Das Firmenlogo von Westfleisch hängt an der Fassade des Fleischverarbeiteten Betriebes in Coesfeld.
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Westfleisch würde gerne bayerische Vion-Schlachthöfe übernehmen.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Guido Kirchner
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Droht Übernahmekampf um Vion-Schlachthöfe?

Droht Übernahmekampf um Vion-Schlachthöfe?

Im Juni hatte das Bundeskartellamt die Übernahme mehrerer Schlachthöfe durch die Premium Food Group (ehemals Tönnies) untersagt. Das Unternehmen kämpft weiter um die Standorte - doch nun gibt es einen Mitbewerber. Droht eine Übernahmeschlacht?

Seit das niederländische Schlachtunternehmen Vion seinen Rückzug aus Deutschland bekannt gegeben hat, ist die Zukunft mehrerer Standorte ungewiss, darunter Buchloe und Waldkraiburg in Bayern und Crailsheim in Baden-Württemberg. Nun zeigt der Konzern Westfleisch aus Münster Interesse an den deutschen Vion-Schlachthöfen: Man sei bereit, "Verantwortung für die Landwirtschaft und insbesondere für die Tierhaltung in Bayern zu übernehmen", teilt das Unternehmen mit.

"Haben den Hut in den Ring geworfen"

Der Vorstandsvorsitzende von Westfleisch, Wilhelm Uffelmann, sagt, sein Unternehmen brauche "mehr Rohstoffe, als wir selbst haben". Er sucht also nach neuen Märkten - wie etwa Bayern und Baden-Württemberg. Bisher ist Westfleisch eher im Norden aktiv. Deshalb schaue man sich nach Möglichkeiten um. Eine solche Möglichkeit sieht das Unternehmen nun nach der Kartellamtsentscheidung vom Juni. "Wir haben das Angebot gemacht, Vion Deutschland in Teilen oder als Ganzes zu übernehmen."

Zukunft der Standorte bleibt dennoch ungewiss

Ob es aber tatsächlich zur Übernahme durch Westfleisch kommt, bleibt offen. Denn ursprünglich wollte die Premium Food Group, ehemals Tönnies, die Vion-Standorte übernehmen; dies hatte das Bundeskartellamt aber im Juni verboten. Die Behörde sah die Gefahr einer marktbeherrschenden Stellung des Unternehmens zu Lasten von Landwirten und kleineren Wettbewerbern.

Eine Entscheidung, die Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) scharf kritisierte. Sie verwies darauf, dass Bayern im Bundesvergleich die meisten Rinder hält – rund 800.000 Tiere werden hier jährlich geschlachtet. Die Standorte in Buchloe und Waldkraiburg seien daher nicht nur wirtschaftlich, sondern auch für eine sichere, regionale Lebensmittelversorgung von zentraler Bedeutung.

Konkurrent pocht auf Verträge

Gegen das Übernahmeverbot hat die Premium Food Group Beschwerde eingelegt – die Verhandlung vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf steht noch aus. Das heißt: Solange der Rechtsweg nicht abgeschlossen ist, kann auch keine Übernahme durch einen Mitbewerber erfolgen.

"Wir geben nicht auf", sagte Inhaber Clemens Tönnies am Montag auf einer Veranstaltung und betonte, dass zwischen Vion und seinem Unternehmen ein rechtsgültiger Kaufvertrag bestehe. Tönnies erwägt auch, eine Ministererlaubnis beim Bundeswirtschaftsministerium zu beantragen. Damit können Übernahmen erlaubt werden, obwohl das Kartellamt dies zuvor untersagt hat; allerdings werden sie nur in Ausnahmefällen erteilt. Das nun bekannt gewordene Interesse von Westfleisch bezeichnete Tönnies als "Störfeuer" und stellte klar: Mit dem Bundeskartellamt sei man weiter in Kontakt.

Bessere Chancen für Westfleisch?

Auch einen Kauf durch Westfleisch würde das Bundeskartellamt prüfen, bestätigt die Behörde. Westfleisch ist laut eigenen Angaben bislang nur an einem Rinderschlachthof in Augsburg beteiligt. Die Premium Food Group dagegen betreibt Schlachthöfe in Altenburg und Kempten (Rinder) und Weißenfels (Schweine) – was für das Verbot der Kartellbehörde ausschlaggebend war. In der Begründung vom Juni (externer Link) heißt es: "Nach der Übernahme der Vion-Standorte würde Tönnies in den Einzugsgebieten der Schlachthöfe in Buchloe, Waldkraiburg und Kempten Marktanteile von deutlich über 40 Prozent erreichen, mit weitem Abstand zu den verbleibenden, deutlich kleineren Wettbewerben."

Wilhelm Uffelmann von Westfleisch rechnet sich deshalb gute Chancen für sein genossenschaftlich organisiertes Unternehmen aus. Bislang gebe es aber kein offizielles Verfahren. Das bestätigt der Sprecher des Bundeskartellamts aus Anfrage.

Bauernverband hofft auf "klare Perspektiven"

Der Bayerische Bauernverband hat klare Erwartungen an einen neuen Betreiber der süddeutschen Schlachthöfe: Die Standorte müssten erhalten und weiterentwickelt werden; bestehende regionale Programme wie zum Beispiel "Geprüfte Qualität Bayern" müssten gestärkt werden. Und es brauche "einen verlässlichen und partnerschaftlichen Umgang mit den Tierhaltern – gerade auch in schwierigeren Marktphasen bzw. Marktkrisen."

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