FOTOMONTAGE: In den USA wird ein Kind geimpft, davor der Impfstoff von Biontech/Pfizer.
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Debatte um Corona-Impfung für Kinder ab zwölf Jahren

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Debatte um Corona-Impfung für Kinder ab zwölf Jahren

Debatte um Corona-Impfung für Kinder ab zwölf Jahren

Die europäische Arzneimittelbehörde wird am Freitag über die Zulassung des Impfstoffs von Biontech für Kinder ab zwölf Jahren entscheiden. Die deutsche Impfkommission wird zunächst wohl keine Impfempfehlung aussprechen. Das sorgt für Diskussionen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Es ist aller Voraussicht nach nur noch eine Frage der Zeit, bis Kinder ab zwölf Jahren in Europa mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer geimpft werden dürfen – eine Entscheidung der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) steht kurz bevor. Die Ständige Impfkommission (Stiko) wird allerdings wohl keine allgemeine Impfempfehlung für alle älteren Kinder und Jugendlichen abgeben. Vor dem Corona-Impfgipfel von Bund und Ländern am Donnerstag sorgt das für Diskussionen.

  • Mehr zum Thema Corona-Impfung für Kinder in der Münchner Runde am 26.5. um 20:15 Uhr im BR Fernsehen. Unter dem Titel "Frust bei Patienten und Ärzten: Wann kommt endlich mehr Impfstoff?"

Stiko: Wohl keine Impfempfehlung ab zwölf Jahren

Kommissionsmitglied Rüdiger von Kries sagte am Dienstagabend im RBB, momentan wisse man kaum etwas über die Nebenwirkungen von Corona-Impfungen bei Kindern. "Bei unklarem Risiko kann ich zur Zeit noch nicht vorhersehen, dass es eine Impfempfehlung für eine generelle Impfung geben wird."

Auch wenn der Hersteller Biontech/Pfizer eine Zulassung seines Präparats ab zwölf Jahren bei der EMA beantragt hat – die Stiko behält sich eigene Klärungen für eine mögliche Impfempfehlung vor. "Die Stiko ist ein autonomes Organ, wir arbeiten nicht auf Zuruf des Ministeriums, wir treffen unsere Entscheidungen nach Bewertungen der Risiken und des Nutzens", sagte von Kries.

Für den Antrag auf Zulassung für zwölf- bis 15-Jährige reichte für Hersteller Biontech/Pfizer ein Test an nur rund 1.000 Teenagern. Der Stiko ist das für ihre Empfehlung nicht genug. "Das ist deutlich zu gering, um seltene Komplikationen nach der Impfung vorhersagen zu können", sagte Stiko-Mitglied Martin Terhardt ebenfalls dem RBB.

Deshalb warte das ehrenamtliche Gremium auf mehr Daten aus den USA und Kanada, wo der Impfstoff seit Mai an 12- bis 15-Jährige verabreicht wird. Es geht um eine Prüfung zu Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit. Die Stiko-Empfehlung werde deshalb wahrscheinlich erst deutlich nach der EMA-Entscheidung kommen, so Terhardt. Und sie könnte Einschränkungen enthalten - etwa, dass zunächst nur chronisch kranke Kinder geimpft werden sollten.

Spahn: Impfen ab zwölf Jahren auch ohne Stiko-Empfehlung

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) setzt trotzdem auf die Schutzimpfungen. Die Stiko gebe eine Empfehlung, sagte der CDU-Politiker am Mittwoch bei RTL/ntv. "Im Lichte dieser Empfehlung können dann die Eltern mit ihren Kindern, den Ärztinnen und Ärzten die konkreten Entscheidungen treffen, ob jemand geimpft wird oder nicht." Dies sei eine individuelle Entscheidung.

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern streben an, Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren bis Ende August ein Impfangebot zu machen - über die Umsetzung wollen am Donnerstag beim Impfgipfel Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten beraten. Angedacht ist, schon vor Beginn der Sommerferien den ersten Kinder und Jugendlichen ein Impfangebot zu machen.

Steigender Impfdruck für Schülerinnen und Schüler?

