Die Wasserwacht fährt mit einem Schlauchboot durch eine überflutete Straße. Nach den ergiebigen Regenfällen der letzten Tage gibt es Hochwasser in der Region.
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In Babenhausen (Lkr. Unterallgäu) muss die Wasserwacht Menschen aus ihren Häusern retten.

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Starkregen in Bayern: Evakuierungen und Hochwasser

Starkregen in Bayern: Evakuierungen und Hochwasser

Bis zu 135 Liter Regen pro Quadratmeter, steigende Pegel, überschwemmte Straßen, vollgelaufene Keller: Süddeutschland bereitet sich teilweise auf ein Jahrhunderthochwasser vor. Im Landkreis Augsburg ist ein Damm gebrochen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Angesichts von anhaltendem Dauerregen bereitet sich Süddeutschland auf Überschwemmungen und teilweise ein Jahrhunderthochwasser vor. Die schwäbischen Landkreise Neu-Ulm, Augsburg, Günzburg und Aichach-Friedberg lösten den Katastrophenfall aus. Im Unterallgäu werden drei Dörfer evakuiert, nämlich der Bad Grönenbacher Ortsteil Zell, der Ort Dirlewang sowie Teile des Marktes Babenhausen. Auch einzelne Gemeinden der Bodensee-Region empfehlen Bewohnern, woanders unterzukommen. In Fischach im Landkreis Augsburg sind Straßen überflutet und Keller vollgelaufen, in Lindau wurde der Stadtbusverkehr eingestellt. In besonders überfluteten Gebieten werden Bewohner angehalten, Tiefgaragen und Kellerräume zu meiden. Feuerwehren und Einsatzkräfte sind im Dauereinsatz. In Baden-Württemberg gibt es erste Erdrutsche: Die Landstraße 383 bei Reutlingen ist mindestens bis zum Nachmittag gesperrt.

Rekordregenmengen - 135 Liter pro Quadratmeter

Es fielen Rekordregenmengen: Im schwäbischen Sigmarszell im Landkreis Lindau etwa fielen nach Angaben der BR-Wetterexperten innerhalb eines Tages 135 Liter Regen pro Quadratmeter. "Das ist so viel, wie normalerweise in einem Monat runterkommt", sagt BR-Wetterexperte Christian Kienast.

Auch in fünf weiteren Städten in Bayern und Baden-Württemberg kamen bis zum frühen Samstagmorgen Niederschlagsmengen von mehr als 100 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden zusammen, wie ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sagte. In Schwaben fielen örtlich 50 bis 80 Liter pro Quadratmeter.

Grafik: Bayernkarte - Wetterwarnungen des DWD

Pegel steigen - Örtlich 50- bis 100-jährliche Hochwasser möglich

Im Landkreis Günzburg haben die Pegel stellenweise die Meldestufe für ein HQ100 erreicht - die Schwelle für ein Jahrhunderthochwasser. Durch die noch zu erwartenden Niederschläge sind auch insbesondere im Raum Oberschwaben und an östlichen Neckarzuflüssen 50- bis 100-jährliche Hochwasser möglich, wie das Landesamt für Umwelt mitteilte.

Auch in den Donau- und Bodenseezuflüssen könne es bis Samstagmittag zu extremen Überflutungen kommen. Der Dauerregen ließ vielerorts bereits die Wasserstände der Flüsse ansteigen. An den südlichen Donauzuflüssen von Günz über Mindel, Zusam bis zur Schmutter kommt es verbreitet zu Überflutungen und Behinderungen. In Schwaben gilt derzeit an der Mindel bei Hasberg, an der Zusam bei Fleinhausen und bei Schmutter bei Fischach bereits die Meldestufe 4.

Im Landkreis Dillingen bereitet sich der Führungsstab des Katastrophenschutzes im Landratsamt auf ein Hochwasserereignis im Landkreis vor, das die Dimension des Pfingsthochwassers im Jahr 1999 erreichen kann.

Laut Hochwassernachrichtendienst Bayern wird für die Donau aus Baden-Württemberg weiterhin ein großes Hochwasser erwartet. In Neu-Ulm steigen die Wasserstände aus Meldestufe 2 in der Nacht weiter bis in Meldestufe 4, der Scheitel wird mit dem Zufluss der Iller zusammen für Samstagabend erwartet. Unterhalb von Neu-Ulm bis Neuburg steigen die Wasserstände im Laufe der Nacht in Meldestufe 1 bis 2.

Die beiden Städte Ulm und Neu-Ulm gehen nicht mehr von einem Jahrhundert-Hochwasser aus. "Jedoch wird an der Donau die Meldestufe 4 und an der Iller die Meldestufe 3 erreicht werden", teilten die beiden Kommunen mit. Insoweit könnten die Städte eine erste vorsichtige Entwarnung geben.

Mehrere schwäbische Landkreise rufen Katastrophenfall aus

Nach dem Landkreis Günzburg haben jetzt auch die Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg und Neu-Ulm den Katastrophenfall ausgerufen. Das teilten die beiden Landratsämter mit. Die Lage im Landkreis Aichach-Friedberg sei gebietsweise dramatisch, vor allem Dasing, Mering und Ortsteile von Friedberg seien aktuell schwer betroffen.

