Niedersachsen, Otterndorf: Eine Hochspannungsleitung führt über ein Feld am Ortsrand.
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Es gibt keinen Beleg, dass elektrische, magnetische oder elektromagnetische Felder gesundheitliche Probleme verursachen. (Symbolbild)

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Elektromagnetische Felder lösen nicht "Elektrosensibilität" aus

Elektromagnetische Felder lösen nicht "Elektrosensibilität" aus

Angeblich krank durch elektromagnetische Felder: Manche Menschen nennen sich "elektrosensibel". Doch es gibt keine Belege für eine Verbindung, Schutzkleidung im Alltag ist nicht nötig. Es gibt aber einen Verdacht auf einen Auslöser. Ein #Faktenfuchs.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Darum geht's:

  • Es gibt keinen Beweis für einen Zusammenhang zwischen elektrischen, magnetischen oder elektromagnetischen Feldern im Alltag und gesundheitlichen Beschwerden.
  • Schutzkleidung gegen solche Felder gibt es prinzipiell, doch im Alltag ist sie nicht nötig.
  • Unter Forscherinnen und Forschern wird ein anderer Zusammenhang als möglicher Auslöser von Beschwerden diskutiert: der sogenannte Nocebo-Effekt.

Steckdose, WLAN oder Mobilfunkstrahlung: Elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder umgeben uns mittlerweile überall, an jedem Ort und zu jeder Zeit. Ein Leben ohne diese Technik ist nur schwer vorstellbar. Doch einige Menschen empfinden das als Problem. Sie bezeichnen diese Felder als "Elektrosmog" und sich selbst als "elektrosensibel". In repräsentativen Umfragen bezeichneten sich zum Beispiel bis zu sieben Prozent der Menschen in Deutschland als "elektrosensibel".

Sie haben Kopfschmerzen, Schlafstörungen, sind müde oder können sich nicht konzentrieren. All das, so nehmen sie an, werde von den elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern (EMF) in unserer Umwelt ausgelöst. Besonders hochfrequente EMF, die beim Mobilfunk und bei WLAN verwendet werden, stehen hier im Fokus. Was diese elektromagnetischen Felder sind, welchen technischen Nutzen sie haben und wie Mobilfunk allgemein funktioniert, hat der #Faktenfuchs bereits in diesem Artikel erklärt.

Kein Nachweis für gesundheitliche Schäden

Diese Befürchtungen wecken auch wirtschaftliche Interessen: Im Internet finden sich Angebote für EMF-Schutzkleidung, die die Strahlung vom Körper fernhalten soll. Die Stadt Ravensburg prüft laut "Schwäbischer Zeitung" [externer Link], einen öffentlichen, abgeschirmten Schutzraum für elektrosensible Menschen einzurichten. Das ginge, indem man zum Beispiel die Fenster mit Metall beschichtet.

Die Beschwerden und das Leiden dieser Menschen sind real. Doch es gibt bisher keinerlei Nachweis, dass EMF innerhalb der geltenden Grenzwerte gesundheitliche Schäden verursachen. Der #Faktenfuchs hat die Studienlage zu diesem Thema recherchiert und mit Physikern gesprochen. Allerdings gibt es einen medizinischen Effekt, der als möglicher Verursacher diskutiert wird.

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Das Spektrum elektromagnetischer Felder in verschiedenen Frequenzen, von Strom über Mobilfunk bis hin zu Röntgenstrahlung.

💡 Elektrosensitivität, Elektrosensibilität, IEI-EMF: Was ist was?

Elektrosensitivität: Die generelle Fähigkeit, elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder wahrzunehmen. Es gibt im Alltag wenige Situationen, wo dies vorkommt, zum Beispiel wenn sich der eigene Körper auflädt.

Elektrosensibilität oder Elektrohypersensibilität (EHS): Eine als negativ empfundene gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern. Es wird unterstellt, dass diese Felder für gesundheitliche Probleme verantwortlich sind. Wissenschaftlich gesehen gibt es bislang keinen Beweis für einen Ursache-Wirkung-Zusammenhang zwischen den Feldern und den berichteten Beschwerden.

