Die Bahn wertet den Einsatz von Bodycams bei Sicherheitsmitarbeitern in Nürnberg nach fünf Monaten als Erfolg. Die Arbeit der Kollegen sei durch die kleinen Kameras, die am Oberkörper getragen werden, ungefährlicher geworden, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn (DB).
Sehr viel weniger Angriffe
Seit Februar habe es am Hauptbahnhof der Frankenmetropole nur vier Angriffe auf Sicherheitsmitarbeiter gegeben, ein Kollege sei dabei verletzt worden. Im Vergleichzeitraum des Vorjahres seien 17 Mal Mitarbeiter attackiert worden.
Nürnberger Hauptbahnhof als Brennpunkt
Die Nürnberger Bahn-Mitarbeiter waren als erste im Freistaat mit den Kameras ausgestattet worden, weil der dortige Hauptbahnhof als Brennpunkt gilt, an dem es immer wieder Gewalt und Probleme mit Alkohol und Drogen gibt. Die Kameras werden nur zu Zeiten mit erhöhtem Konfliktpotenzial eingesetzt - also bei Fußballspielen, am Wochenende und am Abend. Bei 700 Schichten hatten Nürnberger Bahnmitarbeiter die kleinen Geräte bislang im Einsatz.
"Seit Februar 2018 wurden 17 Videosequenzen aufgezeichnet. In vier Fällen wurden die Daten der Bundespolizei übergeben. In allen anderen Fällen wurden die Aufnahmen nach 24 Stunden gelöscht." Ein Sprecher der Deutschen Bahn
Präventionseffekt der Bodycams
Angriffe auf Bahn-Mitarbeiter nehmen seit Jahren zu: 2011 waren es deutschlandweit 800, im vergangenen Jahr bereits 2.500 Übergriffe.
"Die Mitarbeiter schätzen die Bodycams wegen des präventiven Effekts. Oft genügt schon die Ankündigung der Aufzeichnung, um eine Situation zu deeskalieren." Ein Sprecher der Deutschen Bahn
Videoaufnahmen mit Vorwarnung
Videoaufnahmen werden erst gemacht, wenn nichts anderes mehr hilft. Zunächst versucht der Sicherheitsmitarbeiter, eine brenzlige Situation durch Zureden zu entschärfen. Wenn die Lage zu eskalieren droht, schaltet er den Monitor der Kamera ein - sein Gegenüber kann sich dann auf dem Bildschirm sehen. Wenn das immer noch nicht hilft, drückt er auf den Aufnahmeknopf.
Weniger Drogen, weniger Körperverletzungen
Die Polizei setzt außerdem mehr Beamte ein, und am Bahnhofsvorplatz gilt zwischen 22.00 und 6.00 Uhr ein Alkoholverbot. Darüber hinaus habe man die Zuschüsse für Drogenberatungsstellen erhöht, erklärt die Stadt auf Anfrage. Nach Polizeiangaben hat die Zahl der Körperverletzungen rund um den Bahnhof 2017 um etwa zehn Prozent und die der Drogendelikte um rund 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr abgenommen.
Bodycams bald auch in München
Auch die Sicherheitskräfte am Münchner Hauptbahnhof werden zurzeit im Umgang mit den Körperkameras geschult. Sie sollen noch in diesem Jahr anfangen, mit den Geräten zu arbeiten. Für weitere Bahnhöfe in Bayern gibt es nach Angaben der Bahn derzeit keine Pläne.
Innenminister Herrmann will Bodycams in ganz Bayern
Auch die bayerische Polizei verwendet inzwischen Bodycams. Ein Pilotprojekt gibt es seit Ende 2016 in München, Augsburg und Rosenheim. Innenminister Joachim Hermann (CSU) gab im Februar bekannt, die Kameras im gesamten Land einführen zu wollen.