Jetzt ist es amtlich: Eine Umfrage unter Expats, also unter Mitarbeitern, deren Firmen sie ins Ausland entsenden, hat ergeben, dass München die unfreundlichste Stadt der Welt ist – sogar noch griesgrämiger als Berlin oder Hamburg.
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Anthony Rowley, gebürtiger Brite, Autor zahlreicher Bücher über Bairisch und die Bayern, Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften – er mag die Münchner. Er hält die schroffe Münchner Art für eine Methode, anzubandeln: "Ich finde, dass der Münchner Grant richtig vom Herzen kommt!". Viele andere aber verzweifeln daran.
Umfrage: Letzter Platz für München
Das Internet-Portal Internations.org hat eine Umfrage unter 12.500 Expatriates weltweit durchgeführt. Gefragt wurde, wie leicht es am Entsendeort ist, Freundschaften zu schließen und in die lokale Kultur einzutauchen. Leicht ist das in Malaga in Spanien – Platz 1 bei Freundlichkeit und Willkommenskultur. Überhaupt liegen spanische Städte im Ranking weit vorne. Unter den letzten zehn Plätzen sind allein fünf deutsche Städte: Köln, Frankfurt, Berlin, Hamburg – und auf Platz 53 von 53: München.
Der Münchner als Kokosnuss
Kiriko Nishiyama ist interkulturelle Beraterin, sie lebt seit 20 Jahren in München. Sie sagt, es habe allein zehn Jahre gedauert, bis sie in München Freundschaften knüpfen konnte. "Die Münchner sind typischerweise etwas grantig", sagt sie. Dazu kommt: Viele Expats haben anfangs große Schwierigkeiten mit der Bürokratie und mit den zahlreichen komplizierten Regeln. Allein ein Ticket für die S-Bahn zu kaufen, sei für Ausländer ein Alptraum – die Münchner bei Regelverstößen aber streng.
Nishiyama vergleicht die Münchner mit einer Kokosnuss: unansehnliches Äußeres, harte Schale, die müsse man erst mal knacken. Sie wünscht sich mehr Flexibilität von den Münchnern – und mehr Lächeln.
Schön – aber distanziert
"München ist die beste Stadt der Welt", verkündet Viktoria. Sie ist vor neun Jahren zum Studium aus der Ukraine gekommen und geblieben. Aber mit den Münchnern sei es schwierig. Ukrainer, sagt Viktoria, sind viel direkter, die Münchner dagegen zwar freundlich, aber distanziert: "Es ist schwierig, mit den Münchnern in Kontakt zu treten und diesen Kontakt lange genug zu behalten, damit daraus eine Freundschaft wird." Und so hat sie bis heute fast nur Freunde aus der internationalen Gemeinschaft in München.
Alleinstellungsmerkmal Grant
Anthony Rowley plädiert dafür, dass die Münchner bleiben, wie sie sind. Er schlägt sogar eine Werbekampagne vor, bei der die Stadt offensiv mit ihrem Status umgeht: "Kommen Sie nach München, in die unfreundlichste Stadt der Welt! Genießen Sie unsere herzliche Grantigkeit!"
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