3D-Karte, die in der Höhle Ségognole gefunden wurde
Bildrechte: Dr. Médard Thiry
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Dreidimensionale Karte auf dem Boden der Höhle Ségognole

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Forscher entdecken die vielleicht älteste 3D-Karte der Welt

Forscher entdecken die vielleicht älteste 3D-Karte der Welt

Für Laien sind es einfach nur Einkerbungen, Ritzen und Löcher im Sandstein, für Geologen ist es viel mehr: In einer Grotte in der Nähe von Paris könnte das älteste 3D-Modell der Welt schlummern – gestaltet von unseren steinzeitlichen Vorfahren.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Wissen kompakt am .

Die Ségognole-Grotte, die 60 Kilometer südlich von Paris liegt, fasziniert Forschende schon lange. Vor 13.000 Jahren haben sich Steinzeitmenschen dort niedergelassen und gejagt. Und offenbar waren sie auch künstlerisch begabt. Archäologe Médard Thiry vom Zentrum für Geowissenschaften in Paris hat dort 2018 die Abbildung einer Frau entdeckt und die Darstellung zweier Wildpferde. Unsere Vorfahren haben die Zeichnungen mit feinem Werkzeug in den Sandstein der Höhle geritzt. Jetzt kommt eine weitere Entdeckung des Forscherteams hinzu: Die Menschen haben ein Modell ihrer Umgebung im Sandstein nachgebildet.

Landschaft mit Hügeln und Flüssen in den Sandstein geritzt

Neuen Forschungsergebnissen zufolge wurde ein Teil des Bodens des Sandsteinunterstands, der vor etwa 13.000 Jahren von Menschen aus der Altsteinzeit geformt und angepasst wurde, so modelliert, dass er die natürlichen Wasserströme und Formen der Landschaft widerspiegelt.

"Nach und nach hat sich herausgestellt, dass es sich um eine Landschaft handelt", erklärt Thiry. "Ein Teil ist etwas höher gelegen, mit kleinen Weihern, aus denen Wasser nach unten fließt."

"Was wir beschrieben haben, ist keine Karte, wie wir sie heute kennen, mit Entfernungen, Richtungen und Reisezeiten", ergänzt Kollege Anthony Milnes von der Universität in Adelaide. "Sondern eher eine dreidimensionale Miniatur, die die Funktionsweise einer Landschaft darstellt, mit Abflusswasser aus Hochland in Ströme und Flüsse, dem Zusammenlaufen von Tälern und der Bildung von Seen und Sümpfen flussabwärts."

Kunstwerk oder älteste 3D-Karte der Welt

Manche sprechen schon von der ältesten 3D-Karte der Welt. Médard Thiry möchte eher von einem Kunstwerk sprechen. Denn nicht jeder Fluss und jede Erhöhung befindet sich exakt an der richtigen Stelle. "Sie haben eine Installation gestaltet, eine echte Inszenierung ist das, ganz im Sinne einer künstlerischen Installation."

Durch die feinen Risse im Sandstein sind die Frau, die Wildpferde und die Landschaft miteinander verbunden. Wenn es regnet, fließt Wasser durch die kleinen Rinnsale. Für Thiry ein Sinnbild für Leben und Natur.

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