Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bei seinem Statement
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Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) gibt während eines Besuchs des Karrierecenters der Bundeswehr Stuttgart ein Statement.

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Pistorius will mehr Tempo bei Bewerbungsverfahren der Bundeswehr

Pistorius will mehr Tempo bei Bewerbungsverfahren der Bundeswehr

Das erste Mal in seiner Amtszeit hat Verteidigungsminister Pistorius eines von 16 Bundeswehr-"Karrierecentern" besucht. Wie effizient sind die Prozesse? Wer bewirbt sich (nicht)? Angesichts aktueller Zahlen wartet Arbeit auf ihn und sein Ministerium.

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Keine "Mission-Impossible-Filmchen" wie in Hollywood über die Bundeswehr drehen, sondern ein realistisches Bild liefern: Das sieht Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) als eine Stellschraube an, um mehr Menschen zu den deutschen Streitkräften zu holen. Denn sein Besuch am Mittwoch bei einem sogenannten Karrierecenter wurde von einer Nachricht überschattet, über die zunächst der "Spiegel" berichtete: Die Bewerberzahlen bei der Bundeswehr sinken – trotz groß angelegter Werbekampagnen.

Weniger Bewerber, mehr Beratungsanfragen

Unter Berufung auf eine interne Tabelle des Wehrressorts heißt es in dem Bericht, dass sich zwischen Januar und Ende Mai insgesamt 23.414 Frauen und Männer bewarben – im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum 2022 ein Rückgang von rund sieben Prozent. Pistorius bestätigte die Prozentzahl in seinem Statement in Stuttgart. Gleichzeitig stimmte ihn ein anderer Wert zuversichtlich: So gebe es gleichzeitig 16 Prozent mehr Beratungsanfragen.

Arbeitsmarkt verändert sich – Bundeswehr vor Herausforderungen

Nichtsdestoweniger arbeiteten er und sein Ministerium daran, den Bewerbungsprozess zu optimieren. Denn auch wenn ihn in seiner bisherigen Amtszeit öffentlich vor allem das Thema Beschaffung von Material beschäftigte, sei das Thema Personal prioritär gleichzusetzen. Dabei sei einer der Knackpunkte die Schnelligkeit. Zwischen erstem Kontakt und Dienstantritt müsse die Bundeswehr werbender, schnell und effektiv auftreten. "In der Phase dürfen wir uns keine Nachlässigkeiten erlauben", sagte Pistorius. Sonst schlagen die Bewerber womöglich andernorts zu.

Denn der Arbeitsmarkt hat sich verändert. Die Gesellschaft altert, weniger junge Menschen, aus denen die Bundeswehr rekrutieren kann, kommen nach. Die Auswahl an Möglichkeiten für Schulabgänger ist groß. "Wer nicht schnell genug ist, gerät ins Hintertreffen." Wo genau Optimierungspotenzial stecke, werde gerade erarbeitet.

Pistorius: Brauchen mehr Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund

Zwei Gruppen hat Pistorius aber identifiziert, die mehr angesprochen werden müssten: Frauen – vor allem auch für den militärischen Bereich – und Personen mit Migrationshintergrund. Schon im Juni warb er dafür. "Wir haben viele, viele Millionen Menschen in Deutschland, die in zweiter, dritter Generation hier leben, die eine Migrationsgeschichte haben, die den deutschen Pass haben und die wir nicht gewinnen derzeit für die Bundeswehr aus unterschiedlichen Gründen", sagte er nun in Stuttgart dazu.

Neues Personal finden, aber auch gefundenes halten, heißt es für Pistorius. "Wir haben beim Heer eine Abbrecherquote von 30 Prozent, das ist bekannt. Das hat viel mit Erwartungshaltung, mit Erwartungsmanagement zu tun, mit vielleicht falschen Vorstellungen, im Einzelfall auch mit Überforderung." Realistisch zu werben bedeute eben auch, klarzumachen, dass die Bündnis- und Landesverteidigung heute wieder "eine zentrale Rolle" spiele.

Personalerhöhung "ambitioniert"

Und eine weitere Sache steht gerade auf dem Prüfstand: Wie viele Frauen und Männer in Uniform kann es bis 2031 geben? Eine alte Zahl, ermittelt vor Pistorius’ Zeit, lautete 203.000. Schon länger halten manche in Berlin diese Zahl für illusorisch. Auch Pistorius setzte Fragezeichen und sagte am Mittwoch dazu, eine Personalerhöhung sei zumindest "ambitioniert angesichts der Bewerberzahl". Nach den monatlich aktualisierten Personalzahlen waren Ende Juni 180.770 Soldaten bei der Bundeswehr. Hinzu kamen 80.619 Zivilbeschäftigte. Angesichts dessen hieß es beispielsweise in der Vergangenheit aus der FDP, es müsse mehr auf Digitalisierung und Flexibilität gesetzt werden.

Standards zu senken, ist für Pistorius derweil keine Lösung. "Alle Aufweichungen der Standards, die wir haben, würde am Ende auf die Leistungsfähigkeit der Truppe zurückfallen." Stattdessen solle früher beraten und transparent gemacht werden, was im Bewerbungsverfahren verlangt wird.

Immer wieder Kritik an Werbeaktionen

Die Bundeswehr präsentiert sich bundesweit mit 16 Karrierecentern als Arbeitgeberin. Laut Pistorius sind sie "unsere Tür rein in die Gesellschaft". An Werbeaktionen durch die Bundeswehr gab es in der Vergangenheit aber immer wieder Kritik. Solche Stimmen sehen etwa eine Verschleierung dessen, dass der "Dienst an der Waffe" potenziell das Töten von Menschen bedeuten könnte. An Schulen herrschen teils Auftrittsverbote. Auch um die Rekrutierung von 17-Jährigen gibt es eine anhaltende Debatte.

Eine Erfahrung wollte Pistorius in Stuttgart dann noch teilen: "Die Deutschen sind besonders gut darin, ihre eigenen Streitkräfte schlechtzureden." Dies habe er durch den Austausch mit anderen Staaten wahrgenommen. Auch deshalb müsse die Bundeswehr weiter an ihrem Image arbeiten.

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