Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat sich erstmals zu der Kritik geäußert, ihren Sohn auf Dienstreisen mitgenommen zu haben. Sie verteidigte ihr Vorgehen, zeigte aber auch Verständnis für die Kritik.
Lambrecht stellte im Mittagsmagazin von ARD und ZDF klar, rechtlich sei alles "völlig korrekt" gelaufen. Die Kosten für die Mitreise ihres Sohnes in Flugzeugen und Hubschraubern der Bundeswehr habe sie übernommen.
Die SPD-Politikerin sagte, als Ministerin habe sie wenig Zeit für ihr Privatleben. "Aber mir ist es als Mutter auch wichtig, den Kontakt zu meinem Sohn zu halten", sagte sie. Deshalb sei er mehrmals mitgereist.
Lambrechts Sohn auf sieben Dienstreisen dabei
Lambrecht räumte ein, sie habe Verständnis dafür, wenn man das kritisch sehe. Sie wolle solche Reisen in Zukunft anders planen – als Konsequenz aus der Kritik. Man werde darauf achten, dass Vorwürfe dieser Art nicht wieder auftauchen können.
Lambrecht hatte ihren 21 Jahre alten Sohn zuletzt in einem Helikopter der Bundeswehr zu einem Termin nach Schleswig-Holstein mitgenommen – im Anschluss waren beide im Urlaub auf Sylt.
Insgesamt war der Sohn sieben Mal auf Dienstreisen dabei, auch als Lambrecht noch Justizministerin war. Unter anderem reiste er nach Lissabon, Paris und Helsinki mit.
Scharfe Kritik von Merz
All diese Reisen seien korrekt abgerechnet worden, heißt es aus dem Ministerium. Dennoch: Die Opposition kritisiert Lambrecht seit Tagen – vor allem die Union. CDU-Chef Friedrich Merz sagte: Wenn die Ministerin in ihren Dienstgeschäften so eifrig wäre wie bei der Mitnahme ihres Sohnes, dann stünde es um die Bundeswehr besser.
Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Florian Hahn (CSU), forderte von Lambrecht mehr Fingerspitzengefühl. "Gerade in so einer Situation, wie im Moment, wo Krieg herrscht in Europa, muss man ein besonderes Feingefühl an den Tag legen. Und da sind Bilder wirklich unpassend, wo Familienmitglieder in Diensthelikoptern in den Urlaub offensichtlich, mitfliegen", sagte Hahn im Fernsehsender Welt.
SPD sieht keinen Rücktrittsgrund
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Michael Roth, machte am Morgen deutlich, dass er noch Klärungsbedarf sieht. "Es gibt jetzt noch ein paar offene Fragen, und die werden geklärt werden müssen", sagte der SPD-Politiker bei RTL/ntv. Rücktrittsforderungen wies Roth zurück. Er sagte: "Wenn sich jemand regelkonform verhält, dann ist das kein Grund für einen Rücktritt."
Die Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, Katja Mast, sagte, die Verteidigungsministerin mache ihren Job "sehr engagiert, ernsthaft und durchsetzungsstark". Es gebe größere Themen, über die man sich aufregen könne, sagte sie.
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