Symbolbild: Terrorgruppe in Syrien
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Zurück von der Terror-Miliz: Was tun mit Ex-Dschihadisten?

Zurück von der Terror-Miliz: Was tun mit Ex-Dschihadisten?

llkay war bei einer Terrorgruppe in Syrien. Er gehört zu insgesamt 22 deutschen Rückkehrern in Bayern. Wie sollen die Behörden und Zivilgesellschaft mit mutmaßlichen Ex-Dschihadisten umgehen?

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Von September 2016 bis Frühjahr 2017 war Ilkay (Name geändert) in Syrien bei der Terrorgruppe "Dschnud al-Sham", die als Al-Kaida-nah gilt. Nach seiner Rückkehr nach Bayern kam er in Untersuchungshaft. Das BR-Politikmagazin Kontrovers hat die Familie von Ilkay während des Gerichtsprozesses begleitet. Die Familie will nicht erkannt werden. Ihr Sohn soll im bayerischen Heimatort nicht als Islamist abgestempelt werden.

Verurteilt wegen staatsgefährdender Gewalttat

Anfang Oktober verurteilte das Oberlandesgericht München Ilkay zu zweieinhalb Jahren Freiheitsstrafe - wegen Vorbereitung einer staatsgefährdenden Gewalttat in Tatmehrheit mit Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Weil ihm die anderthalb Jahre Untersuchungshaft angerechnet wurden und die restliche Haftstrafe außer Vollzug gesetzt wurde, ist der 21-jährige Ilkay nun auf freiem Fuß - unter der Auflage, sich wöchentlich bei der Polizei zu melden.

Whatsapp-Nachrichten aus Syrien als Beweis

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Ilkay ausgereist war, um sich einer Terrorgruppe in Syrien anzuschließen. Ein wichtiges Beweisstück war während des Prozesses die Whatsapp-Kommunikation zwischen Ilkay und seiner Familie. Er sei nach Syrien gereist, schrieb Ilkay, um die Ungläubigen zu bekämpfen:

"Mutter weine nicht. (…) Ich habe viel zu tun hier: Training, Vorbereitung auf Kampf (…). Das wahre Leben im Jenseits." Whatsapp-Nachrichten von Ilkay aus Syrien

Die Generalstaatsanwaltschaft München forderte deshalb eine höhere Haftstrafe. Sie geht davon aus, dass Ilkay stark ideologisiert war und seine Rolle im Prozess herunterspielte. Über die Revision der Generalstaatsanwaltschaft muss nun der Bundesgerichtshof entscheiden.

Familie glaubt Ilkay

In sozialen Netzwerken hatte sich Ilkay mit einer Waffe gezeigt, auch wenn er diese nur bei Wachdiensten getragen haben will. In Kämpfe sei er nie verwickelt gewesen, sondern habe humanitäre Hilfe geleistet. Ilkays Vater ist überzeugt, dass sein Sohn in Syrien niemanden getötet hat.

"Wenn unser Sohn irgendwas Schlechtes getan hätte, hätten wir ihn nicht geholt. Auch wenn er unser Sohn wäre, der wäre heute nicht hier." Vater von Ilkay

Eltern ermöglichten Rückkehr

Ilkays Mutter blieb über Whatsapp mit Ilkay in Kontakt, auch nachdem er in den Dschihad gezogen war. Sie schrieb ihm, wie sehr sie ihn liebe. Sie habe ihn niemals aufgegeben, sagt sie. Ilkay entschloss sich zurückkommen. Die Eltern organisierten einen Schleuser und Ilkay gelang die Flucht aus dem Dschihad. Sein Vater wartete an der türkisch-syrischen Grenze.

Ilkay entschuldigte sich bei seinen Eltern während des Prozesses, die Ausreise ins Terrorcamp bereue er.

Kein Dschihadist, sondern nur verführt?

Aus Sicht der Anwälte von Ilkay war dieser nie Dschihadist, sondern ein verführter junger Mann, der in einer Lebenskrise steckte. Nach seiner mittleren Reife wollte er zur Polizei, scheiterte aber am Aufnahmetest. Die Ausbildung bei der Bundeswehr brach er wegen seiner Freundin ab. Die machte allerdings wenig später mit ihm Schluss. Ilkay suchte im Internet nach dem Sinn im Leben. Dabei traf er auf Salafisten und begegnete schließlich einem nach Syrien ausgereisten Dschihadisten aus München. Dieser versprach ihm, es gebe "gute muslimische Frauen" und eine Belohnung von Allah für das Auswandern. Aber das sei nun Vergangenheit, sagt Ilkay:

"Ich ziehe jetzt wieder daheim ein. Dann möchte ich mein Abitur nachholen. Ich möchte auf jeden Fall wieder Gas geben in die gute Richtung." Ilkay, Syrien-Rückkehrer

Syrien-Rückkehrern eine Perspektive geben

Menschen wie Ilkay will der Verein Violence Prevention Network (VPN) eine Perspektive geben. Deutschlandweit kümmert sich VPN um Menschen, die sich radikalisieren oder sich sogar einer Terrorgruppe angeschlossen haben. In Bayern hat der Verein derzeit fast 50 Klienten und arbeitet mit dem Kompetenzzentrum für Deradikalisierung im Landeskriminalamt zusammen.

"Viele der Ausreiser wurden manipuliert, indem man ihnen das Gefühl gegeben hat, sie täten das Richtige, weil anderswo ihre Schwestern, Brüder ermordet, gefoltert und vergewaltigt würden." Thomas Mücke, Violence Prevention Network

Rückfallgefahr vermeiden

Der Psychologe und Buchautor Ahmad Mansour arbeitet schon seit Jahren mit radikalisierten jungen Menschen. Aus seiner Sicht geht es auch darum, zu vermeiden, dass sie rückfällig werden.

"Wir müssen tiefer schauen und wissen, was vor der Radikalisierung war. Wie funktioniert die Familie? Was hat diesem jungen Mann Schwierigkeiten bereitet? Dann muss man mit ihm und seiner Familie zusammenarbeiten, um Alternativen zu schaffen." Ahmad Mansour, Psychologe

Behörden beobachten Syrien-Rückkehrer intensiv

Der bayerische Verfassungsschutz zählt aktuell 22 Rückkehrer im Freistaat. Bei etwa 40 Prozent geht der Verfassungsschutz davon aus, dass noch eine Anbindung an die dschihadistische Szene besteht. Das heiße aber nicht, sagt Sprecher Markus Schäfert, dass Rückkehrer automatisch Anschläge hier in Deutschland verübten. Rückkehrer, denen man einen Anschlag zutraue, stünden unter intensiver Beobachtung der Sicherheitsbehörden.

"Wir haben es möglicherweise mit Rückkehrern zu tun, die kampferprobt und traumatisiert aus den Dschihadgebieten nach Bayern zurückkehren." Markus Schäfert, Bayerisches Landesamt für Verfassungsschutz

Weil Terrorgruppen wie der sogenannte Islamische Staat massiv zurückgedrängt wurden, registrieren die Behörden kaum noch Männer und Frauen, die wie Ilkay aus Deutschland ausreisen in Richtung Syrien oder Irak.

Warum kommt jemand nach Bayern zurück, der als Islamist nach Syrien gereist ist?  Ein Prozess in München befasst sich gerade mit der Frage.
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Warum kommt jemand nach Bayern zurück, der als Islamist nach Syrien gereist ist? Ein Prozess in München befasst sich gerade mit der Frage.