IEI-EMF: Die englische Abkürzung für den Begriff "idiopathische Umweltintoleranz gegenüber elektromagnetischen Feldern". Als "idiopathisch" werden Krankheiten bezeichnet, deren Ursache nicht nachgewiesen werden kann oder nicht erkennbar ist. Diese Bezeichnung wird mittlerweile in der Wissenschaft verwendet, weil sie als weniger abwertend gilt.

Menschen können in bestimmten Situationen Elektrizität spüren

Menschen können unter bestimmten Umständen elektrosensitiv sein, also elektrische Felder spüren. Das liege daran, dass der menschliche Körper – wie jedes Material – aus Ladungen besteht und prinzipiell elektrischen Strom leiten kann, sagt Achim Enders von der Technischen Universität Braunschweig im Gespräch mit dem #Faktenfuchs. Der Physiker leitet dort das Institut für Elektromagnetische Verträglichkeit, außerdem ist er stellvertretender Vorsitzender der deutschen Strahlenschutzkommission.

Enders gibt ein Beispiel: "Wenn Sie sich im Winter an einem Tag mit sehr trockener Luft die Haare föhnen, dann stehen manchmal die Haare zu Berge. Das sind elektrische Felder, das spürt man natürlich." Ein anderes Beispiel aus dem Alltag: Man läuft mit Gummisohlen auf einem Wollteppich und lädt sich dadurch elektrisch auf, auch hier stehen die Haare zu Berge. Magnetische Felder führen in bestimmten Fällen dazu, dass man Leuchterscheinungen wahrnimmt. Dafür brauche es aber eine hohe Stärke eines solchen Magnetfelds, sagt Enders. Das kommt im Alltag in der Regel nicht vor.

Was ebenfalls selten vorkommt: dass Menschen direkt unter einer Hochspannungsleitung stehen. Hier ist das elektrische Feld relativ stark, erklärt Alexander Leymann vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Leymann ist theoretischer Physiker, er sichtet und bewertet beim BfS die Studienlage und forscht auch selbst. Es gebe Menschen, die unter einer Hochspannungsleitung so etwas wie ein Kribbeln oder ein Jucken wahrnehmen könnten, sagt Leymann: "Wenn Sie zu diesen sehr elektrosensitiven Personen gehören und noch andere Umwelteinflüsse wie eine Windstille vorliegen, dann kann es sein, dass Sie dieses Feld spüren." Das sei möglicherweise unangenehm, aber gesundheitlich ungefährlich, sagt Leymann.

Experten: Im Alltag spürt man fast immer nichts

Was für Menschen allerdings laut den Experten unmöglich ist: im normalen Alltag abseits der Beispiele elektrische, magnetische oder elektromagnetische Felder wie Mobilfunkstrahlung zu spüren. "Durch technische Quellen sind mir keine Felder bekannt, die man, wenn alle Grenzwertbestimmungen eingehalten werden, im normalen Alltag wahrnehmen kann", sagt Achim Enders. Denn: "Die grundlegenden Wirkmechanismen, die zum Erspüren von Feldern führen können, sind bekannt. Nach denen sind die Grenzwerte auch gemacht und wenn die unterschritten werden, ist keinerlei Wechselwirkungsmechanismus bekannt, der eben zu solchen Effekten führen könnte."

Auch der Physiker Alexander Leymann sagt: "In Alltagssituationen werden Sie keine elektromagnetischen Felder oder elektrische oder magnetische Felder spüren." Enders erklärt, dass man leider nie die hundertprozentige Gewissheit haben könne, dass ein solcher Effekt nicht da sei. Denn eine solche Negativ-Aussage könne man wissenschaftlich nicht vollständig beweisen, eine solche "Nullhypothese" sei rein logisch unbeweisbar.

Nach Elektrosensibilität wurde immer wieder gesucht

Es wurden immer wieder Studien durchgeführt, bei denen nach einem Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Feldern (EMF) und Beschwerden gesucht wurde. Dabei sah der Studienaufbau so aus: Die Teilnehmer wurden realen EMF oder Scheinsignalen ausgesetzt oder beiden im Wechsel, ohne zu wissen, ob tatsächlich EMF vorhanden waren. Das nennt man Provokationsstudien.

