Als einstige Olympia-Trainingsstätte war das Waldkraiburger Waldbad überregional bekannt und beliebt.
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Als einstige Olympia-Trainingsstätte war das Waldkraiburger Waldbad überregional bekannt und beliebt.

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Vom Lost Place zum Badeparadies: Ehrenamtliche retten Freibad

Vom Lost Place zum Badeparadies: Ehrenamtliche retten Freibad

Kein Geld, marode Infrastruktur: Seit zwei Jahren ist das Waldkraiburger Waldbad geschlossen und verkam. Doch dann nahmen die Bürger die Sanierung selbst in die Hand. Trotz 150 Freiwilliger und 600.000 Euro Spenden wird es vor der Eröffnung knapp.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Als einstige Olympia-Trainingsstätte war das Waldkraiburger Waldbad überregional bekannt und beliebt: Das Freibad hat vier große Becken – sogar ein Wellenbecken – und eine Liegewiese mit Spielplatz und Volleyballfeld.

Doch über die Zeit wurde die Sanierung verschlafen, erklärt Bürgermeister Robert Pötzsch: "Wir haben über viele Jahre immer wieder instandgehalten und geschaut, dass es läuft, aber nicht grundlegende Neuerungen und Verbesserungen herbeigeführt." Sämtliche größere Einrichtungen in Waldkraiburg – Schulen, Rathaus und Freizeitstätten – sind ungefähr zur gleichen Zeit entstanden und nun, nach rund 50 Jahren, am Ende ihrer Lebensdauer angekommen.

Klamme Kasse bremst Neubau-Pläne aus

Dieses Problem hat nicht nur Waldkraiburg: Rund 16 Prozent der deutschen Freibäder müssen laut der Förderbank KfW in den nächsten drei Jahren schließen, wenn sie nicht saniert werden.

Die Stadt Waldkraiburg wollte das alte Waldbad aus den Siebziger-Jahren eigentlich abreißen und ein neues, optimiertes Freibad bauen: Doch die ersten Entwürfe für den Neubau hätten über 30 Millionen Euro gekostet – zu viel für die klamme Stadtkasse. Deshalb wäre das Waldbad, das seit 2022 geschlossen ist, auf unbestimmte Zeit im Dornröschen-Schlaf geblieben – wenn nicht die Bürger aktiv geworden wären.

Zum Video: Seit zwei Jahren dicht – Jetzt retten Bürger ihr Freibad

Zwei Jahre war das Waldkraiburger Waldbad im Dornröschen-Schlaf. Ehrenamtliche erweckten es dann wieder zum Leben - mit viel Zeit und Elan.
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Zwei Jahre war das Waldkraiburger Waldbad im Dornröschen-Schlaf. Ehrenamtliche erweckten es dann wieder zum Leben - mit viel Zeit und Elan.

Freibad als Treffpunkt der Generationen

Die Ehrenamtlichen des Fördervereins Waldbad Waldkraiburg haben ein seitenlanges Konzept entwickelt, um das Freibad zumindest teilweise wieder öffnen zu können. Die politische Zustimmung dafür hätten sie sich hart erkämpfen müssen, erzählt Stadträtin Martina Arnusch-Haselwarter. Sie engagiert sich im Förderverein und ist überzeugt: Waldkraiburg braucht das Freibad. Als Treffpunkt für Kinder und Senioren, denn immerhin könne sich nicht jeder einen Urlaub leisten.

So soll das Waldbad gerettet werden

Der Förderverein will das Sportbecken sanieren und das Sprungbecken zum Nichtschwimmerbecken umbauen – mit einem Zwischenboden. Die restlichen Becken waren nicht mehr zu retten. Mit reduzierten Öffnungszeiten und viel Unterstützung durch die Ehrenamtlichen, etwa als Rettungsschwimmer oder Reinigungskräfte, soll das Waldbad so wieder für die nächsten acht Jahre öffnen können. Den Betrieb übernehmen die Stadtwerke, der Verein alle Kosten für die Sanierung: 580.000 Euro.

Firmen und Privatpersonen spenden Geld, Material und Arbeitszeit

Für die Hälfte der benötigten Summe kam ein Waldkraiburger Unternehmen als Hauptsponsor auf. 100.000 Euro sammelte der Verein zudem innerhalb weniger Wochen durch Spendenaufrufe und Events. Für den Rest übernahm eine Unternehmerfamilie zunächst die Bürgschaft, während die Ehrenamtlichen weitersammelten – und ihr Spendenziel letztlich auch erreichten. Durch die Bürgschaft konnten sie Mitte Januar endlich loslegen und Aufträge erteilen. Die Zeit wurde schon knapp, denn im Mai 2025 sollte das Waldbad wieder öffnen.

Zahlreiche lokale Firmen und Banken spendeten Geld, Material oder Arbeitszeit. Ehrenamtliche räumten jeden Samstag auf. Ein Senioren-Trupp war täglich im Einsatz, bereitete Arbeiten für die Fachfirmen vor, strich an oder gärtnerte.

Freibad-Sanierung birgt Risiken

Doch das Projekt birgt auch Risiken: Was, wenn die alte Technik doch nicht funktioniert? Oder das Becken nicht dicht ist? Dass es auch so kommen kann, zeigt das Schutterbad in Wellheim: Dort ging das ehrenamtlich renovierte Schwimmbecken nach wenigen Wochen wieder kaputt. Die Reparaturkosten konnte der Betreiberverein nicht zahlen, deshalb ist das Dorf-Freibad diese Saison wieder geschlossen – auch, wenn sich die Ehrenamtlichen weiter dafür einsetzen wollen.

Die lang ersehnte Eröffnung des Waldkraiburger Waldbads wurde am 24. Mai gefeiert. Nach anfänglichen Problemen mit der Chloranlage stimmte die Wasserqualität in beiden Becken rechtzeitig zum Anschwimmen. Das Schwimmerbecken verliere zwar etwas Wasser, das sei aber noch im Rahmen, so der Geschäftsführer der Stadtwerke, Herbert Lechner.

Wiedereröffnung geglückt: Badegäste und Verein sind happy

Der Förderverein ist stolz und glücklich über die Gemeinschaftsleistung – auch wenn noch immer nicht alles fertig ist. Auf die Ehrenamtlichen wartet weiterhin viel Arbeit, zum Beispiel beim Einwintern nach Saisonende. Im Winter sollen außerdem noch mehr Komponenten der Wasseraufbereitungsanlage ersetzt werden. "Ich stelle jetzt schon wieder ein Team für Herbst zusammen", erzählt Helfer-Koordinator Bernd Wegmann. Auch die Freiwilligen müssen den Eintritt ins Freibad bezahlen: 100 Euro für eine Saisonkarte ohne Ermäßigung, 120 Euro für eine Familie mit zwei Kindern – denn der Verein braucht weiterhin jeden Cent. Die Waldkraiburger haben gezeigt: Mit viel Engagement können Bürger viel bewegen.

Zwei Jahre im Dornröschen-Schlaf: So retteten Bürger ihr Freibad

Marode Becken, veraltete Technik und kein Geld für die Sanierung in der Stadtkasse. Doch die Waldkraiburger ließen sich davon nicht abhalten.
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Marode Becken, veraltete Technik und kein Geld für die Sanierung in der Stadtkasse. Doch die Waldkraiburger ließen sich davon nicht abhalten.

Dieser Artikel ist erstmals am 10. Juni 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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