weiterhin im Gespräch bleiben.
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