In Fischach im schwäbischen Landkreis Augsburg haben Helfer Menschen mit einem Hubschrauber aus ihren von den Fluten eingeschlossenen Häusern gerettet. Die Bewohner hätten auf andere Weise ihre Häuser nicht mehr verlassen können, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes. Laut Polizei trat dort die Schmutter weit über die Ufer. Es seien auch Boote und Wasserwacht unterwegs, um Menschen aus umspülten Häusern zu holen. Am frühen Nachmittag werden Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann vor Ort erwartet. Die beiden CSU-Politiker wollen sich selbst ein Bild von der Lage machen, wie das Innenministerium mitteilte. 

Der Landkreis Augsburg hat einen Liveticker (externer Link) zur aktuellen Lage eingerichtet und informiert auch über seine Social Media Kanäle.

Evakuierungen im Landkreis Unterallgäu

Das Landratsamt Unterallgäu hat den Bewohnern des Landkreises empfohlen, sicherheitshalber das Trinkwasser abzukochen, weil Kläranlagen überlaufen.

Mehrere Dörfer im Landkreis werden evakuiert. Betroffen sind die Ortsteile Markt Babenhausen, Zell in Bad Grönenbach sowie Dirlewang. Die Menschen sollten teils mit Booten geholt werden. Die Behörden gingen davon aus, dass die Wasserstände eines Jahrhunderthochwassers erreicht werden. Die Dammbereiche würden überflutet, die Hochwasserrückhaltebecken seien größtenteils voll, sagte Landrat Alex Eder (FW).

In Babenhausen spitzt sich die Lage inzwischen zu. Die Günz drückt immer mehr Wasser in den Ort, hunderte Haushalte wurden beziehungsweise werden evakuiert. Laut einem Sprecher des Roten Kreuzes kam es auch zu mehreren so genannten scharfen Einsätzen. In einem Fall mussten die Bewohner eines Hauses evakuiert werden, das aufgrund der Wassermassen einzustürzen drohte. Zudem gab es Unfälle im Wasser, zu denen die Wasserretter ausdrücken mussten. Allein der Zug des roten Kreuzes wird mit seinen Booten 100 bis 150 Personen in den nächsten Stunden evakuieren.

250 bayerische THW-Kräfte im Einsatz

Rund 250 bayerische Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) aus 22 Ortsverbänden bekämpfen das Hochwasser. Neben der sogenannten Sandsacklogistik, die das Befüllen, den Transport und den Verbau von Sandsäcken beinhaltet, werden Evakuierungsmaßnahmen durchgeführt, sowie Dämme mit BigPacks und Folien gegen einen Durchbruch gesichert. Darüber hinaus arbeiten sie mit Hochleistungspumpen.

In Ostbayern wird der Hochwasserschutz aufgebaut

Wegen des Dauerregens steigen die Pegel in Niederbayern und der Oberpfalz weiter. In Mainburg im Landkreis Kelheim überschritt die Abens am Vormittag die Meldestufe drei. Am Pegel Aunkofen wird damit gerechnet, dass auch hier die Meldestufe drei erreicht wird. Auch die Donaupegel bei Kelheim steigen weiter. Laut Landratsamt Kelheim wird dort erwartet, dass die Meldestufe 4 überschritten wird. Derzeit wird rund um das Kloster Weltenburg der mobile Hochwasserschutz aufgebaut.

Auch in Passau steigen die Donaupegel. Hier soll bis heute Abend der Pegelstand auf 7,60 Meter steigen und damit Meldestufe 2 überschreiten. Am Montag soll nach aktuellen Prognosen der Donaupegel Meldestufe 4 erreichen. Der Hochwasserscheitel wird nach derzeitigen Erkenntnissen für Dienstag in Passau erwartet. In der Oberpfalz erreichte am Vormittag auch der Regen in Cham Meldestufe drei. In Regensburg soll die Donau am Samstagmittag die erste Meldestufe erreichen und in der Nacht von Samstag Meldestufe 3 überschreiten. Die städtischen Bauhöfe errichten alle notwendigen mobilen Hochwasserschutzabschnitte, heißt es von der Stadt.

In Franken und Oberbayern etwas ruhiger

Die Pegelstände der Flüsse in Mittelfranken steigen weiter an und erreichen teilweise Meldestufe 1, vereinzelt sogar Meldestufe 2. In den kommenden 24 Stunden kann es laut Deutschem Wetterdienst in Mittelfranken noch einmal zwischen 20 und 40 Liter pro Quadratmeter regnen, örtlich sei auch Starkregen möglich.

Der äußerste Südosten von Oberbayern wird trotz erneutem Dauerregen seit der vergangenen Nacht von einem Hochwasser verschont bleiben. Die sonst bei Starkregen sehr schnell ansteigende Traun dürfte die Meldestufe 1 nicht erreichen. Ähnlich ist die Lage an der Tiroler Ache, an Saalach und Salzach. Die Pegel von Bächen und Flüssen steigen zwar an, gegen Abend soll der Regen aber nachlassen.

Dauerregen verlagert sich Richtung Süden

Meteorologen erwarten, dass sich der Dauerregen mehr und mehr Richtung Süden verlagert. Laut DWD liegt der Schwerpunkt der Regenfälle vom südlichen Bayerisch-Schwaben bis ins westliche Münchner Umland. Auch für Sonntag wird weiter Schauerwetter erwartet, örtlich mit Blitz und Donner. Am Montag gibt es noch einmal Regen in Schwaben und Oberbayern.

Mit Informationen von AFP, dpa

Im Audio: Update zur Hochwasser-Lage in Schwaben (11.54 Uhr)

Babenhausen: Autos fahren durch Wasser auf einer überschwemmten Straße.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Jason Tschepljakow
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Hochwasser in Babenhausen

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