Eine solche Studie der Charité Berlin untersuchte zum Beispiel den Zusammenhang zwischen Mobilfunkmasten und Schlafproblemen. Damals war die Netzabdeckung in Deutschland noch nicht so gut, die Wissenschaftler brachten Mobilfunkmasten in Orte mit schlechtem Netz. Die Teilnehmer wussten nicht, wann die Masten sendeten, außerdem konnten die Handys in der Nähe das auch nicht erkennen.

Die mehr als 350 Teilnehmer wurden zu ihrer Schlafqualität befragt, es wurden die Feldstärken der Strahlung in den Zimmern und der Schlaf der Teilnehmer mit Messgeräten überwacht. Am Ende stellte sich heraus, dass es für die subjektive und die objektive Schlafqualität egal war, ob der Mobilfunkmast sendete oder nicht.

Allerdings: Bei Personen, die wegen der Masten besorgt um ihre Gesundheit waren, verschlechterte sich auch der Schlaf – auch in Nächten, in denen er nicht strahlte. Das deutet auf einen möglichen Auslöser der Beschwerden hin. Dazu später mehr.

Studienlage: Kein Nachweis für "Elektrosensibilität"

In wissenschaftlichen Zusammenfassungen der Studienlage, sogenannten systematischen Reviews, wurde immer wieder geschlussfolgert: Es gibt keinen Nachweis für Elektrosensibilität. "Bisher konnte mit wissenschaftlichen Methoden nicht nachgewiesen werden, dass die Beschwerden von EHS-Personen (also Personen die sich selbst als "elektrohypersensibel" bezeichnen, Anm. d. Red.) kausal auf die Belastung durch elektromagnetische Felder im Alltag zurückzuführen sind", heißt es zum Beispiel in einem Bericht, den das Schweizer Bundesamt für Umwelt 2011 herausgab.

In einem systematischen Review von 29 Provokationsstudien aus dem Jahr 2011 konstatierten die Autoren: Es gebe keinen Beweis dafür, dass Menschen mit IEI-EMF körperlich ungewöhnlich auf elektromagnetische Felder reagieren würden. Das spreche dafür, dass elektromagnetische Felder nicht der Hauptgrund ihrer Krankheit seien.

In einem Review von 2023, das die Weltgesundheitsorganisation (WHO) angestoßen und teilweise finanziert hatte, heißt es: Die bisherige Forschung deute darauf hin, dass hochfrequente elektrische Felder unterhalb der Grenzwerte keine Beschwerden verursachen. Die Autoren merken aber an, dass diese Aussage sehr unsicher sei, wegen der geringen Anzahl an Studien, möglichen verzerrten Ergebnissen oder Ungenauigkeit. Die Position des Bundesamtes für Strahlenschutz ist, dass ein "ursächlicher Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Feldern und den Beschwerden elektrosensibler Personen mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann".

Mögliche Ursache: Der Nocebo-Effekt

Doch die Beschwerden und Symptome der Betroffenen sind real. "Es handelt sich dabei nicht um irgendwie etwas Eingebildetes", sagt der Psychologe Christoph Böhmert. Er ist Professor für Kommunikationspsychologie an der IU Internationalen Hochschule in Karlsruhe und hat selbst zu diesem Thema gearbeitet. "Der Unterschied ist nur, wir glauben, die Symptome kommen woanders her", sagt Böhmert zum Stand der Forschung.

In der Forschung ist nämlich der sogenannte Nocebo-Effekt ein viel diskutierter Kandidat als Auslöser der Beschwerden. Nocebo ist Lateinisch und heißt übersetzt: "Ich werde schaden". Vereinfacht gesagt wird vermutet, dass Menschen sich wegen der elektromagnetischen Felder solche Sorgen um ihre Gesundheit machen, dass sie daraufhin tatsächlich Beschwerden entwickeln. Er wird auch der "böse Bruder des Placebo-Effekts" genannt.

