1975 haben kirchliche Entwicklungs- und Jugendorganisationen das Unternehmen gegründet, dessen Philosophie bis heute der faire Handel ist: Gepa. Begonnen hat der Handel damals mit Kaffee aus Guatemala. Heute gibt es Gepa-Produkte nicht nur in kirchlichen Eine-Welt-Läden, sondern auch in Bioläden und Supermärkten.
Zum 50-jährigen Jubiläum meldete Gepa, dass 2024 der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um fast elf Prozent gestiegen sei. Und das sei – nach Krisenjahren durch Corona und Inflation – tatsächlich eine Trendwende, sagt Gepa-Geschäftsführer Peter Schaumberger.
2024: Fairtrade-Rekord in Deutschland
Auch Fairtrade-Deutschland, bekannt durch das Siegel mit einer schematischen Person vor einem blauen und grünen Hintergrund, vermeldet eine Umsatzsteigerung. Claudia Brückner, Vorständin des Vereins: "Pro Kopf wurden Deutschland etwas mehr als 30 Euro für Fairtrade-Produkte bezahlt. Da denke ich, haben wir noch ein bisschen Luft nach oben."
Der Marktanteil, etwa von Fairtrade-Kaffee, liege nur bei gut fünf Prozent. Kakao liegt bei 21 Prozent und von den verkauften Bananen tragen 16 Prozent das Fairtrade-Siegel. Das Fairtrade-Deutschland-Siegel gibt es nur für Produkte aus dem globalen Süden.
Claudia Brückner wünscht sich von den Supermärkten, experimentierfreudiger zu sein. "Es gibt die Fairtrade-Banane, und die wird auch wirklich stark nachgefragt. Aber es gibt auch Fairtrade-Ananas oder -Mango und -Litschi. Und da gibt es die manchmal nur sehr vereinzelt zu ganz kurzen Zeiten."
Wie fair ist fair?
Jana Fischer von der Verbraucherzentrale Hamburg kritisiert, es sei gar nicht so einfach, überhaupt zu erkennen, was unter welchen Bedingungen hergestellt wurde. Der Begriff "fair" sei nicht rechtlich geschützt. "Während der Begriff Bio eine ganz klare, gesetzlich geregelte Definition hat, ist fair ein Begriff, der auf jedem Produkt draufstehen darf, ohne dass es festgelegte Kriterien gibt."
Trotzdem gibt es verschiedene unabhängige Label, die dafür sorgen, dass man sich zumindest bei den gelabelten Produkten davon ausgehen kann, dass bestimmte Mindeststandards eingehalten werden. Wie eben beim Fairtrade-Siegel: Produkte mit nur einer Zutat müssen zu 100 Prozent aus fairem Handel stammen. Bei Mischprodukten gilt jedoch nur ein Mindestanteil von 20 Prozent.
Bei Fairtrade-Waren werden Mindestpreise und Prämien an Produzenten gezahlt sowie lokale Akteure wie Gewerkschaften in den Prozess eingebunden. Der Fairtrade-Standard fordert den Schutz bestehender Ökosysteme, schreibt aber etwa die Einhaltung von Klimaschutzstandards nur teilweise vor.
Fairtrade ist nicht immer teurer
Unter den Gepa-Gesellschaftern sind das katholische Misereor und das evangelische Brot für die Welt. Die Hilfswerke erwarten laut Geschäftsführer Peter Schaumberger, dass Gepa keine Gewinne erwirtschaftet, sondern möglichst viel an die Handelspartner im globalen Süden weitergibt.
Das Vorurteil, dass fair gehandelte Produkte per se teurer sind, stimme nicht, sagt Gepa-Geschäftsführer Schaumberger: "Da ist es wichtig, dass man sich als Konsument immer ein ganz konkretes Bild macht. Wir erleben, dass beispielsweise unsere Schokoladen überhaupt nicht teurer sind, wenn man sie mit Produkten ähnlicher Qualität vergleicht." Das bestätigt auch Jana Fischer von der Verbraucherzentrale in Hamburg. Eine Auswertung von Kaffee habe gezeigt: "Da war der Marktführer, nämlich Jacobs Krönung, der weder fair noch Bio gelabelt ist, trotzdem teurer als von einem Supermarkt die Eigenmarke, die Bio und fair zertifiziert ist."
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