Mit Informationen der ARD-Korrespondentinnen und -Korrespondenten sowie der Nachrichtenagenturen AFP, AP, dpa, edp, KNA und Reuters. Zum Teil lassen sich die Angaben nicht unabhängig überprüfen.
Montag, 23. Dezember 2024
22.46 Uhr: UN – 23 Lastwagen mit humanitärer Hilfe im Gazastreifen geplündert
23 Lastwagen eines Konvois mit Lebensmitteln und anderen humanitären Gütern auf dem Weg ins Zentrum des Gazastreifens sind nach UN-Angaben geplündert worden. Eine UN-Sprecherin teilte mit, der Konvoi des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen mit insgesamt 66 Lastwagen sei am Sonntag vom Grenzübergang Kerem Schalom über den Philadelphi-Korridor losgefahren. Trotz israelischer Zusicherungen, dass für sichere Fahrbedingungen gesorgt werde, habe es einen Luftangriff gegeben, sagte Tremblay.
21.50 Uhr: Israel bekennt sich zu Tötung von Hamas-Chef Hanija im Juli
Ein halbes Jahr nach der Tötung von Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran hat Israel sich erstmals offiziell zu dem Attentat bekannt. Bei einer Veranstaltung sagte Verteidigungsminister Israel Katz nach Angaben seines Ministeriums, sein Land werde die mit der islamistischen Palästinenserorganisation verbündete Huthi-Miliz im Jemen "hart treffen" und "ihre Führung enthaupten, so wie wir es mit Hanija, Sinwar und Nasrallah in Teheran, im Gazastreifen und im Libanon gemacht haben". "Jeder, der seine Hand gegen Israel erhebt, wird seine Hand verlieren, und der lange Arm der israelischen Armee wird ihn treffen und zur Rechenschaft ziehen", sagte Katz nach Angaben seines Ministeriums weiter.
21.17 Uhr: UN – Schüsse auf Krankenhaus im Norden des Gazastreifens
Ein Krankenhaus im Norden des Gazastreifens ist nach Angaben der Vereinten Nationen unter direkten Beschuss geraten. In der Gegend der Anlage des Kamal-Adwan-Krankenhauses gehe das Bombardement weiter, so UN-Sprecherin Stephanie Tremblay. Sie zitierte den WHO-Chef Tedros Ghebreyesus mit den Worten, die Bombardierungen und israelische Evakuierungsanordnungen für das Krankenhaus in Beit Lahija seien "zutiefst besorgniserregend". Tremblay bekräftigte, unter dem Völkerrecht müssten Zivilisten und zivile Infrastruktur wie Krankenhäuser geschützt werden.
20.52 Uhr: Drei israelische Soldaten in Gaza getötet
Drei israelische Soldaten sind bei der Explosion eines Waffen- und Munitionslagers der islamistischen Hamas getötet worden. Das teilte die Armee mit. Die Männer im Alter von 21 bis 22 Jahren seien durch die massive Detonation in Beit Hanun im Norden des Küstengebiets sofort tot gewesen. Es werde untersucht, ob das Waffenlager von Hamas-Kämpfern ferngezündet wurde.
16.06 Uhr: Jerusalemer Patriarch hofft auf Frieden im Heiligen Land
Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, fordert in seiner Weihnachtsbotschaft Frieden für das Heilige Land. "Wir brauchen Hoffnung in diesem Land, das von so viel Gewalt und Hass geprägt und von Verachtung und Angst verwundet ist", sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche des Heiligen Landes in Jerusalem. Das gelte gerade zu diesem Weihnachtsfest, an dem das alle 25 Jahre begangene Heilige Jahr beginne, das diesmal der Hoffnung gewidmet sei.
Der Patriarch rief dazu auf, an die vielen Ausgegrenzten zu denken, für die es scheinbar keinen Platz auf der Welt, keine Würde, keine Hoffnung gebe. Christus sei Mensch geworden und habe damit ein "Zeichen der Nähe, des Friedens und einer erneuerten Beziehung zwischen Gott und den Menschen" gesetzt. Die gesamte Existenz Jesu bis zum Ende sei darauf ausgerichtet gewesen, sein Leben für andere hinzugeben, so der Kardinal in seiner Weihnachtsbotschaft.