Böhmert gibt folgenden Vergleich: Man wartet am Flughafen auf die eigene Mutter, die von einer Reise zurückkehrt. Mit dieser Erwartungshaltung und in dieser Situation passiere es wesentlich leichter, dass man eine Fremde für die eigene Mutter halte. "Die Erwartung prägt die Wahrnehmung. Unser Gehirn macht aus Erwartung und Wahrnehmung ein gemeinsames Produkt."

Bei den Betroffenen sei die Erwartung da, dass bei elektromagnetischen Feldern bestimmte Schmerzen entstünden. "Nur ein Trigger genügt, um Symptome auszulösen. Oder auch nur die Vermutung, dass da draußen auf der Straße eine Mobilfunkantenne sein muss."

Studien wiesen Nocebo-Effekt unter Versuchsbedingungen nach

Es gab mehrere Studien, die einen solchen Effekt unter Versuchsbedingungen nachwiesen. Ein Team von der Universität Mainz teilte zwei Gruppen mit jeweils mehr als 60 Personen mit, dass sie WLAN-Strahlung ausgesetzt waren. Bei beiden Gruppen konnten die Forscherinnen und Forscher daraufhin den Nocebo-Effekt beobachten: Die Versuchspersonen berichteten, dass sie Effekte gespürt hatten - obwohl es nie eine WLAN-Strahlung gab.

Ein Team aus Ungarn suggerierte zwei Versuchsgruppen, sie seien jeweils einem schwachen und einem starken elektromagnetischen Feld ausgesetzt. Die Gruppe mit der "höheren" Belastung meldete mehr Symptome als die andere. In Wahrheit gab es jedoch überhaupt keine elektromagnetischen Felder.

"Es ist relativ gut dokumentiert, dass der Mechanismus in so einem zeitlich begrenzten Setting funktioniert", ordnet Böhmert die Studienlage ein. Was die Studienlage bisher nicht hergebe: Dass der Nocebo-Effekt sicher das komplexe, lang anhaltende und im Alltag belastende Krankheitsbild IEI-EMF auslöse, also die ungeklärte Umweltintoleranz gegenüber den elektromagnetischen Feldern. "Es ist aber plausibel, dass der Nocebo-Effekt eine Rolle speziell in der Aufrechterhaltung spielt", sagt Böhmert.

Böhmert weist auf Studien eines französischen Forschers hin, der die Biografien von Elektrosensiblen untersuchte. Diesen zufolge entwickele sich IEI-EMF, wenn Menschen schon gesundheitliche Probleme hätten. Sie würden dann nach Erklärungen suchen. In einer "Fehl-Attribution" würden dann EMF als Auslöser identifiziert.

EMF-Schutzkleidung: Im Alltag unnötig

Für den Alltag eines Menschen mit durchschnittlicher EMF-Exposition ist derzeit keinerlei Gefahr nachgewiesen. Dennoch gibt es einen Markt für allerlei Schutzprodukte, die die angebliche Belastung abwehren sollen. Baldachine für das Bett, Abschirmzelte, Babydecken und immer wieder Kleidung für den ganzen Körper: Kopfbedeckungen, Schals, Oberteile oder Leggins. In Online-Shops findet man solche Produkte, ein abschirmender Kapuzenpulli kostet zum Beispiel 200 Euro, ein Baldachin für ein Einzelbett knapp 700 Euro.

Grundsätzlich kann man sich mit solchen Produkten gegen bestimmte elektromagnetische Felder abschirmen. Gut leitende Metalle schirmen hochfrequente elektrische Felder fast vollständig ab. In den erwähnten Online-Shops finden sich laut eigener Aussage deswegen Kleidung oder Produkte, in die Metalle eingewebt wurden. Niederfrequente Magnetfelder schirmen sie nicht ab.

"Damit das aber funktioniert, muss das richtig gemacht werden", sagt der Physiker Achim Enders. Wenn man zum Beispiel sein Bett abschirmen wolle, reiche es nicht, eine Ausführung ähnlich wie ein Mückennetz aufzubauen. Man müsse auch den Boden unter dem Bett komplett bedecken, falls ein Reißverschluss dabei sei, müsse der ebenfalls leitfähig sein. "So eine Ausführung muss ich sagen, habe ich noch nie gesehen", sagt Enders. Wenn man sich nur teilweise bedecke, dann könnte das die Strahlungsbelastung in bestimmten Situationen und Körperregionen sogar erhöhen.

