Angrenzend an das Legoland mit Achterbahnen und anderen Fahrgeschäften stehen große Wohngebäude für die Mitarbeiter.
Bildrechte: LEGOLAND Deutschland
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Eine Wohnung direkt am Arbeitsplatz: Das Legoland hat Wohnraum für seine Mitarbeiter geschaffen.

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Wegen Wohnungsnot: Legoland baut 550 Mitarbeiterunterkünfte

Wegen Wohnungsnot: Legoland baut 550 Mitarbeiterunterkünfte

Hunderte Familien warten in Günzburg auf eine Wohnung. So ergeht es auch den Mitarbeitern des Legolands, das deshalb selbst 550 Unterkünfte gebaut hat. Die Politik wünscht sich mehr solcher Bauvorhaben, doch die meisten Unternehmen zögern.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

In Kürze beginnt für Zsofia Varsamyi ihre dritte Saison im Legoland Günzburg. Ursprünglich kommt sie aus der ungarischen Hauptstadt Budapest, sie arbeitet im Entertainment des Freizeitparks und hat vor allem viel Kontakt mit den jungen Besuchern, wenn sie die Lego-Kostüme trägt. In Deutschland verdient Varsamyi so viel "wie ein Doktor in Ungarn", sagt sie.

Legoland-Mitarbeiter haben teilweise lange Arbeitswege

Dieses Jahr freut sie sich besonders auf die Saison, auch weil sie eine Unterkunft direkt auf dem Parkgelände bekommen hat. Überhaupt in der Nähe ihrer Arbeitsstelle wohnen zu können, ist nicht für alle Legoland-Mitarbeiter selbstverständlich. Fast ein Viertel der 2.000 Mitarbeiter wohnt weiter als 70 Kilometer entfernt. Das liegt auch daran, dass Wohnungen in Günzburg Mangelware sind. Die zweite Bürgermeisterin der Stadt spricht von einer "sehr angespannten" Lage. Rund 300 Familien stehen laut ihr auf Wartelisten für eine Wohnung, und Asylbewerber sind da noch nicht einmal mitgerechnet.

Legoland investiert selbst kräftig in Unterkünfte

Auch deshalb entschloss sich das Legoland, selbst Unterkünfte zu bauen. Geschäftsführerin Manuela Stone macht jedoch klar, dass man sich die Entscheidung nicht leicht gemacht hat. Der Bau sei eine "Investition im mittleren zweistelligen Millionenbereich" und man übernehme als Unternehmen außerdem die Verantwortung, den Bewohnern auch die gesamte Infrastruktur zu bieten: Küche, Gemeinschaftsräume, Waschmaschinen und ein Outdoor-Fitnessbereich – um all das muss sich der Freizeitpark ebenfalls kümmern.

Wohlbefinden der Mitarbeiter sollte nicht unterschätzt werden

Doch eine solche Investition in die Mitarbeiter zahlt sich aus, sagt Hans-Peter Sattler, der an der Berufsschule für das Hotel-, Gaststätten- und Braugewerbe in München arbeitet. Er betont, dass Mitarbeiter ihre Gefühle in die Arbeit einbringen, besonders im Tourismusbereich. Schlecht wäre es für den Park beispielsweise, "wenn ein Kind im Legoland zur Mama sagt, der Pirat guckt aber traurig". Deshalb, sagt Sattler, sind gerade in dieser Branche zufriedene Mitarbeiter essenziell.

Mitarbeiterwohnungen können Fachkräfte anlocken

Doch das gilt nicht nur für den Tourismusbereich. Günzburgs Landrat Hans Reichhart (CSU) geht sogar noch einen Schritt weiter. Er glaubt, dass Mitarbeiterwohnungen künftig im Werben um die besten Arbeitskräfte entscheidend sein könnten. Die Unternehmen müssen laut Reichhart "das Gesamtpaket bieten: Arbeitsplatz plus etwas mehr, und dazu gehört die Wohnung." Mitarbeiterwohnungen entlasten demnach den örtlichen Wohnungsmarkt, seien aber nur ein Baustein. Damit es wieder leichter wird, eine Wohnung zu finden, muss einfach mehr gebaut werden, sagt er, und man muss auch leerstehende Wohnungen aktivieren.

Rahmenbedingungen schrecken viele Unternehmen ab

Auch die IHK Schwaben nennt Mitarbeiterwohnungen einen "wichtigen Standortfaktor" und begrüßt den Bau, um den Wohnungsmarkt zu entlasten. Laut der Industrie- und Handelskammer braucht es aber mehr Anreize für Unternehmen, selbst Unterkünfte zu bauen. Der Zugang zu Bauland, die hohen Baukosten und die steuerlichen Regelungen würden viele Unternehmen abschrecken. Denn Mitarbeiter müssen Wohnungen, die sie von ihrem Arbeitgeber erhalten, versteuern; sie gelten als geldwerter Vorteil. Die Finanzämter vergleichen die Miete mit dem Mietspiegel vor Ort, die Differenz muss dann versteuert werden. So kann manchmal ein vermeintlicher Vorteil sich später zu einem Nachteil entwickeln.

Allerdings kann seit dem 1. Januar 2020 der Vermieter die Miete um bis zu 1/3 der ortsüblichen Vergleichsmiete senken und der geldwerte Vorteil muss nicht versteuert werden, die Mieter hätten also direkt etwas davon. Die Kosten kann der Arbeitgeber zudem als Verlust steuerlich geltend machen. Beim Legoland hat man das allerdings von Anfang an bedacht. Zu den 200 € für ein Einzel- und den 150 € pro Person für ein Doppelzimmer kommen auf die Mitarbeiter keine weiteren Kosten hinzu.

Dieser Artikel ist erstmals am 27. März 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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