14.09 Uhr: UN-Nothilfekoordinator – Im nördlichen Gaza-Streifen droht Hungersnot
Den Menschen im nördlichen Gaza-Streifen droht laut dem UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher eine Hungersnot. Das Gebiet sei seit zwei Monaten nahezu vollständig von Israel belagert, erklärte Fletcher in Jordaniens Hauptstadt Amman.
Die israelischen Behörden verweigerten den UN-Helfern und ihren Partnern den Zugang in den nördlichen Gaza-Streifen. Seit dem 6. Oktober seien mehr als 100 Anträge auf Einreise abgelehnt worden. Außerdem sei der Zusammenbruch von Recht und Ordnung zu erleben. Bewaffnete lokale Banden plünderten systematische Hilfsgüter. Infolgedessen sei es trotz des enormen humanitären Bedarfs fast unmöglich geworden, auch nur einen Bruchteil der dringend benötigten Hilfe zu leisten.
Der Süden des Gaza-Streifens sei extrem überbevölkert. Das führe zu entsetzlichen Lebensbedingungen und einem großen Bedarf an humanitärer Hilfe. Im gesamten Gaza-Streifen gingen die israelischen Luftangriffe auf dicht besiedelte Gebiete weiter. Zerstörung, Vertreibung und Tod seien die Folge.
13.49 Uhr: Palästinenser halten in Dschenin Generalstreik ab
Palästinenser sind in der Stadt Dschenin im Westjordanland einem Aufruf militanter Gruppen zu einem Generalstreik gefolgt. Der Protest richtete sich gegen israelische Militäreinsätze in dem Palästinensergebiet.
Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP hörte in Dschenin Schüsse und Explosionen, die offenbar auf Zusammenstöße zwischen Extremisten und palästinensischen Sicherheitskräften zurückgingen. Es war zunächst unklar, ob Menschen getötet oder verletzt wurden. Hinweise auf israelische Truppen in dem Gebiet gab es zunächst nicht. Geschäfte blieben in der Stadt geschlossen. Am Sonntag hatten Angreifer ein Mitglied der palästinensischen Sicherheitskräfte getötet und zwei weitere verletzt.
13.34 Uhr: Annäherung in Gesprächen über Waffenruhe zwischen Hamas und Israel
Bei den Gesprächen über eine Waffenruhe im Gazastreifen zwischen der radikalen Hamas und Israel ist es nach Angaben beider Seiten zu einer Annäherung gekommen. Die Meinungsverschiedenheiten seien geringer geworden, entscheidende Streitpunkte seien aber nicht beigelegt, hieß es am Montag. Ein palästinensischer Insider sagte, man habe sich noch immer darauf geeinigt, welche palästinensischen Gefangenen genau von Israel im Austausch gegen Geiseln freilassen werden sollen.
12.34 Uhr: Libanons Regierungschef besucht Militärstellungen im Süden
Libanons geschäftsführender Ministerpräsident Nadschib Mikati hat am Montag Militärstellungen im Süden des Landes besucht. Ende November war eine Waffenruhe in Kraft getreten, die den Krieg zwischen Israel und der Schiitenmiliz Hisbollah vorerst beendete. Für Mikati war es der erste Besuch an den südlichen Frontlinien. Es wird erwartet, dass dort im Rahmen des von den USA vermittelten Abkommens schrittweise mehr libanesische Soldaten zum Einsatz kommen und sich Hisbollah-Kämpfer und israelische Truppen bis Ende Februar zurückziehen.
12.12 Uhr: Lateinischer Patriarch besucht vor Weihnachten Gaza
Patriarch Pierbattista Pizzaballa, der höchste katholische Würdenträger im Heiligen Land, hat vor Weihnachten den umkämpften Gazastreifen besucht. Während des Solidaritätsbesuchs habe Pizzaballa in der kleinen christlichen Gemeinde der Pfarrei der Heiligen Familie in der Stadt Gaza eine Messe zelebriert, teilte das lateinische Patriarchat in Jerusalem mit Abschluss der Reise mit.
11.26 Uhr: UN – Bewaffnete Banden plündern im Gazastreifen
Der neue UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher sieht einen Zusammenbruch von Recht und Ordnung im Gazastreifen. "Wir erleben (...) die systematische bewaffnete Plünderung unserer Vorräte durch lokale Banden", teilte Fletcher bei einem Besuch der Nahost-Region mit. Es sei fast unmöglich, auch nur einen Bruchteil der Hilfsgüter in das Palästinensergebiet zu schaffen. Die Lebensbedingungen seien fast unerträglich.
