Die Nato blickt besorgt auf eine mögliche Beteiligung nordkoreanischer Truppen am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Sollte Nordkorea Truppen entsenden, um an der Seite von Russland in der Ukraine zu kämpfen, würde das eine erhebliche Eskalation darstellen", teilte Nato-Generalsekretär Mark Rutte nach einem Gespräch mit dem südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk-yeol mit.
Tausende Soldaten aus Nordkorea
Suk-yeol hatte am Freitag mitgeteilt, dass nach Erkenntnissen des Geheimdienstes seines Landes bereits nordkoreanische Truppen in Russland seien. Den Angaben zufolge soll es um rund 1.500 Soldaten gehen, die in russischen Schiffen nach Wladiwostok transportiert wurden, wo sie mutmaßlich auf einen Einsatz im Ukraine-Krieg vorbereitet werden. Insgesamt soll sich Nordkorea dazu entschieden haben, rund 12.000 Soldaten zur Unterstützung zu schicken, auch Spezialeinheiten.
In einem Telefongespräch mit Rutte sagte der südkoreanische Präsident, Seoul werde die rücksichtslose militärische Zusammenarbeit zwischen Pjöngjang und Moskau nicht tatenlos hinnehmen. Er kündigte laut seinem Büro an, Südkorea werde demnächst eine Delegation zur Nato entsenden, um Informationen über die russisch-nordkoreanische Zusammenarbeit auszutauschen.
Auswärtiges Amt: "Eine Form der Eskalation"
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte vor Journalisten in Berlin, man beobachte schon länger eine immer engere Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea und rufe Nordkorea mit Nachdruck dazu auf, jegliche Form der Unterstützung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zu unterlassen. "Es ist auch etwas verzweifelt, wenn jetzt auf nordkoreanische Fähigkeiten rekurriert werden muss", fügte sie hinzu. "Und dass das eine Form der Eskalation wäre, ist natürlich völlig klar."
Rutte hatte am Freitag nach einem Verteidigungsministertreffen der Bündnisstaaten in Brüssel gesagt, man könne eine aktive Beteiligung nordkoreanischer Soldaten an den Kriegshandlungen bislang nicht bestätigen. Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums sagte in Berlin, er könne nicht von eigenen Erkenntnissen berichten, "dass nordkoreanische Soldaten irgendwo für direkte Eingriffe in die Kriegshandlungen eingesetzt worden wären".
Nordkoreanische Staatsmedien halten sich bedeckt
Russland hatte zuvor bestritten, nordkoreanische Truppen für seinen Krieg in der Ukraine einzusetzen. Die nordkoreanischen Staatsmedien halten sich dazu bisher bedeckt. Die Berichte über die Entsendung von Truppen haben Sorgen in Südkorea verstärkt, dass Moskau die Führung in Pjöngjang im Gegenzug mit modernen Technologien beliefern könnte, die das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm erweitern könnten.
Südkorea fordert Rückkehr nordkoreanischer Soldaten aus Russland
Unterdessen forderte Südkorea den sofortigen Abzug nordkoreanischer Soldaten aus Russland. Der russische Botschafter in Seoul, Georgi Sinowjew, sei einbestellt worden, um ihm die Forderung zu übermitteln, teilte Südkoreas Außenministerium am Montag mit. Vizeaußenminister Kim Hong Kyun habe die nordkoreanische Truppenentsendung aufs Schärfste verurteilt und erklärt, dass der Schritt eine eklatante Sicherheitsbedrohung für Südkorea und die internationale Gemeinschaft darstelle.
Sinowjew habe entgegnet, dass er die südkoreanische Position an die russische Regierung übermitteln werde. Die russische Botschaft zitierte den ranghohen Diplomaten mit den Worten, dass die Kooperation zwischen Russland und Nordkorea im Einklang mit dem Völkerrecht erfolge. Gegen die Sicherheitsinteressen Südkoreas sei sie nicht gerichtet.
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Mit Informationen von dpa und AP
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