Die Marienkapelle und der Maibaum von Würzburg vom Marktplatz aus gesehen.
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Auf dem versiegelten Würzburger Marktplatz ist der Maibaum der einzige Baum. Hier hat es schon mal um die acht Grad mehr als im Umland.
Bildrechte: BR/Sylvia Bentele
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Auf dem versiegelten Würzburger Marktplatz ist der Maibaum der einzige Baum. Hier hat es schon mal um die acht Grad mehr als im Umland.

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Heißes Pflaster: Was Würzburg gegen die Hitze unternimmt

Heißes Pflaster: Was Würzburg gegen die Hitze unternimmt

Es bleibt heiß in Bayern, besonders in den Städten Unterfrankens. Im "Hitze-Check" der Deutschen Umwelthilfe schneiden Aschaffenburg, Schweinfurt und Würzburg schlecht ab. Dabei lässt sich viel gegen die Hitze tun. Ein Rundgang durch Würzburg.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Der zentrale Platz vieler Städte ist der Marktplatz. In Würzburg will sich an heißen Tagen jedoch niemand an dem historischen Ort rund um den Obeliskbrunnen aufhalten. Der Grund: die unerträgliche Hitze. Laut Messungen ist es hier an Sonnentagen schon mal um die acht Grad wärmer als im nahen Umland. Ein sogenannter "Hitzeinsel-Effekt": Durch flächendeckende Versiegelung gibt es viele betonierte oder gepflasterte Oberflächen, die sich sehr stark aufheizen und die Hitze speichern, bis in die späten Abendstunden hinein.

Würzburger Marktplatz: Kein grün nirgends

Ein Marktplatz ohne Aufenthaltsqualität? Die Verkäuferinnen und Verkäufer des Würzburger Wochenmarkts haben darunter zu leiden. "Grüner Markt" wird der auch genannt. Aber "grün" ist hier, außer dem Gemüse, nichts.

"Guck mich an, ich hab fast nichts an, noch weniger geht nicht", sagt eine Verkäuferin lachend. "Hier ist alles versiegelt, die Luft staut sich einfach nur", sagt sie. Ihr Trick: Alle paar Stunden läuft sie zum Marktbrunnen hinüber und hält ihren Kopf in den Wasserstrahl. Wobei der Brunnen nur einen spärlichen Wasserstrahl freigibt, der träge in die Auffangschale tropft.

Bei Hitze bleiben die Kunden weg

Auch Herr Zimmermann vom Stand nebenan macht dort sein T-Shirt nass, um sich abzukühlen. Er sagt, dass an heißen Tagen viele Kunden wegbleiben. "Dann gehen wir meistens auch ein bisschen früher". Sein Kollege im Stand daneben bestätigt das, "dann ist ab elf, 12 Uhr tote Hose".

Doch hier Bäume zu pflanzen ist schwierig, direkt unter dem Marktplatz ist eine Tiefgarage. Außerdem wird der Platz immer wieder für Veranstaltungen aller Art genutzt, vom Weihnachtsmarkt bis zum "Weindorf".

Institut für Stadtgrün rät zum Umdenken

Jürgen Eppel vom Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau kennt die Problematik auf solchen historischen Plätzen. Seit dem Mittelalter sei es nie ein Thema gewesen, dort einen Baum zu pflanzen, sagt er und fügt hinzu: "Vielleicht müssen wir jetzt heute umdenken." Eppel und seine Kollegen beschäftigen sich mit grünen Lösungen für Stadt und Land.

Die Stadt gibt an, auf dem Marktplatz in Zukunft auf "mobiles Grün" in Pflanzenkübeln setzen zu wollen. Am Rand des Marktplatzes gibt es bereits einen Kübel mit gepflanzten Geranien. Fürs Auge sei das schön, sagt Eppel. Fürs Klima bringe das relativ wenig. Zudem mache das für die Gärtner relativ viel Arbeit.

Visionäre Idee: Ein Pflanzendach am Marktplatz?

Jürgen Eppel fallen andere Dinge ein, die man hier auf dem Marktplatz machen könnte. Zum Beispiel eine bewachsene Überdachung, von der Form her angelehnt an das Münchner Olympiadach: "Also wenn man sowas in abgespeckter Form, von den Gebäuden kommend, in den Platz hineinführen würde, dann hätte man in den Randbereichen mehr Aufenthaltsqualität", sagt er.

Als positives Beispiel nennt Eppel den Würzburger Ringpark. Sein Institut hat in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Baumarten getestet und festgestellt, dass es für die Arten wie Kastanie oder Sommerlinde bald zu heiß sein wird. Stattdessen solle man auf Baumarten setzen, die aus Kleinasien oder Südosteuropa stammen.

Bäume allein werden nicht reichen

Aber mit Grün alleine wird die Stadt die Temperaturen nicht herunterbekommen. "Jedes Wasser, was ich zurückhalte, ist eine Verdunstungsquelle", erklärt Eppel weiter. Er empfiehlt, in der Innenstadt auf kleine oberflächliche Kanäle zu setzen, wie sie es etwa in der Innenstadt von Freiburg gibt. Diese könnten sich aus Wasser speisen, das man in unterirdischen Zisternen von Regentagen zurückhält.

Klimaschutzmanager wollen Öffentlichkeit sensibilisieren

Der Wille ist der Stadt Würzburg nicht abzusprechen. Sie beschäftigt in der Stabsstelle für Klima und Nachhaltigkeit acht Leute. Einer von ihnen ist Markus Leisegang, er ist Klimaschutzmanager. Sein Job: Die Öffentlichkeit für Klimaschutzthemen sensibilisieren und vor Hitze warnen, etwa an Straßenbahn-Haltestellen.

Leisegang verweist auf das Förderprogramm der Stadt, bei dem Begrünungsmaßnahmen für Privatpersonen gefördert werden: Baumpflanzung, Dach- und Fassadenbegrünung oder auch eine Zisterne zum Regenwassersammeln. Alles Teil eines "Hitzeaktionsplans", der seit 2023 umgesetzt werde. Zudem seien bereits sechs historische Trinkbrunnen im Innenstadtgebiet wieder in Betrieb. Für die Verkäufer auf dem Markt eine wichtige Erfrischung.

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