Hausbesitzer David Siemers (links) und Markus Schönhofer, erster Vorstand des Dartvereins "Flying Kiabull Klousda e.V
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Hausbesitzer David Siemers (links) und Markus Schönhofer, erster Vorstand des Dartvereins "Flying Kiabull Klousda e.V

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"Wieder was für Junge": Wie ein Wirtshaus wiederbelebt wurde

"Wieder was für Junge": Wie ein Wirtshaus wiederbelebt wurde

In immer mehr Orten in Bayern stehen die alten Dorfwirtshäuser leer - und es fehlt ein Treffpunkt im Dorf. In Rinchnach im Bayerischen Wald haben ein "Zugroaster" und ein junger Dartverein das alte Dorfwirtshaus erfolgreich wiederbelebt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Es steht ausladend, himmelblau gestrichen und denkmalgeschützt mitten am Dorfplatz von Rinchnach: das alte "Schopf"-Wirthaus. Es gehörte immer zum Dorfleben, bis der letzte Besitzer verstarb und keiner mehr weitermachen wollte. Das alte "Schopf"- Wirtshaus, so der Hausname, stand lange leer. Zukunft ungewiss!

Und dann kamen David Siemers und seine Lebensgefährtin Antonia Ammon. Eigentlich war das junge Paar vor zwei Jahren nur auf der Suche nach einem Einfamilienhaus. Doch dann verliebten sich die beiden in den Koloss - nahmen einen Kredit auf und kauften das alte Wirtshaus. "Wir sind keine reichen Leute", sagt David Siemers.

Riesiges Gebäude mit 1.800 Quadratmetern Nutzfläche

Als sie das Haus übernahmen, waren sie 25 und 23 Jahre alt. Für den riesigen Gebäudekomplex mit 1.800 Quadratmetern Nutzfläche haben sie einen langen Atem. "Ich mache das hier ja nicht als Investor oder für irgendein gewinnträchtiges Projekt. Ich habe auch keinen Zeitplan. Wenn’s in zehn, fünfzehn Jahren fertig ist – alles gut! Oder in zwei Jahren, auch gut", sagt David Siemers.

Sein Geld verdient der inzwischen 27-Jährige weiterhin hauptberuflich als Webdesigner und Programmierer.

Monteurzimmer statt "Co-Working-Spaces"

Die erste Idee für die alten Fremdenzimmer war noch "großstädtisch": Co-Working-Spaces waren geplant, also Mietbüros. "Aber die Internetverbindung hier ist nicht so stabil", sagt David Siemers. Außerdem gibt’s eigentlich Bedarf für Zimmer, die man mit Gemeinschaftsküche an Monteure vermieten kann. Vier Pensionszimmer wurden dafür renoviert und sind nun fast immer ausgebucht

Pächter für das alte Wirtshaus gesucht – und gefunden

Schwieriger war die Suche nach einem Pächter für die alte Wirtsstube. Die ist zwar mit den massiven Holztischen ausgesprochen gemütlich, die Küche genügt aber nicht mehr den heutigen Behördenauflagen.

Gepachtet hat das Wirtshaus nun der junge Dartverein "Flying Kiabull", also die "Fliegenden Tannenzapfen". Der Verein hat die Räume selbst renoviert, die Stube im alten Stil belassen, das große Nebenzimmer moderner gestaltet - mit Dartgeräten und lauter Musik.

Zwei Abende pro Woche sperrt man auf, samstags sogar bis 3 Uhr früh. Damit gebe es in Rinchnach, das kaum noch Wirtshäuser hat, "endlich wieder was für Junge". Eine Kneipe für die Feierabendhalbe, für den Ratsch und als Treffpunkt. Gekocht wird nicht. Der Verein hat eine Schankerlaubnis und ein Gewerbe angemeldet. Beim Thekendienst wechselt man sich ab. Vom Erlös wird gespendet, zum Beispiel für den Kindergarten.

Ist 2025 auch der alte Wirtshaussaal wieder offen?

Der Saal ist wie oft in alten Dorfwirtshäusern riesig, mit richtiger Musikerbühne seitlich, großer Bühne vorne, dunkelbrauner Holzschänke und schwingendem Holzboden. Aber statt Leben gab es hier am Ende nur noch Sperrmüll. Dartverein und Hausbesitzer haben das meiste herausgeräumt und möchten den Saal wieder herrichten.

Der Bauantrag läuft. Der Verein glaubt an eine neue Zukunft für den Saal. "Die Feuerwehr hat schon bei uns angefragt, ob nicht wieder ein Feuerwehrball stattfinden könnte", erzählt Markus Schönhofer, Vorstand der "Flying Kiabull". "Vielleicht könnte man auch endlich mal wieder einen Kinderfasching bei uns im Dorf haben."

Utopie? Nein, sagt der junge Verein. Unter den 65 Mitgliedern gebe es viele Handwerker, der Vorstand sei Bauleiter von Beruf. Man will den Saal möglichst in Eigenleistung renovieren, Wände streichen, Boden abschleifen, Bänke neu beziehen. David Siemers würde das Material kaufen: "Wir sehen das Ganze sehr positiv und geben da auch Gas", sagt der Wirthausbesitzer. "Für das Finanzielle werden wir auf jeden Fall eine Lösung finden."

Großes Ziel von beiden: das Wolfauslassen, der berühmte Brauchtumsabend in Rinchnach, soll im November 2025 endlich wieder im Saal zu Gast sein – ganz so wie früher, als beim gemeinsamen Läuten der Wolfauslasser-Glocken der Saalboden vibrierte.

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