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#Faktenfuchs: Impfskepsis bei Ärzten - selten, aber folgenschwer

#Faktenfuchs: Impfskepsis bei Ärzten - selten, aber folgenschwer

Wenn Ärzte sich skeptisch zur Corona-Impfung äußern oder sie sogar ablehnen, widerspricht das den allgemeinen wissenschaftlichen Empfehlungen. Patienten verunsichert das - auch deshalb, weil Ärzte viel Vertrauen genießen. Ein #Faktenfuchs.

Wer zum Arzt geht, um sich zur Corona-Impfung beraten zu lassen, der bringt vermutlich großes Vertrauen in diesen Arzt mit - und vor allem in dessen medizinischen Rat. Häufig folgen Patienten der ärztlichen Empfehlung. Auch dann, wenn sich der Arzt gegen eine Impfung ausspricht, obwohl es keine medizinische Begründung dafür gibt und die Ständige Impfkommission (Stiko) eine Impfung in dem Fall empfohlen hätte. Die Empfehlung eines Arztes führt sehr häufig dazu, dass Patienten sich impfen lassen. Das wisse man aus wissenschaftlichen Studien zur Impfmüdigkeit, sagt der Psychologe Philipp Schmid von der Universität Erfurt, der zu Impfmüdigkeit forscht. “Wir finden immer wieder, dass das einer der stärksten Treiber überhaupt ist”, sagt Schmid. Sprechen sich Ärzte aktiv gegen die Impfung aus, könne man einfach vorhersagen, was passieren werde, so Schmid: Die Patienten folgten deren Einschätzung. Das sei nicht weiter verwunderlich. “Der Arzt ist im Prinzip die vertrauenswürdigste Quelle.” Deshalb sei es so problematisch, wenn Ärzte von der Impfung abraten, obwohl es keinen medizinischen Grund dafür gibt.

Auch auf Twitter wird Impfskepsis bei Ärzten von Usern angeprangert:

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User auf Twitter ärgern sich über impfskeptische Ärzte und die Konsequenzen für Patienten.

Schmid hält zwar das Phänomen nicht für sehr verbreitet. Ein Großteil der Ärzte befürworte die Impfung, sagt er. Doch einzelne Mediziner und Verbände äußerten sich in den vergangen beiden Pandemiejahren immer wieder impfkritisch, und das nicht nur im persönlichen Gespräch mit ihren Patienten, sondern mitunter sehr öffentlichkeitswirksam: in Stellungnahmen, auf Corona-Demonstrationen, in den Sozialen Medien. Ihre Äußerungen verunsichern nicht zuletzt deshalb, weil sie wissenschaftliche Studien als vermeintliche Belege für ihre Behauptungen nutzen.

Offener Brief von impfskeptischen Ärzten verunsichert

Mehrere Leser haben beispielsweise einen offenen Brief der Gruppe "Ärzte stehen auf" vom Dezember an den #Faktenfuchs geschickt. Die Verfasser argumentieren gegen die Corona-Impfung und warnen vor einer angeblichen "Panikpolitik" - vermeintlich belegt durch wissenschaftliche Studien aus Schweden und Israel.

Die Verfasser zitieren zum Beispiel Studien aus Israel und Schweden zur Langzeiteffektivität der Corona-Impfung. Sie übertreiben aber in ihrer Schlussfolgerung, wie die Faktenchecker von Mimikama zeigen. Denn: Die schwedische Studie zeigt zwar, dass die Impfungen in ihrer Wirksamkeit sinken - genau deshalb gibt es aber ja die Booster-Impfung. Die israelische Studie kommt sogar zu dem Schluss, die mRNA-Impfung gegen Corona sei für eine Vielzahl an Covid-19-Folgen effektiv - hier geben die Verfasser die Zahl schlicht falsch wieder, wodurch sie zu einem anderen Ergebnis gelangen.