Der Norden des Gazastreifens sei seit mehr als zwei Monaten praktisch unter Belagerung. Dort drohe eine Hungersnot. Israel habe seit dem 6. Oktober mehr als 100 Anfragen für die Genehmigung von UN-Hilfslieferungen abgelehnt, teilte Fletcher mit, der das UN-Nothilfebüro OCHA leitet. Die Angriffe Israels in dicht besiedelten Gegenden - auch solchen, in die die israelischen Streitkräfte die Menschen vertrieben hätten - gingen weiter. Nirgends seien die Menschen sicher. "Schulen, Krankenhäuser und die zivile Infrastruktur sind in Schutt und Asche gelegt worden."
Nach Israels Darstellung sind genügend Hilfsgüter da, aber die Vereinten Nationen schaffen es nicht, sie im Gazastreifen zu verteilen. Nach internationaler Rechtsauffassung - etwa des Internationalen Gerichtshofs - ist der Gazastreifen von Israel besetztes Gebiet, in dem Israel für die Aufrechterhaltung der Ordnung zuständig ist.
05.43 Uhr: Sorgenvolle Weihnachten in Bethlehem – Ohne Pilger fehlt das Geld
Die Geburtskirche in Bethlehem bleibt aufgrund des aktuellen Gaza-Kriegs und verschärfter israelischer Checkpoints leer. Die Weihnachtszeit, normalerweise von Touristen überfüllt, ist dieses Jahr still. Lokale Christen und Muslime sehen sich durch die Konflikte und wirtschaftlichen Schwierigkeiten zur Abwanderung gezwungen. Die Stadt verliert nicht nur Besucher, sondern auch Einwohner, da viele, besonders junge Menschen, keine Zukunftsperspektive mehr sehen. Weihnachten 2024 wird als rein religiöses Fest ohne prunkvolle Feierlichkeiten begangen, um die schwierige Lage zu reflektieren.
05.30 Uhr: Winter im Gazastreifen: "Nachts laufen Ratten über uns"
Die Palästinenser im Gazastreifen leiden im Winter unter extremen Bedingungen. Viele sind durch die Kämpfe vertrieben und leben in provisorischen Unterkünften, die Wind, Kälte und Regen kaum standhalten. Es mangelt an Decken, warmer Kleidung und Feuerholz. Reda Abu Zarada, 50, die mit ihrer Familie aus dem Norden des Gazastreifens vertrieben wurde, sagte, die Erwachsenen würden mit den Kindern im Arm schlafen, damit sie es in ihrem Zelt warm haben. "Nachts laufen Ratten über uns, weil wir keine Türen haben und die Zelte zerrissen sind. Die Decken halten uns nicht warm. Wir spüren, wie der Frost aus dem Boden kommt. Wir wachen am Morgen frierend auf", sagte sie.
Hilfsorganisationen wie das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) und das Internationale Rettungskomitee (IRC) bemühen sich, Winterhilfen zu liefern, stoßen jedoch auf logistische und bürokratische Hindernisse. Die Vereinten Nationen warnen, dass viele Menschen den Winter nicht überstehen könnten. Israel und die Hamas verhandeln über eine Waffenruhe, die auch mehr Hilfslieferungen ermöglichen könnte.
03.02 Uhr: Oxfam – Nur zwölf Lkw konnten binnen zweieinhalb Monaten Hilfe in Nordgazastreifen verteilen
In den letzten zweieinhalb Monaten konnten nur zwölf von 34 Lastwagen Hilfsgüter im nördlichen Gazastreifen verteilen, da die israelische Armee die Mehrheit dieser Lieferungen verhinderte, so Oxfam, ein internationaler Verbund verschiedener Hilfs- und Entwicklungsorganisationen. Bei drei der Lieferungen sei die Schule, in der die hilfsbedürftigen Menschen untergebracht waren, wenige Stunden nach der Verteilung von Nahrung und Wasser geräumt und beschossen worden, erklärte Oxfam weiter. Israel wirft ihrerseits Hilfsorganisationen Unfähigkeit beim Verwalten und Verteilen der Hilfsgüter vor. Human Rights Watch kritisiert Israel in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht, systematisch Wasser im Gazastreifen zu verweigern. Dies habe "wahrscheinlich zu Tausenden Todesfällen geführt" und weitere würden vermutlich folgen, hieß es demnach.