Eine deutsche Panzerhaubitze 2000 im Einsatz in der Ukraine
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Deutsche Waffenhilfe für die Ukraine: Was wurde geliefert?

Deutsche Waffenhilfe für die Ukraine: Was wurde geliefert?

Nach der russischen Angriffswelle zum Jahreswechsel stellt sich mehr denn je die Frage, was die Ukraine für ihre Verteidigung braucht. Deutschland stand lange in der Kritik, aber inzwischen ist die Liste der gelieferten Waffen lang.

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Seit fast zwei Jahren muss die Ukraine Angriffe des russischen Regimes abwehren. Anfangs hat Deutschland dem überfallenen Land vergleichsweise leichtes Militärgerät geschickt, beispielsweise Panzerabwehrwaffen und Handgranaten. Mit der Zeit sind auch schwere Waffen wie Kampf- und Schützenpanzer dazugekommen.

Insgesamt beziffert die Bundesregierung die bisherigen Militärhilfen für die Ukraine auf knapp sechs Milliarden Euro. Was genau geliefert wurde und welche Schwerpunkte Deutschland setzt – die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Welche Waffen hat die Ukraine zu Kriegsbeginn aus Deutschland erhalten?

Als das russische Regime im vorvergangenen Winter Zehntausende Soldaten an den Grenzen zur Ukraine aufmarschieren lässt, bittet Kiew den Westen um erste Militärhilfen. Doch zunächst zögert die Bundesregierung: Die damalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) verspricht lediglich 5.000 Helme – und will das als "ganz deutliches Signal" verstanden wissen. Eine Formulierung, die der Bundesregierung viel Spott einbringt.

Doch gleich nach Kriegsbeginn leitet die Ampel einen Kurswechsel ein – und ringt sich zu ersten Waffenlieferungen durch. Zwei Tage nach dem russischen Einmarsch wird die Entscheidung bekannt, dass Berlin 1.000 Panzerabwehrwaffen und 500 Boden-Luft-Raketen bereitstellt. Es folgen Tausende weitere Panzer- und Fliegerfäuste.

Welche schweren Waffen wurden geliefert?

Zwei Monate nach Kriegsbeginn sagt die Bundesregierung zu, Flakpanzer vom Typ Gepard zu liefern. 52 dieser Panzer hat die Ukraine inzwischen erhalten. Bei der Bundeswehr ist der Gepard längst ausgemustert, doch die ukrainischen Verteidiger setzen ihn erfolgreich zur Flugabwehr ein – beispielsweise bei Drohnenangriffen.

Später kündigt Berlin an, schwere Artillerie an die Ukraine abzugeben. 14 "Panzerhaubitzen 2000" werden geliefert. Die selbstfahrenden Geschütze können Ziele in einem Umkreis von 30 bis 40 Kilometern erreichen. Eine noch größere Reichweite haben die Raketenwerfer des Typs Mars II, von denen Deutschland bisher fünf geliefert hat. Damit können Ziele in einer Entfernung von bis zu 84 Kilometern bekämpft werden – also weit hinter den Frontlinien.

Vor etwa einem Jahr dann entschließt sich die Bundesregierung nach monatelanger Diskussion, der Ukraine Kampfpanzer zur Verfügung zu stellen. Inzwischen hat Kiew 18 hochmoderne Kettenfahrzeuge vom Typ Leopard 2 aus Deutschland erhalten – und darüber hinaus 30 ältere Leopard-1-Panzer. Außerdem wurden 90 Schützenpanzer vom Typ Marder geliefert. Das Modell stammt aus dem Kalten Krieg, wird aber nach wie vor zum Transport von Soldaten ins Gefechtsfeld eingesetzt.

Wie werden die Waffen gewartet?

Die Bundesregierung hat mit Rüstungsunternehmen Instandsetzungszentren eingerichtet: in der Slowakei, in Rumänien und in Litauen. Beschädigtes Material wird hier "schnell und effizient repariert", heißt es in einer Mitteilung des Bundesverteidigungsministeriums. Allerdings häufen sich inzwischen Meldungen über Ersatzteilmangel und Schäden. Angeblich sind zurzeit nur wenige der gelieferten Kampfpanzer einsetzbar.

Ein gewisser Verschleiß des Materials ist nicht zu vermeiden, doch Kritiker machen auch den langwierigen Transport beschädigter Panzer aus dem Kriegsgebiet nach Litauen für Probleme verantwortlich. Politisch gesehen hat sich der baltische Staat allerdings als verlässlicher Partner erwiesen, während die Zusammenarbeit etwa mit der Slowakei nicht immer reibungslos verlief.

Welche Rolle spielt die Luftverteidigung bei den Militärhilfen für die Ukraine?

Eine große. "Priorität Nummer eins ist die Luftverteidigung", stellt der jetzige deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) kurz nach seiner Amtsübernahme vor knapp einem Jahr fest. Hintergrund sind russische Angriffe mit Raketen und Drohnen auf ukrainische Städte. Um die Luftverteidigung der Ukraine zu stärken, hat Deutschland bisher drei Systeme vom Typ Iris-T SLM geliefert, fünf weitere sollen folgen. Die Bundeswehr selbst verfügt noch nicht über diese hochmodernen Systeme. Ganze Städte sollen damit vor Luftangriffen geschützt werden können.

Zudem hat die Bundesregierung der Ukraine zwei Patriot-Flugabwehrbatterien zur Verfügung gestellt – und gerade erst ein Luftverteidigungssystem vom Typ Skynex.

Wird Deutschland künftig auch Taurus-Marschflugkörper liefern?

Das ist offen. Vertreter der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag fordern eine solche Lieferung. Auch in den Reihen der Ampel-Koalition gibt es Befürworter. Das Argument: Mit dem Taurus könnte die ukrainische Armee wichtige Nachschublinien der russischen Angreifer zerstören. Die Bundesregierung zögert jedoch. Laut Regierungssprecher Steffen Hebestreit gibt es aktuell "keinen neuen Stand" in Sachen Taurus. Die Marschflugkörper dieses Typs haben eine Reichweite von rund 500 Kilometern und könnten Ziele tief in Russland erreichen.

Seit Monaten prüft die Regierung in Berlin, wie sich die Reichweite verlässlich beschränken lässt, um dem russischen Regime keinen Vorwand für eine weitere Eskalation zu liefern – bisher ohne Ergebnis.

Welchen Rückhalt haben die Militärhilfen in Deutschland?

Eine Mehrheit der Bevölkerung unterstützt die Waffenlieferungen. 56 Prozent der Befragten geben im aktuellen ARD-Deutschlandtrend an, die Militärhilfen für die Ukraine seien angemessen beziehungsweise gingen nicht weit genug. 36 Prozent sind der Ansicht, die Waffenlieferungen gingen zu weit.

Gleichzeitig wünscht sich eine Mehrheit der Befragten mehr Engagement für eine Konfliktlösung mit den Mitteln der Diplomatie.

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