Die Argumentationsweise im offenen Brief unterscheiden sich dabei kaum davon, wie impfkritische Ärzte seit Jahrhunderten argumentieren. Der Historiker Malte Thießen vom Institut für westfälische Regionalgeschichte des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe in Münster, der zur Impfskepsis forscht, hat sich für den #Faktenfuchs den offenen Brief aus einer historischen Perspektive angesehen. "Die Strategie der Ärzte ist seit dem 19. Jahrhundert, die Weihe der Wissenschaftlichkeit zu bemühen. Das kommt auch in dem offenen Brief raus", sagt Thießen.

Im Mittelpunkt der Impfkritik stehe immer die individuelle Dimension, also die Frage, welche Auswirkungen die Impfung auf das Individuum hat. Die soziale Dimension, die auch berücksichtigt, welche Auswirkungen eine Impfung auf die Gemeinschaft hat, werde komplett ausgeblendet. In der Nutzen-Risiko-Abwägung der Corona-Impfung ist aber auch die soziale Dimension wichtig.

Es sei aber generell schwierig, von einzelnen Studien eine Impfempfehlung abzuleiten, sagt Philipp Schmid. Zwar werde viel zu Effektivität und Sicherheit der Covid-Impfungen publiziert, dies könne aber nur dann zu einer Handlungsempfehlung führen, wenn man es in der Gesamtheit betrachte - das sei letztendlich das, was die Stiko mache.

Liste an Ärzten, die gegen die Corona-Impfung sind, ist trügerisch

16,5 Seiten des insgesamt 21 Seiten langen Briefes sind gefüllt mit den Namen der knapp 400 Unterzeichner. Allgemeinmediziner und Kinderärzte sind dabei, aber auch Psychotherapeuten, Zahnärzte, Frauenärzte, Homöopathen und Tierärzte. Auf den ersten Blick sieht das nach sehr vielen Ärzten aus, die dort unterschrieben haben. Auch das ist laut dem Historiker Thießen typisch für impfskeptische Ärzte: "Vor allen Dingen schmückt man sich natürlich mit Professuren und Doktortiteln - auch das ist im Brief zu sehen."

Doch der Schein der vielen Titel trügt. Der Psychologe Schmid warnt, die seitenlangen Listen von Unterstützern vermittelten ein falsches Bild. "Weil die absolute Zahl dann doch immer beeindruckend wirkt. Wenn man das aber in Relation setzt zu der tatsächlichen Anzahl der Ärzte, sind wir in einem Null-Komma-Prozentbereich."

Die Bundesärztekammer schreibt auf Nachfrage des #Faktenfuchs, Ärztinnen und Ärzte in Deutschland würden sich grundsätzlich mit großem Engagement in die Impfkampagne einbringen.

Unterzeichnende Ärzte sind teilweise bekannt in der Corona-Kritiker-Szene

Einige der Unterzeichner sind außerdem bekannt in der impfskeptischen Szene, teilweise standen sie auch schon vor der Corona-Pandemie Impfungen kritisch gegenüber. Unterzeichner Andreas Sönnichsen, Bundestagskandidat der Partei “Die Basis”, verbreitete in den vergangen Monaten wiederholt Falschinformationen zur Corona-Impfung und wurde kürzlich von der Med-Uni Wien entlassen, wo er im Zentrum für Public Health arbeitete.

Unter den Unterzeichnenden ist auch Sucharit Bhakdi, eines der bekanntesten Gesichter der Corona-Kritiker, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen Volksverhetzung ermittelt.

Aber auch Carola Javid-Kistel ist dabei, eine Homöopathin, die sich auf Querdenken-Demonstrationen regelmäßig gegen die Impfung ausspricht.

Nur vereinzelte Hinweise auf mangelnde Impfberatung in Bayern

Der überwiegende Teil der Ärztinnen und Ärzte befürwortet aber Impfungen. Das zeigt auch der jüngste Ergebnisbericht der Krankenhausbasierten Online-Befragung zur COVID-19-Impfung (KROCO) des Robert Koch-Instituts (RKI), bei der allerdings nicht nur Ärzte befragt wurden, sondern insgesamt das Krankenhauspersonal. Bei der Umfrage wurde der Impfstatus des Krankenhauspersonals von 104 teilnehmenden Kliniken abgefragt. Danach waren 92 Prozent des teilnehmenden Krankenhauspersonals vollständig geimpft, vier Prozent des teilnehmenden Personals waren unvollständig geimpft und weitere vier Prozent waren ungeimpft.