Das Ziel ist klar: Kinder ab zwölf Jahren sollen wieder flächendeckend die Schule besuchen können. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) will dafür sogar vor Ort an den Schulen impfen, und zwar klassenweise. "Dann muss man eben im Vorfeld die Genehmigung der Eltern einholen und dann ist das natürlich eine Möglichkeit, das in der Schule zu organisieren", sagte sie am Montagabend dem Boulevardblatt "Bild". Die Ministerin appellierte im Vorfeld des Impf-Gipfels an die Bundesländer, Impfkampagnen für Schüler konkret vorzubereiten: "Man kann sich jetzt systematisch mit den Kinder- und Amtsärzten überlegen: Wie will man eine Impfkampagne gerade für die Jüngeren fahren?", sagte sie.

Eine Impfung als Voraussetzung zur Teilnahme am Präsenzunterricht ist aber offenbar nicht Teil der Pläne, wie Gesundheitsminister Spahn nochmals bekräftigte: "Ich sehe nicht, dass wir eine verpflichtende Impfung haben werden für den Schulbesuch." Vor einer etwaigen "Impfpflicht durch die Hintertür" hatte zuvor auch der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte gewarnt: "Der Schulbesuch darf nicht an eine Corona-Impfung geknüpft werden", sagte Verbandssprecher Axel Gerschlauer der "Rheinischen Post".

Er sei außerdem dagegen, die Impfungen an den Schulen durchzuführen. "Wir müssen ja trotzdem Aufklärungsgespräche mit Eltern organisieren." Zudem wolle man einen Zwischenfall wie einen Schock, auch wenn er nur sehr selten vorkomme, nicht gerade in der Schule erleben. "Kinder sind keine Corona-Infektionstreiber, und das Risiko, schwer zu erkranken, ist für sie - anders als bei Masern - gering", sagte Gerschlauer.

Kinderimpfungen sind eine Risiko-Nutzen-Abwägung

Für Mediziner geht es bei einer Impfung wie bei Erwachsenen zuerst um den individuellen Schutz - und erst dann um den Schutz der Gemeinschaft. Bei Kindern gilt das Selbstschutz-Argument nicht so stark wie bei Älteren: Sie erkranken deutlich seltener als Erwachsene an Covid-19, können aber auch vereinzelt schwere Verläufe entwickeln. Bis 23. Mai sind nach Daten der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie knapp 1.550 Kinder und Jugendliche mit Covid-19 ins Krankenhaus gekommen, davon waren 37 Prozent jünger als ein Jahr.

Rund fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen wurden auf einer Intensivstation behandelt, 0,3 Prozent starben an Covid-19. Spätfolgen (Long Covid oder Post Covid), die teils auch erst Monate nach der Infektion auftreten oder sich verschlechtern, werden allerdings nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Minderjährigen beobachtet.

Bleibt die Frage: Geht es bei den Impfungen für Kinder vor allem darum, sie zum Schutz der Erwachsenen zu impfen? Der Infektiologe Johannes Hübner von der Haunerschen Kinderklinik München ist im BR gegen diese Argumentation. "Wir sehen am Beispiel Israel, dass wenn die Mehrheit der erwachsenen Bevölkerung geimpft ist, dass die Zahlen auch bei den Kindern massiv zurückgehen. Das wäre nun also kein Grund, dass wir alle Kinder impfen müssen, um die Erwachsenen zu schützen." Er geht davon aus, dass die Stiko lediglich eine Impfempfehlung für vorerkrankte Kinder abgeben wird.

Das Ziel der Herdenimmunität sei zwar weiterhin vorhanden, erklärte Stiko-Mitglied Kries. Aber Herdenimmunität dürfe nicht das primäre Ziel für Impfungen von Kindern sein: "Kinderimpfungen macht man, damit die Kinder davon profitieren können, damit den Kindern schwere Krankheiten erspart bleiben, ohne dass sie ein Risiko eingehen." Man könne Herdenimmunität viel besser erreichen, wenn man sich um die 40 Millionen kümmere, die noch nicht geimpft seien. Diese würden zudem sehr viel mehr von den Impfungen profitieren als die Kinder.

Unter Verwendung von Agentur-Material.

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