Der Einsatz im Kosovo ist der älteste der Bundeswehr
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Besuch in einer Krisenregion: Boris Pistorius im Kosovo

Besuch in einer Krisenregion: Boris Pistorius im Kosovo

Der Einsatz im Kosovo ist der älteste der Bundeswehr. Und bald wird er wieder wichtiger. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius besucht die ehemalige serbische Provinz. Was er im Gepäck hat, dürfte die Gastgeber freuen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

"Pulverfass Balkan": Unter Fachleuten ist der Begriff umstritten, weil er eine ganze Region als Gefahrenquelle beschreibt – und auf diese Eigenschaft reduziert. Allerdings kommt es immer wieder vor, dass die Situation in bestimmten Gebieten des Balkans tatsächlich aus dem Ruder zu laufen droht. Zuletzt gab es diese Sorge im vergangenen Herbst.

Damals ereignete sich der schwerste Zwischenfall seit Jahren. Ein bewaffnetes Kommando überfiel im Norden Kosovos eine Polizeipatrouille. Mehrere serbische Angreifer und ein kosovarischer Polizist wurden bei dem Schusswechsel getötet. In der Folge zog Serbien zwischenzeitlich Armeeeinheiten an der Grenze zum Kosovo zusammen. Und die Regierung in Pristina sah die Gefahr eines Krieges heraufziehen.

Kosovo-Einsatz dient auch der Abschreckung

Soweit kam es nicht. Doch der Vorfall zeigt, wie schnell die Situation in der Region eskalieren kann. Das macht die Westbalkan-Expertin Marina Vulović von der Stiftung Wissenschaft und Politik im Gespräch mit BR24 deutlich. Umso wichtiger ist aus ihrer Sicht, dass die Nato mit dem vom Bündnis geführten KFOR-Einsatz im Kosovo präsent ist. Serbien lasse sich auf diese Weise abschrecken, "weil ein Angriff auf Kosovo ja einen offenen Konflikt mit der Nato bedeuten würde". Und das wäre ein hohes Risiko – für jeden potenziellen Angreifer.

Deutschland ist bei KFOR seit 1999 dabei – also von Anfang an. Es handelt sich um den ältesten Einsatz der Bundeswehr. Insgesamt kommt KFOR zurzeit auf rund 4.400 Soldatinnen und Soldaten. Deutschland stellt im Moment nur knapp 80 von ihnen. Doch wenn Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) an diesem Montag Vertreter der kosovarischen Regierung trifft, hat er aus deren Sicht gute Nachrichten im Gepäck: Im Frühjahr will die Bundeswehr ihr Kontingent auf fast 300 Soldatinnen und Soldaten aufstocken. Vom aktuellen Mandat des Bundestags ist das noch gedeckt.

Lob für stärkeres Bundeswehr-Engagement im Kosovo

Die CDU als größte Oppositionsfraktion im Bundestag begrüßt diesen Schritt. Es sei ein "gutes europäisches Zeichen, dass sich die Bundeswehr jetzt dort stärker engagiert", sagt Unionsfraktionsvize Johann Wadephul im BR24-Interview: "Wir haben dort viele Erfahrungen." Etliche Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland seien schon einmal im Kosovo gewesen, die Lage dort sei ihnen vertraut. Zu den Aufgaben der Bundeswehr vor Ort gehört es, zusammen mit kosovarischen Einheiten auf Patrouille zu gehen, den Kontakt zur Bevölkerung zu halten und falls nötig zu deeskalieren.

Die Beziehungen zwischen Berlin und Pristina sind seit jeher eng. Deutschland war einer der ersten Staaten, die den Kosovo als unabhängig anerkannt haben. Die ehemalige serbische Provinz löste sich 2008 von Belgrad. Schon während des Kosovo-Kriegs Ende der 1990er-Jahre und in der Zeit danach hatte Deutschland hunderttausende Flüchtlinge aufgenommen.

Kosovo strebt EU-Mitgliedschaft an

Bis heute erkennt die Regierung in Belgrad den Kosovo nicht als eigenständigen Staat an. Und auch mehrere EU-Länder tun das nicht, beispielsweise Spanien und Griechenland. Ein Hindernis auf dem Weg zur EU-Mitgliedschaft, die man in Pristina anstrebt. In Brüssel wird der Kosovo als ein möglicher Bewerber für einen Beitritt zur EU eingestuft. Auch Serbien strebt eine Mitgliedschaft an. Wichtigste Bedingung dafür ist, dass beide Länder ihre Beziehungen normalisieren.

Doch von einem guten nachbarschaftlichen Verhältnis sind Serbien und der Kosovo weit entfernt. "Die Lage ist nach wie vor sehr brisant", sagt der SPD-Verteidigungspolitiker Wolfgang Hellmich. Zwar kühlt der Konflikt nach seiner Einschätzung immer wieder mal ab, ohne aber ganz zu verschwinden.

Kosovo und Serbien streiten über Währung

Dass es in der Region weiter brodelt, wurde gerade erst mit dem Streit über Währungspläne der Regierung in Pristina deutlich. Seit Jahren ist der Euro Zahlungsmittel im Kosovo, auch wenn das Land nicht zur europäischen Währungsunion gehört. Eigentlich war geplant, dass von nun an im Kosovo ausschließlich mit Euro bezahlt werden darf - und nicht mehr mit dem serbischen Dinar. Eine Währung, die im Norden des Landes mit seinen rund 120.000 Kosovo-Serben eine wichtige Rolle spielt.

Viele von ihnen arbeiten in serbischen Einrichtungen, ihre Gehälter und Altersbezüge werden bisher in Dinar ausgezahlt. Die serbische Regierung kritisierte die Pläne als Provokation: Eine solche Neuregelung werde die Gespräche für eine Normalisierung der Beziehungen wohl "ein für alle Mal" zum Scheitern bringen, hieß es aus Belgrad. Kritik kam aber auch von westlichen Staaten, etwa aus Deutschland. Inzwischen hat die kosovarische Regierung eingelenkt: Es soll mehr Zeit für die Umstellung geben. Zumindest dieser Streit scheint zunächst entschärft zu sein.

Im Audio: Warum Albaner und Serben nicht zusammenkommen

Das Verhältnis zwischen Kosovo und Serbien bleibt Problematisch
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Das Verhältnis zwischen Kosovo und Serbien bleibt Problematisch

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