In Bayern liegen den Ärztlichen Bezirkskammern bisher vereinzelt Hinweise auf Ärzte wegen mangelhafter Corona-Impfberatung vor. In der Oberpfalz zum Beispiel seien bisher sechs Ärztinnen und Ärzte bekannt geworden, die von einer Corona-Impfung abgeraten hätten, schreibt der Vorsitzende der Ärztlichen Bezirkskammer Oberpfalz, Gert Rogenhofer, auf eine Anfrage des #Faktenfuchs. Zu einigen Ärztinnen und Ärzten habe es zahlreiche Hinweise gegeben. Die Staatsanwaltschaften Amberg und Nürnberg ermittelten in diesen Fällen bereits.

Skeptische Haltung zur Corona-Impfung kann Konsequenzen für Ärzte haben

Für die Ärzte kann eine skeptische Einstellung zur Corona-Impfung Konsequenzen haben: Laut der Webseite der Bayerischen Landesärztekammer kann ein Abraten von der Corona-Impfung, obwohl sie die Ständige Impfkommission empfohlen hat und wenn keine Vorerkrankung des Patienten dagegen spricht, einem "vorsätzlichen Verstoß gegen ärztliche Aufklärungspflichten gleichkommen, was einem groben Behandlungsfehler entsprechen" könne.

Dr. Markus Beck, der Vorsitzende des Ärztlichen Bezirksverbands Schwaben, sagte im Gespräch mit dem #Faktenfuchs, bei den gemeldeten Fällen handele es sich "um die Spitze des Eisbergs". Impfskeptische Ärzte seien aber dennoch "ganz deutlich in der Minderheit".

Die Corona-Impfung habe die Zahl der impfskeptischen Ärzte grundsätzlich nicht verändert, schreibt die Geschäftsführerin des Ärztlichen Bezirksverbands Oberbayern, Alexandra Wiltsch, in einer E-Mail-Antwort an den #Faktenfuchs: "Neu ist, dass diese Haltung nun nach außen getragen wird."

  • Zum Artikel "Wenn der Arzt Corona leugnet - Hunderte Hinweise in Bayern"

Prominente Verbreiter von Corona-Desinformation: die "World Doctors Alliance"

Der offene Brief von "Ärzte stehen auf" ist nicht das einzige Beispiel von öffentlicher Impfskepsis von Ärzten. Ein weiteres sehr prominentes Beispiel ist die "World Doctors Alliance", eine Gruppe von etwa einem Dutzend Ärzten aus Europa und den USA, die im Netz seit ungefähr Mitte 2020 Falschinformationen und Verschwörungstheorien zu Corona verbreiten.

Laut einem Bericht der Denkfabrik "Institut für strategischen Dialog" (ISD) folgten den Facebook-Seiten der "World Doctors Alliance" zum Zeitpunkt der Analyse mehr als 550.000 Nutzer. Von diesen Seiten gepostete Videos wurden mehr als 21,1 Millionen mal aufgerufen.

Posts, in denen die "World Doctors Alliance" oder deren Mitglieder erwähnt werden, sind laut dem Bericht in mindestens 46 Sprachen auf Facebook präsent. Ein Großteil der Inhalte waren dem Bericht zufolge aber auf Englisch, Spanisch, Deutsch und Arabisch - und enthalten laut ISD "falsche, irreführende und konspirative Behauptungen in Verbindung mit Covid-19-Impfstoffen."

Ciaran O’Connor, Analyst bei ISD und einer der Autoren des Berichts, sagt im Gespräch mit dem #Faktenfuchs, die Ärzte der "World Doctors Alliance" nutzten die Glaubwürdigkeit, die ihnen durch ihren Beruf zugeschrieben werde aus, um Corona-Desinformation zu verbreiten. "Behauptungen von medizinischen Fachkräften sind viel überzeugender als die von anderen ohne ähnliche Qualifikation oder Titel."

