Palästinenser suchen nach Opfern unter den Trümmern eines zerstörten Gebäudes.
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Palästinenser suchen nach Opfern unter den Trümmern eines zerstörten Gebäudes.

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Nord-Gaza: Dutzende Tote nach Angriff auf Dschabalia

Nord-Gaza: Dutzende Tote nach Angriff auf Dschabalia

In Dschabalia in Gaza sind bei einer Explosion mehrere Wohnblöcke zerstört worden. Israelischen und palästinensischen Angabe zufolge wurden Dutzende Menschen getötet. Israels Militär sprach von einem Angriff auf eine "Hochburg der Hamas".

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Bei israelischen Angriffen auf Dschabalia im Norden des Gazastreifens sind am Dienstag israelischen und palästinensischen Angaben zufolge Dutzende Menschen getötet worden. Israels Armee bestätigte den Angriff und teilte mit, Bodentruppen hätten rund 50 Terroristen getötet. Die Armee wiederholte ihren Aufruf an die Bewohner des Gazastreifens, in den Süden zu fliehen.

Israels Militär spricht von Angriff auf "Hochburg der Hamas"

Das israelische Militär sprach von einem "großangelegten Angriff" auf eine "militärische Hochburg der Hamas" im Westen der Stadt. Dort seien unter anderem Terroristen ausgebildet worden. Auch Flugzeuge seien im Einsatz gewesen. Infolge des Angriffs seien auch Tunnel eingestürzt und der Hamas-Kommandeur Ibrahim Biari getötet worden. Er soll den Angaben nach unter anderem an den Hamas-Massakern im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober beteiligt gewesen sein.

Dschabalia: Vom Flüchtlingslager zur Stadt

Weltweit bezeichnen Medien die Stadt auch als Flüchtlingslager. Tatsächlich wurde Dschabalia vom Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) als Flüchtlingslager gegründet. Dort leben vertriebene Familien aus Kriegen der Palästinenser mit Israel, die bis ins Jahr 1948 zurückreichen. In den vergangenen 75 Jahren wurde das Lager mehr und mehr zu einer Stadt ausgebaut. Mehr als 100.000 Menschen sollen dort registriert sein.

Das "Dschabalija-Bataillon" der Hamas habe zivile Gebäude in der Stadt Gaza besetzt, erklärte die israelische Armee weiter. Durch den Angriff seien die Kommandostruktur der Hamas und ihre Fähigkeit zu Angriffen auf israelische Soldaten beschädigt und "unterirdische Terror-Infrastruktur" unter den Gebäuden zerstört worden.

Dschabalia: Dutzende Tote aus Trümmern geborgen

Laut einem Arzt des Kamal-Adwan-Krankenhauses im nördlichen Gazastreifen sind mindestens 35 Menschen gestorben, darunter auch Kinder und Frauen. Zudem seien mehr als 200 Verletzte in die Klinik eingeliefert worden, sagte Hussam Abu Safija der Nachrichtenagentur dpa.

Bei dem Angriff seien "mindestens 20 Gebäude" zerstört worden, erklärte das von der radikalislamischen Hamas geführte Gesundheitsministerium. Aufnahmen des arabischen Fernsehsenders Al-Dschasira zeigten mindestens vier große Krater an den Stellen, an denen zuvor Gebäude standen. In der Umgebung waren mehrere Gebäude teilweise eingestürzt.

Dutzende Rettungskräfte und Freiwillige suchten in den Trümmern nach Überlebenden. Eine Gruppe junger Männer zog zwei Kinder aus den oberen Stockwerken eines beschädigten Mehrfamilienhauses und trug sie hinab. Auf Videoaufnahmen der Nachrichtenagentur AFP war zu sehen, wie mindestens 47 Leichen aus den Trümmern geborgen wurden.

Saudi-Arabien und Iran verurteilen israelischen Angriff

Der Iran hat den Angriff auf Dschabalia scharf verurteilt. Außenamtssprecher Nasser Kanaani sprach in dem Zusammenhang von einer "brutalen Attacke" und warf dem Erzfeind der Islamischen Republik Kriegsverbrechen vor, wie aus einer Erklärung des Außenministeriums von Dienstag hervorgeht.

Irans Staatsführung hatte in den vergangenen Wochen seit Beginn des Gaza-Kriegs dem jüdischen Staat immer wieder gedroht.

Auch Saudi-Arabien hat den israelischen Angriff scharf kritisiert. Er habe "den Tod und die Verletzung einer großen Anzahl unschuldiger Zivilisten" verursacht, erklärte das Außenministerium in Riad. Saudi-Arabien sprach von "unmenschlichen Angriffen" und "israelischen Besatzungstruppen".

Guterres: Schutz von Zivilisten hat oberste Priorität

UN-Generalsekretär António Guterres appelliert an beide Seiten, der Schutz von Zivilisten habe jederzeit oberste Priorität. Bei den Kämpfen müsse die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben. Die Menschenrechte seien eindeutig und könnten nicht ignoriert werden.

Am 7. Oktober hatten Terroristen der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas Israel überraschend angegriffen und Massaker unter Zivilisten angerichtet. Mehr als 1.400 Menschen wurden dabei und bei Kämpfen in den folgenden Tagen getötet. Mehr als 240 weitere Israelis wurden in den Gazastreifen verschleppt.

Mit Informationen von dpa, AFP, AP und Reuters

Dieser Artikel ist erstmals am 31. Oktober auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

Video vom 2. November zur aktuellen Lage in Nahost:

Wartende Menschen.
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Heute werden rund 400 ausländische Zivilisten den Gazastreifen in Richtung Ägypten verlassen können.

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