Der Münchner Stadtteil Haidhausen vom Gasteig aus gesehen.
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Olching statt München: Wenn hohe Mieten zum Umzug drängen

Olching statt München: Wenn hohe Mieten zum Umzug drängen

In vielen Städten sind die Mietpreise in den vergangenen Jahren massiv angestiegen. Gerade Familien mit Kindern überlegen sich deshalb, von der Innenstadt ins Umland zu ziehen. Ein Beispiel aus München.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Judith Liebfried sitzt gerade in einem Café am Weißenburger Platz. Sich am Vormittag mal schnell mit der Freundin auf einen Cappuccino treffen, wird für die 39-Jährige bald nicht mehr so einfach möglich sein. Denn sie zieht demnächst mit ihrem Mann und den zwei Kindern von der Stadt aufs Land - von München-Haidhausen nach Olching im Landkreis Fürstenfeldbruck.

Kaum noch bezahlbar in München: Eine Wohnung mit zwei Kinderzimmern

"Wir hatten auch einen Umzug hier im Viertel überlegt, ob es möglich wäre", erzählt Judith Liebfried. "Ich kriege es aber auch mit bei anderen Familien, wie schwierig das ist und dass die Mieten im Verhältnis so exponentiell angestiegen sind, dass es sich einfach finanziell nicht lohnt". Das sei dann auch der Hauptgrund gewesen, warum sich die Familie im Münchner Umland umgeschaut hat. "Weil es realistischer ist, dass man sich das dann noch irgendwie leisten kann".

Familie Liebfried ist da kein Einzelfall. Eine neue Wohnung mit zwei Kinderzimmern muss man sich in einer ohnehin schon teuren Stadt wie München, noch dazu in Haidhausen, erst einmal leisten können.

Mieten-Stopp-Kampagne: "Katastrophale Entwicklung"

Nur ein paar Meter weiter, im ehemaligen Kulturzentrum Gasteig, hat Matthias Weinzierl sein Büro. Er ist der Sprecher der deutschlandweiten "Mieten-Stopp!"-Kampagne und fordert von der Bundesregierung, sich mehr für bezahlbaren, dauerhaften Wohnraum für alle einzusetzen.

Die aktuelle Lage am Wohnungsmarkt bezeichnet er insgesamt als "dramatisch": "Wir mussten feststellen, dass das Hauptargument, das darüber entscheidet, wo ich wohne, der Geldbeutel ist", kritisiert er. Denn viele Menschen könnten mittlerweile nur noch da wohnen, wo sie es sich leisten könnten. "Das war wahrscheinlich immer ein bisschen so, wenn man quasi entscheiden musste, in welchem Wohnviertel man wohnt, aber mittlerweile entscheidet der Geldbeutel sogar, in welcher Stadt man wohnen kann, in welcher Region man wohnen kann - und das ist eine sehr katastrophale Entwicklung".

Grafik: Miet-Steigerungen von 2016 bis 2025

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Grafik: Miet-Steigerungen von 2016 bis 2025.

München, Nürnberg, Augsburg: Teure Mieten vor allem in Städten

In vielen Städten in Bayern sind die Mietpreise bei Neuvermietungen in den letzten neun Jahren massiv in die Höhe geschossen. Bei den drei größten bayerischen Städten zeigt sich diese Entwicklung in konkreten Zahlen so: Zwischen 2016 und 2025 ist in der Landeshauptstadt München die Miete um rund 47 Prozent angestiegen. Fast genauso hoch sind die Steigerungen in Nürnberg: 45 Prozent sind es dort bei den Neuvermietungen. Und in der drittgrößten bayerischen Stadt, in Augsburg, sind die Preise in den letzten neun Jahren sogar um 51 Prozent gestiegen.

Die oben genannten Zahlen beziehen sich nur auf Neuvermietungen, weil sie laut der "Mieten-Stopp!"-Kampagne aussagekräftiger sind als Bestandsmieten mit zum Beispiel alten Verträgen. Dennoch zum Vergleich: Derzeit beträgt die durchschnittliche Miete in Augsburg bereits 12,30 Euro pro Quadratmeter und Monat. In München beträgt die durchschnittliche Miete (in durchschnittlicher Lage) laut aktuellem Mietspiegel der Stadt 14,36 Euro pro Quadratmeter.

Umzug ins Grüne: Ein großer Schritt für die Familie

Zurück zum Weißenburger Platz und zu Judith Liebfried. Sie und ihre Familie genießen jetzt noch die letzten Monate in der Stadt, bevor es dann im August nach Olching geht. Die Familie geht davon aus, dass es schon eine Umstellung sein wird: "Wir waren jetzt zehn Jahre hier in Haidhausen und ich liebe das Viertel sehr, wir sind auch verwurzelt hier, die Kinder, wir haben enge Freundschaften", sagt die zweifache Mutter. Dennoch ist sie optimistisch: "Ich glaube aber auch, dass wir uns gut einleben werden".

Der Umzug von der Stadt ins Grüne wird für die Familie auf jeden Fall ein großer Schritt sein.

Dieser Artikel ist erstmals am 14.05.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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