Wissenschaftliche Argumentation stellt Glaubwürdigkeit her

O’Connor hebt ein Mitglied der Gruppe hervor, um zu verdeutlichen, wie geschickt die Gruppe argumentiert: Dolores Cahill, Medizinerin und frühere Professorin am University College Dublin. Nach ihren Äußerungen zur Corona-Pandemie wurde sie mittlerweile von der Universität entlassen.

Eine der Falschbehauptungen, die besonders mit Cahill in Verbindung gebracht wird, besagt, dass die Corona-Impfung würde eine tödliche Immunreaktion im Körper auslösen, einen sogenannten Zytokinsturm. Die Medizinerin berief sich auf eine Tierstudie als vermeintlichen Beleg für ihre Behauptung. Experten halten ihre These jedoch für unbelegt, wie in diesem Faktencheck von Correctiv deutlich wird.

Ein weiterer Punkt, der erklärt warum die Posts der "World Doctors Alliance" so weit verbreitet sind, ist laut dem ISD-Analysten O’Connor die Aufmachung. Die "Alliance" und andere Akteure nutzten wissenschaftliche Literatur, um sie in Videos oder Posts herunterzubrechen, sie "schmackhaft und verständlich" zu machen. Die wissenschaftlichen Studien, die diesen Behauptungen zugrunde liegen, hätten aber oft eine kleine Stichprobe oder seien noch nicht begutachtet ("peer-reviewed").

Impfskepsis unter deutschen Ärzten - trotz Medizinstudium?

Wie kommt es, dass gerade Ärzte, die schon von Berufes wegen auf wissenschaftliche Erkenntnisse vertrauen müssten und Studien lesen und interpretieren können, anfällig für impfkritische Argumente sind?

Die Impfskepsis in der deutschen Ärzteschaft gibt es nicht erst seit Corona. Sie hat eine lange Tradition: "Die Geschichte der Impfskepsis ist so alt wie das Impfen selbst", sagt der Historiker Malte Thießen. Ärzte spielten von Anfang an eine Rolle bei den Impfskeptikern, denn sie spalteten sich bei der "Impffrage": Für die einen repräsentierte die Impfung den "Traum der modernen Medizin", sagt Thießen. "Das Impfen ist im 19. Jahrhundert eine der wenigen richtig effektiven Maßnahmen, die auch wirklich funktionieren." Die anderen sorgten sich um die - im Vergleich zu heute - deutlich schwerwiegenderen Nebenwirkungen, die damals auftraten. Und auch Verschwörungstheorien kursierten, ganz ähnlich jenen, die uns heute noch beim Thema Corona-Impfung begegnen.

Im Medizinstudium seien die virologischen und immunologischen Hintergründe einer Impfung zudem nicht immer zentraler Bestandteil der Ausbildung, sagt der Virologe Claude Muller, der an der Universität des Saarlandes lehrt. Er selbst gibt dort einen speziellen Kurs zum Impfgespräch. Solche Kurse gibt es auch an anderen Universitäten, zum Beispiel an der Universität Augsburg - doch nicht jede Universität bietet sie an.

Studierende lernen laut Muller stattdessen viel über Krankheiten, die durch die Impfung verhindert werden können und darüber, welche Komplikationen diese Krankheiten auslösen können.

"Es ist also nicht so, dass jeder Arzt mit großer Sachkenntnis über Impfungen reden kann." - Claude Muller, Virologe

Ärzte könnten zwar impfen und wüssten darüber auch einiges, durch die eigene Erfahrung in der Praxis oder weil sie sich einlesen. "Aber diese Auseinandersetzung mit der Impfung und mit den Impfskeptikern, das kommt im medizinischen Curriculum nicht ausreichend oder gar nicht vor." Mit Curriculum meint er den Lehrplan im Medizinstudium.

