Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einer Schaltkonferenz mit Markus Söder (CSU)
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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einer Schaltkonferenz mit Markus Söder (CSU)

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Eine Liebe mit Hindernissen: Merkel und die Bayern

Eine Liebe mit Hindernissen: Merkel und die Bayern

Bewunderung und Ablehnung, Anerkennung und Misstrauen, Herzlichkeit und Vorsicht – das alles kennzeichnet das Verhältnis von Angela Merkel zu Bayern in den letzten 20 Jahren. Doch wie hat sich dieses Verhältnis entwickelt und gestaltet?

Über dieses Thema berichtet: BR Story am .

Als sie im Jahr 2000 als CDU-Generalsekretärin auf dem Nockherberg zu Gast war, erkannten höchstens die alten politischen Haudegen, dass diese junge Frau aus dem Osten noch Karriere machen würde. Die anderen lachten im Singspiel über die "Ossibiene mit der Unschuldsmiene" und ahnten nicht, dass mit Angela Merkel dem Verhältnis zwischen CDU und CSU noch so manche Prüfung bevorstand.

  • Zum Artikel "Großer Zapfenstreich: Wieviel Emotion zeigt Merkel zum Abschied?"

Merkel lässt den Bayern den Vortritt

Angela Merkel überließ im Jahr 2002 dem bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber den Vortritt bei der Kanzlerkandidatur. Edmund Stoiber erinnert sich an den Anruf der damaligen CDU-Vorsitzenden Angela Merkel. Es sei ein überraschender Anruf gewesen, erst habe er nicht verstanden, was sie konkret wollte, sagt Stoiber im Film "Merkel und die Bayern".

Angela Merkel macht den Weg frei. Edmund Stoiber wird zweiter Kanzlerkandidat der CSU nach seinem Ziehvater Franz Josef Strauß. Für Horst Seehofer zeigt das damalige Verhalten Merkels aber auch einen wichtigen Charakterzug: "Manchmal ging sie einen Schritt zurück, wie in Wolfratshausen, um dann vier Schritte nach vorne zu kommen. Das ist Angela Merkel", so Seehofer.

Heute steht das Wolfratshauser Frühstück in den Geschichtsbüchern. Doch Angela Merkel konnte auch andere zurücktreten lassen. Horst Seehofer traf es 2004 beim Streit um die Gesundheitsreform. Als erbitterter Gegner der Kopfpauschale konnte er sich nicht gegen Angela Merkel durchsetzen. 2005 traf es Edmund Stoiber. Die frisch gewählte Bundeskanzlerin zeigt, dass sie jetzt die Chefin ist. Ein Superministerium unter Stoiber will sie nicht. Schwer beschädigt kehrt Stoiber nach Bayern zurück.

Merkel eine "Spinnenkönigin"?

Das war bisweilen das Gefühl der Grünen-Politikerin Claudia Roth. Sie achte schon sehr darauf, dass sie Getreue um sich sammelt, ob sie mit denen dann immer so nett umgegangen sei, wenn sie sie machtpolitisch nicht mehr gebraucht habe, das sei wieder eine andere Frage.

Laut Roth hat Merkel aber auch einige Herren, "die gedacht haben, sie seien viel wichtiger und notwendiger in den Machtpositionen, schön weit weg von sich gehalten und ein Stück weit entsorgt", so die Grünen-Politikerin.

Die Machtprobe führt fast zum Bruch

Besonders viel Streit hatte Angela Merkel mit dem damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Ob Kopfgeldpauschale, Maut oder dann vor allem die Flüchtlingspolitik, beide schenkten sich wenig. Fast kommt es dabei zum Bruch.

Wichtiges Ereignis war dabei der CSU-Parteitag Ende 2015. Seehofer hält eine Standpauke in Anwesenheit der Kanzlerin. Merkel muss diese Demütigung einstecken. Im Film sagt Seehofer rückblickend: "Und das ist jetzt auch wieder Angela Merkel, das werden Sie mir jetzt auch nicht glauben, wir haben diesen Vorgang nie besprochen miteinander. Geschehen, irreversibel, und wir arbeiten jetzt sauber weiter und unterstellen uns nicht pausenlos Schlimmes."

Die Corona-Krise schweißt zusammen

Es geht weiter zwischen Bayern und Berlin, zwischen CSU und CDU und vor allem zwischen Merkel und den Bayern. In der Corona-Krise herrscht weitgehend Einigkeit, fast schon engste Zusammenarbeit zwischen der Kanzlerin und dem Bayerischen Ministerpräsidenten.

Markus Söder sagt dazu: "Da war sie eine ganz starke Partnerin. Auch nicht nur in der Sache, sondern auch im Kontakt und Austausch."

"Wir werden sie vermissen!"

Stoiber, Seehofer, Söder. Nach allem Streit bleibt Respekt gegenüber einer großen Kanzlerin - fast schon Zuneigung. Bei Edmund Stoiber klingt das so: "Die Bilanz, die kann sich mehr als sehen lassen und ich glaube dass die Merkel-Jahre in zehn oder 20 Jahren als gute Zeit Deutschlands betrachtet werden."

Horst Seehofer sagt heute über Angela Merkel: "Es ist eine ehrliche Freundschaft und ich freue mich, wenn wir jetzt im Ruhestand sind, dass wir das ein oder andere Mal sicher Kontakt aufnehmen werden."

Und CSU-Chef Markus Söder braucht nur vier Worte, um auszudrücken, was viele in der CSU heute denken: "Wir werden sie vermissen!"

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