Alexander Leymann vom Bundesamt für Strahlenschutz erklärt ebenso: Auch bei Kleidung müsse man rundum bedeckt sein, wenn man tatsächlich eine Abschirmung erreichen wolle. "Es reicht nicht, wenn Sie eine Silbernetz-Unterhose anziehen. Sie müssten sich vollkommen damit umgeben, quasi in der Art eines Imkernetzes."

Weil es aber keinerlei Nachweis für gesundheitliche Auswirkungen durch EMF gibt, brauche es diese Schutzkleidung nicht, sagt Leymann: "Sie sind durch die in Deutschland geltenden Grenzwerte vor allen gesundheitlich relevanten Wirkungen geschützt. Und diese Grenzwerte werden in den allermeisten Fällen auch weit unterschritten." Die Grenzwerte für Mobilfunkstrahlung überwacht in Deutschland zum Beispiel die Bundesnetzagentur. Messergebnisse dazu sind im Internet frei zugänglich.

Beschwerden ernst nehmen und informieren

Wenn die Beschwerden real sind, müssen sie auch behandelt werden. Zuallererst sei es wichtig, die Beschwerden der Betroffenen ernst zu nehmen, sagen Forscherinnen und Forscher. "Elektrohypersensibilität ist immer real": So lautet zum Beispiel der Titel eines Artikels in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift. An diesem Text waren Forscherinnen und Forscher beteiligt, er erschien 2022 und sei ein wichtiger Schritt, um den Betroffenen zu helfen, sagt Christoph Böhmert. Diese Personen dürften nämlich nicht das Gefühl haben, in eine bestimmte Ecke gestellt zu werden.

In einer Studie aus dem Jahr 2015 glaubten die Teilnehmenden, sie seien Windkraft-Infraschall ausgesetzt. In Wirklichkeit waren sie dies aber nicht. Einer der Versuchsgruppen erklärten die Forscherinnen und Forscher vorher den Nocebo-Effekt. Tatsächlich erlebte diese Gruppe dann weniger Symptome unter dem Schein-Infraschall. Das sei aber eine Versuchssituation, sagt Böhmert. Im echten Leben gebe es schließlich Menschen, die fest von ihrer Elektrohypersensibilität überzeugt seien. Wolle man ihnen helfen, würde es deutlich zu kurz greifen, ihnen einfach den Nocebo-Effekt zu erklären.

Ein anderes Studienergebnis aus den Niederlanden macht Betroffenen möglicherweise Mut: Ein Forscherteam erhob über zehn Jahre lang Daten von knapp 900 Personen. Es gab zwar einen konstanten Anteil von einem Prozent, der sich als gesundheitlich beeinträchtigt durch hochfrequente EMF sah. Doch die betroffenen Personen blieben nicht die gleichen, sondern wechselten durch. "Idiopathische Umweltintoleranz (die Krankheit mit ungeklärter Ursache, Anm. d. Red.) gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern scheint öfter ein vorübergehender Zustand zu sein als bisher angenommen", schreiben die Forscherinnen und Forscher.

Fazit

Manche Menschen können elektrische Felder in ganz bestimmten Situationen wahrnehmen. Magnetische oder elektromagnetische Felder in alltagstypischen Stärken können Menschen nicht wahrnehmen. Es gibt keinen Beleg für eine gesteigerte Empfindlichkeit, genannt "Elektrosensibilität" oder "Elektrohypersensibilität". Schutzkleidung gegen EMF gibt es zwar, doch im Alltag ist sie nicht nötig.

Es gibt keinen Beleg, dass diese Felder gesundheitliche Probleme verursachen. Die Symptome der Menschen, die sich als elektrosensibel beschreiben, sind dennoch real. Bekannt und erforscht ist der Nocebo-Effekt, bei dem allein die Erwartung von gesundheitlichen Beschwerden diese hervorruft. Ob er die Ursache für konkrete Beschwerden ist oder andere Ursachen vorliegen, können Betroffene medizinisch abklären lassen.

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