Polarlicht über Markt Indersdorf am 5.11.2023
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Polarlicht über Markt Indersdorf am 5.11.2023

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"Sehr seltene Brillanz": Starkes Polarlicht über Bayern

"Sehr seltene Brillanz": Starkes Polarlicht über Bayern

Wer am Sonntagabend zufällig in den Himmel über Bayern geblickt hat, konnte in einigen Regionen ein ungewöhnlich starkes Polarlicht beobachten. Auch BR-Wetterexperte Michael Sachweh spricht von einer "Brillanz, wie sie nur sehr selten auftritt".

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Wenn bei einem Sonnensturm Plasma in Richtung Erde geschleudert wird, können Polarlichter entstehen. Die bunten Lichterscheinungen tanzen dann vor allem in den Polarregionen über den Himmel. Doch am Sonntagabend konnte man auch in einigen Regionen in Bayern ein ungewöhnlich starkes Polarlicht sehen. So erstrahlte der Nachthimmel zum Beispiel über dem oberbayerischen Walchensee rot gefärbt. Vor allem in ländlichen Regionen waren die Lichter gut zu sehen.

Die Sonne ist aktuell besonders aktiv

Polarlichter sind in Finnland, Norwegen, Island und auch in Kanada Standard, doch seit Jahresbeginn werden sie gehäuft auch in unseren Breiten gesichtet. Erklären lässt sich das mit einer gesteigerten Aktivität unserer Sonne.

"Das ist prinzipiell nicht ungewöhnlich und geschieht in regelmäßigen Zyklen rund alle elf Jahre", erklärte Markus Rapp, Direktor am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt bei BR24 bereits im Mai dieses Jahres. Er beschreibt den Sonnenzyklus, also den magnetischen Aktivitätszyklus der Sonne. Dieser steuere im Moment tatsächlich wieder auf ein neues Maximum zu. Das heißt also, dass es in der Sonnenatmosphäre regelmäßig zu Ausbrüchen von energiereichen Teilchen kommt.

Das nächste Maximum wird im Jahr 2025 erwartet. Frühling und Herbst sind statistisch gesehen die besten Jahreszeiten, um in Deutschland Polarlichter zu entdecken.

Erdmagnetfeld lenkt elektrisch geladene Teile zu den Polen

"Ohne den permanenten Strom elektrisch geladener Teilchen, der von der Sonne ausgeht und auch 'Sonnenwind' genannt wird, gäbe es kein Polarlicht", weiß auch BR-Wetterexperte Michael Sachweh. Beim Sonnenwind handelt es sich hauptsächlich um Protonen (Wasserstoffionen) und Elektronen, die von der Sonne ausgestoßen werden. Sie rasen mit Geschwindigkeiten von 300 bis über 1.000 km pro Sekunde durch den Weltraum und treffen dabei eben auch auf die Erde.

Doch unser Planet ist geschützt, durch sein Magnetfeld. Ohne dieses wäre die Erde einem ungemütlichen Bombardement der energiereichen Partikel ausgesetzt. Aber das Erdmagnetfeld lenkt die elektrisch geladene Teilchenstrahlung aus dem Weltraum zu den Polen hin ab.

Sauerstoff sendet grünes und rotes, Stickstoff violettes Licht aus

An den Polen bringt der Sonnenwind die Luftmoleküle in einer Höhe von 65 bis 800 Kilometern zum Leuchten: Sauerstoff sendet grünes und rotes Licht, Stickstoff hingegen violettes Licht aus – die spektakulären Polarlichter. "In rund 120 bis 140 Kilometer liegt zunächst das Intensitätsmaximum des grünen Lichts, während das rote Polarlicht meist aus Höhen über 200 km zur Erde strahlt", erklärt BR-Wetterexperte Sachweh.

Mehrheitlich kommen sie tatsächlich nur in der Nähe der Erdpole vor, wie ihr Name sagt. Doch zu Zeiten hoher Sonnenaktivität kann man sogar bei uns Polarlichter sehen. Das himmlische Feuerwerk am Sonntag konnte auch in Österreich wahrgenommen werden.

Im Video: Sonneneruptionen – Gefährliches Weltraumwetter

Polarlichter, aufgenommen in der Nähe von Tromsö, Norwegen. Polarlichter sind Gradmesser für das Weltraumwetter.
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Polarlichter

Vorhersage leider kaum möglich

Wann Polarlichter zu sehen sind, ist leider nur schwer im Vorhinein zu sagen. "Im Unterschied zur modernen Wettervorhersage ist die Polarlichtprognose eine vage und dabei sehr kurzfristige Angelegenheit, abhängig von der Sonnenaktivität", so Sachweh. Aufgrund der enormen Geschwindigkeit der ausgestoßenen Sonnenpartikel bleibe nur eine kurze Vorwarnzeit.

Auch der Meteorologe zeigte sich beeindruckt von der Klarheit und der Pracht des Wetterphänomens am Abend: "Was wir in Bayern heute zu sehen bekommen, ist in dieser Brillanz sehr selten."

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