LBV-Mitarbeiter hält einen toten Greifvogel an den Flügeln.
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Bildrechte: Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V/Heidi Seiß
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Mit verbotenem Gift: Wie Greifvögel heimlich getötet werden

Mit verbotenem Gift: Wie Greifvögel heimlich getötet werden

In Bayern wurden in diesem Jahr bereits mehr Greifvögel vergiftet als im gesamten Vorjahr. Zum Einsatz kam ein Stoff, der in der EU verboten ist. BR24 liegen die aktuellen Zahlen vor. Doch die Dunkelziffer der Vergiftungen dürfte enorm sein.

Über dieses Thema berichtet: UNKRAUT am .

Als Ludwig Dinzinger Anfang des Jahres in seinem Waldstück in Wallkofen im Landkreis Straubing-Bogen vorbeischaut, kommt ihm etwas seltsam vor. Er entdeckt einen großen toten Vogel. "Da ist mir in Erinnerung gekommen, dass hier in der Gegend schon öfters Vögel vergiftet worden sind. Und dann haben bei mir ein bisschen die Alarmglocken geschrillt." Dinzinger verständigt die Polizei.

Wieder ein Fund im Landkreis Straubing-Bogen

Der tote Vogel ist ein Rotmilan. Einer der ersten Verdachtsfälle von illegaler Tötung Anfang 2025. In der Region um Straubing - einer Gegend, die bereits vor vier Jahren wegen mehrerer vergifteter Greifvögel innerhalb kurzer Zeit Schlagzeilen machte.

Pathologen am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit haben den Vogel seziert und bestätigen den Verdacht des Waldbesitzers. "Auffällig war, dass im Hals des Vogels ein Stück Fleisch gesteckt ist", sagt die Pathologin Melanie Bühler. Das Tier ist also kurz nach der Nahrungsaufnahme gestorben.

Bildrechte: Polizeistation Mallersdorf-Pfaffenberg
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Tatort-Foto der Polizeistation Mallersdorf-Pfaffenberg von einem aufgefundenen toten Greifvogel

Sechs Monate später steht fest: Es war ein verbotenes Gift

Die Giftanalyse hat das Landeskriminalamt durchgeführt. Sechs Monate nach Auffinden des streng geschützten Greifvogels liegt jetzt das Ergebnis vor: Carbofuran war im Kropf und im Magen des Vogels. Ein hochwirksames Gift, das in der EU seit 2008 verboten ist. Der Vogel muss es über einen Köder aufgenommen haben. Also ein Stück Fleisch, das mit dem Gift bestückt war und im Wald ausgelegt wurde.

Projekt "Tatort Natur": Naturschutzkriminalität besser aufklären

Im Rahmen des Projekts tatort-natur.de [Externer Link], das vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) und der Gregor-Louisoder-Stiftung initiiert wurde, werden alle Fälle von illegaler Tötung von Greifvögeln in Bayern dokumentiert. Nicole Meier vom Landesbund für Vogelschutz zieht Bilanz für das erste Halbjahr:

"Wir haben 34 Tiere, wo ein Vergiftungsverdacht bestand. Letztendlich bestätigt hat sich dieser Verdacht bis jetzt in 14 Fällen. Dazu kommen noch zwei Giftköder." In vier weiteren Fällen stehe aber noch das toxikologische Ergebnis aus, so die Biologin. Im gesamten Jahr 2024 wurden nachweislich 13 vergiftete Greifvögel in Bayern gefunden. Dazu eine vergiftete Taube.

Experten gehen von hoher Dunkelziffer aus

Die Dunkelziffer bei solchen Straftaten dürfte weit höher liegen. Nur etwa fünf Prozent dieser Tötungen werden überhaupt entdeckt, so das Ergebnis mehrerer Studien. Bettina Schröfl von der LBV-Kreisgruppe Straubing-Bogen hat die Vermutung, dass Täter die toten Vögel mitunter heimlich entwenden, bevor sie sichergestellt werden können. "Wenn ich einen toten Vogel finde, muss ich so lange am Fundort warten, bis die Polizei kommt. Das kann Stunden dauern."

Streng geschützte Greifvögel zu töten ist eine Straftat

Alle Greifvögel sind bei uns streng geschützt. Sie zu töten, ist eine Straftat. Die mögliche Höchststrafe beträgt fünf Jahre Gefängnis. Doch trotz Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft ist es bis jetzt noch nie gelungen, Täter zur Rechenschaft zu ziehen, so der Landesbund für Vogel- und Naturschutz.

Tatort ohne Zeugen: Täter nur schwer zu ermitteln

Für das Polizeipräsidium Niederbayern liegt der Hauptgrund darin, dass die Taten in abgelegenen Gegenden passieren. Es gingen daher wenig Hinweise von Zeugen ein. Auch im Fall des Rotmilans aus Wallkofen gibt es nach Auskunft der Polizei Mallersdorf keinen Hinweis auf einen Tatverdächtigen. Nach Einschätzung von Naturschutzorganisationen und Polizei könnten Jäger oder Brieftaubenzüchter ein Motiv haben, Greifvögel zu töten. Es könne darum gehen, Jagdkonkurrenten auszuschalten oder Haustauben vor einem Angriff durch einen Greifvogel zu schützen.

TV Tipp! "Tödliches Gift: Die illegale Jagd auf Greifvögel in Bayern"

Es passiert heimlich, und ein Großteil der Taten bleibt unentdeckt: Greifvögel werden in Bayern vergiftet, mit illegalen Fallen gefangen oder abgeschossen. Rotmilane, Bussarde und Falken sind aber streng geschützte Arten. Es werden teilweise perfide Methoden eingesetzt. Tauben als lebendige Köder mit Gift präpariert, um Greifvögel anzulocken und zu töten. Die Recherchen zeigen: Die illegale Jagd auf die geschützten Vögel passiert in allen Regionen Bayerns. Unkraut am 7. Juli um 19 Uhr im Bayerischen Fernsehen.

Dieser Artikel ist erstmals am 07. Juli 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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