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Zwei Drittel der Opfer häuslicher Gewalt seien den Angaben zufolge Frauen. (Symbolbild)

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Bundesländer melden deutlich mehr häusliche Gewalt

Bundesländer melden deutlich mehr häusliche Gewalt

Nur in einem Bundesland sanken die Zahlen bei häuslicher Gewalt - überall sonst gab es einen starken Anstieg. Innen- und Familienministerium kündigen Maßnahmen an. Welche Bundesländer den stärksten Zuwachs verzeichnen und wie Fachleute das begründen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt in Deutschland hat 2022 deutlich zugenommen. Das geht aus einem Zeitungsbericht hervor. Bundesweit seien 179.179 Opfer und damit 9,3 Prozent mehr als im Vorjahr polizeilich registriert worden, berichtet die "Welt am Sonntag" und Berufung auf eigene Recherchen bei den Innenministerien und Landeskriminalämtern der 16 Bundesländer. Zwei Drittel der Opfer seien Frauen. Als Täter werden dem Bericht zufolge Partner, Ex-Partner und Familienangehörige erfasst.

Insgesamt hätten 15 Bundesländer deutlich mehr Opfer als noch im Vorjahr gemeldet - nur in Bremen/Bremerhaven sank die Zahl. Im Vergleich der Bundesländer verzeichne das Saarland mit 19,7 Prozent (3.178 Opfer) den stärksten Zuwachs. Dahinter folgten nach Angaben der Zeitung Thüringen (plus 18,1 Prozent, 3.812 Opfer) und Baden-Württemberg (plus 13,1 Prozent, 14.969 Opfer). Insgesamt hätten 15 Bundesländer deutlich mehr Opfer gemeldet. Deren Zahl sei lediglich im Land Bremen gesunken (minus 13,6 Prozent, 2.615 Opfer). Nordrhein-Westfalen weise 37.141 Opfer (plus 8,5 Prozent) aus.

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Am höchsten war der Anstieg häuslicher Gewalt im Saarland, lediglich in Bremen gab es einen Rückgang.

"Zündschnur kürzer geworden": Hoher Anstieg bei Körperverletzungen in NRW

Auffällig ist, dass im bevölkerungsreichsten Bundesland die Zahl der Körperverletzungen bei häuslicher Gewalt im Fünf-Jahres-Vergleich um 26,2 Prozent gestiegen ist. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte dazu: "Die Zündschnur ist bei vielen Menschen kürzer geworden und der allgemeine Ton rauer. Das gesellschaftliche Klima hat sich verändert." Dies mache auch an den Haustüren nicht Halt. "Zuhause ist mehr Gewalt eingezogen."

Dunkelfeldstudie und mehr Kontrollen

Familienministerin Lisa Paus (Grüne) sagte der Zeitung, die Scham- und Schuldgefühle der Betroffenen führten häufig dazu, dass die Taten im Dunkeln blieben und nur selten polizeilich angezeigt würden. "Dieses Dunkelfeld ist ungleich größer als das Hellfeld", so Paus. Gemeinsam mit dem Bundesfamilienministerium und dem Bundeskriminalamt erstellt das Innenministerium derzeit ein bundesweites Lagebild inklusive Dunkelfeldstudie zum Thema häusliche Gewalt. Zuerst hatte die "Welt am Sonntag" darüber berichtet. Paus plant zudem eine staatliche Koordinierungsstelle, die häusliche Gewalt ressortübergreifend bekämpfen soll.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) appelliert an Opfer, die Taten häufiger anzuzeigen. "Es ist unerträglich, wenn Betroffene von häuslicher Gewalt aus Scham schweigen. Wir müssen sie stärken, die Taten anzuzeigen, damit mehr Täter strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden können", sagte Faeser. Zudem fordert sie mehr Kontrollen der Polizei, wenn diese Täter nach gewaltsamen Übergriffen aus der Wohnung verwiesen hat. "Das muss konsequent kontrolliert werden, damit Täter nicht schnell wieder zurückkehren", sagte Faeser der "Welt am Sonntag". "Es ist ein furchtbarer Gedanke, dass das eigene Zuhause zu einem Ort des Schreckens werden kann. Gewalt in den eigenen vier Wänden betrifft viele Frauen, aber auch Kinder und Pflegebedürftige", sagte Innenministerin Faeser dazu. Es gehe um Schläge und Misshandlungen, aber auch um Stalking und Psychoterror.

"Brandbeschleuniger" Corona

Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, sagte der Zeitung, finanzielle und gesundheitliche Sorgen, räumliche Enge und Unsicherheit über die Zukunft während der Corona-Pandemie hätten "als eine Art Brandbeschleuniger für Gewalt in Partnerschaft und Familie gewirkt". Sie sagte: "Offenkundig hat die angespannte Lebenssituation der Corona-Jahre sich in erhöhter familiärer Gewaltbereitschaft niedergeschlagen."

Maria Loheide, Vorständin Sozialpolitik bei der Diakonie, nannte die Zunahme bei den Gewaltopfern erschreckend. "Ein Grund für den Anstieg könnte sein, dass das Bewusstsein für häusliche Gewalt insgesamt gestiegen ist und nach den unsicheren Jahren der Pandemie Frauen jetzt eher Fälle von Gewalt anzeigen", sagte sie der Zeitung.

Grafik zur häuslichen Gewalt
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Mit Informationen von dpa, AFP und epd

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