Dass eine Zusatzausbildung oder eine Spezialisierung in der Infektiologie Einfluss auf die Impfbereitschaft bzw. auf das Vertrauen in die Sicherheit und Effektivität der Impfung haben, das zeigten auch Studien, sagt der Psychologe Philipp Schmid. Das sei etwa in Frankreich bei Kinderärzten deutlich geworden.

"Die Ärzte, die mit der Tätigkeit der Impfung viel zu tun haben und über starkes Fachwissen aufgrund ihrer Ausbildung verfügen, sind in der Regel weniger skeptisch." Das zeige, dass Expertenwissen davor schütze, an bestimmte falsche Mythen zu glauben oder deshalb verunsichert zu sein.

Rückschlüsse auf die Fachbereiche impfskeptischer Ärzte sind schwierig

User auf Twitter beobachten Impfskepsis unter anderem bei ihren Frauenärzten und Hebammen. Auch Homöopathen und Heilpraktiker geraten häufig in Verdacht, impfskeptisch zu sein. Studien zufolge sind Ärzte mit einer Nähe zu homöopathischen Fachverbänden tatsächlich eher impfskeptisch. "Das wird daran liegen, dass dort auch bestimmte Weltanschauungen vorliegen", sagt der Psychologe Schmid. Außerdem würden vermeintliche Alternativen zur Impfung viel stärker diskutiert. Die Mehrheit der Hebammen unterstützt dagegen Impfungen und vertraut der Sicherheit der Impfstoffe, wie eine Metastudie von 2018 zeigt. Hier unterscheidet sich also der Eindruck mancher User von der Studienlage.

Darüber hinaus sei es aber schwierig, statistisch präzise Aussagen über die Gruppe der impfskeptischen Ärzte und bestimmte Fachbereiche zu treffen, sagt Philipp Schmid.

Ob sich Ärzte selbst impfen lassen, hat aber einen großen Einfluss darauf, ob sie die Impfung ihren Patienten empfehlen würden. Das zeigt zum Beispiel eine Studie, die 2020 im Fachjournal "Vaccine" erschienen ist und an der auch Philipp Schmid mitgearbeitet hat.

Europäische Perspektiven

BR24 wählt Inhalte von unseren europäischen öffentlich-rechtlichen Medienpartnern aus und präsentiert diese hier im Rahmen eines Pilotprojekts der Europäischen Rundfunkunion. So wird in anderen europäischen Ländern zu Impfskepsis diskutiert.

• Zum Artikel "EBU-Projekt Europäische Perspektiven"

Fazit

Die Mehrheit der Mediziner befürwortet die Impfung. Doch die Gruppe der impfskeptischen Ärzte äußert sich spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie vermehrt öffentlich, in offenen Briefen, in Verbänden, sozialen Netzwerken, auf Demos oder im Gespräch mit Patienten - was bei denen zu Verunsicherung führen kann.

Schon im 19. Jahrhundert spielten Ärzte bei der Impfkritik eine Rolle. Damals wie heute geben sich impfskeptische Ärzte in ihrer Argumentation gerne die "Weihe der Wissenschaft", wie es Historiker Malte Thießen beschreibt. Sie verweisen auf Studien und ihre Doktortitel. Das soll Glaubwürdigkeit schaffen.

Auch, wenn Rückschlüsse auf bestimmte Fachbereiche der impfskeptischen Ärzte kaum möglich sind, legen Studien nahe, dass Ärzte mit einer Nähe zur Homöopathie eher zu Impfskepsis neigen. Umfragen zeigen auch, dass eine Fachausbildung in der Infektiologie vor Impfskepsis schützt.

In Bayern geben die Ärztlichen Bezirkskammern Hinweise zu Ärzten, die ohne medizinischen Grund von der Impfung abraten, an die Staatsanwaltschaft weiter. Laut der Bayerischen Landesärztekammer kann das Abraten von der Corona-Impfung sogar ein vorsätzlicher Verstoß gegen die ärztlichen Aufklärungspflichten sein, was einem "groben Behandlungsfehler" entspreche.

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