Der deutsche Top-Diplomat Martin Jäger wird neuer Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND). Das Bundeskabinett berief den 60-Jährigen zum Nachfolger des bisherigen Präsidenten des Auslandsgeheimdienstes, Bruno Kahl, wie der stellvertretende Regierungssprecher Steffen Meyer mitteilte. Jäger war zuletzt deutscher Botschafter in der Ukraine.
Gleich nach dem Studium in den Auswärtigen Dienst
Jäger blickt auf eine bewegte Berufslaufbahn zurück. Er gilt als absoluter Krisenmanager und verfügt über intensive Erfahrungen als Botschafter in Krisengebieten, im Kanzleramt und auch in der Wirtschaft. Der in Ulm in Baden-Württemberg geborene Jäger trat nach dem Studium der Völkerkunde und der Politik in München in den Auswärtigen Dienst. Nachdem er noch in Bonn im Auswärtigen Amt begonnen hatte, wurde er Referent im Kanzleramt an der Spree und 2002 Referent an der Botschaft in Prag.
Es folgte die Rückkehr nach Berlin: Nach einer Zwischenstation als stellvertretender Referatsleiter im Kanzleramt war er von 2005 bis 2008 Sprecher des Auswärtigen Amts und dem damaligen Minister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Anschließend zog es ihn in die Privatwirtschaft: Bis 2013 war Jäger Leiter des Bereichs Außenbeziehungen beim Autokonzern Daimler.
Auch Berliner Politik-Betrieb ist ihm bestens bekannt
2013 kehrte er in den diplomatischen Dienst zurück und wurde für ein Jahr Botschafter in Afghanistan. Danach war er drei Jahre Leiter des Leitungsstabes und Sprecher im Bundesfinanzministerium, das zu der Zeit von Wolfgang Schäuble (CDU) geführt wurde.
Von 2016 bis 2018 war Jäger Staatssekretär im baden-württembergischen Innenministerium. Dann wurde er Staatssekretär des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Berlin. Ab 2021 leitete er die deutsche Botschaft in der irakischen Hauptstadt Bagdad, ab 2023 übernahm er die Leitung der Botschaft in Kiew in der Ukraine.
Außenpolitiker Kiesewetter: Jäger "passt sehr gut"
Grundsätzlich positiv zu dem designierten Geheimdienstchef äußerten sich bisherige Mitglieder des Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKGr) des Bundestages, das die deutschen Nachrichtendienste überwacht. "Martin Jäger ist eine interessante Besetzung für den Posten des BND-Präsidenten", sagte der bisheriger Vorsitzende des Gremiums, Konstantin von Notz (Grüne), dem Berliner "Tagesspiegel". Er begrüßte, dass es "in sicherheitspolitisch sehr herausfordernden Zeiten" beim Bundesnachrichtendienst "schnell gelungen ist, die Nachfolge von Bruno Kahl zu klären". Notz kündigte an, seine Fraktion werde die Arbeit Jägers "kritisch, aber konstruktiv begleiten".
"Martin Jäger hat vielseitige Erfahrungen auch in schwierigen Terrains und durch konkrete Erfahrungen aus Afghanistan, Irak und zuletzt der Ukraine den nötigen umfassenden Blick für Sicherheitsbedrohungen", sagte der Zeitung auch der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter. "Durch sein Wirken auch im Bereich innere Sicherheit, Wirtschaft und Finanzsicherheit passt er sehr gut als künftiger Präsident", fügte Kiesewetter hinzu.
Forderungen nach umfassender Reform des Auslandsgeheimdienstes
Beide PKGr-Mitglieder drangen darauf, den BND neu aufzustellen. "Die neue Bundesregierung muss den Diensten mit der lange überfälligen Reform des Rechts der Nachrichtendienste eine zeitgemäße, effiziente und rechtsstaatliche Grundlage geben", verlangte von Notz. Dazu könnten auch die auf Druck der Grünen erreichten zusätzlichen finanziellen Spielräume im Rahmen des beschlossenen Sondervermögens beitragen.
Kiesewetter sprach von "zusätzlichen gesetzlichen Berechtigungen im Nachrichtendienst", die notwendig seien, "um den Dienst für neue Bedrohungslagen besser auszustatten. Die Mitglieder des PKGr sollen voraussichtlich am 26. Juni neu gewählt werden.
Bisheriger BND-Präsident wird neuer Botschafter im Vatikan
Wann Jäger genau sein neues Amt antritt, blieb zunächst offen. Der 62-jährige bisherige BND-Präsident Kahl, der den deutschen Auslandsgeheimdienst seit 2016 geführt hat, wird deutscher Botschafter beim Heiligten Stuhl im Vatikan. Kahl hatte sich den Wechsel in den Vatikan schon länger gewünscht.
Wie wird man eigentlich Diplomat in einem Land?
Botschafter- und Botschafterinnenposten werden in einem mehrstufigen Verfahren besetzt, in dessen Verlauf bei der Regierung des Gastlandes ein sogenanntes Agrément beantragt wird. Wurde dieses erteilt, stellt der Bundespräsident ein Beglaubigungsschreiben aus, das bei Amtsantritt dem Staatsoberhaupt des Gastlandes überreicht werden muss.
Mit Informationen von dpa und AFP
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