Der mittlerweile in Nürnberg lebende Exil-Iraner Bahman Abedini.
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Der aus dem Iran nach Nürnberg geflohene Bahman Abedini kritisiert Bundeskanzler Merz für seine Aussage zum Krieg zwischen Israel und dem Iran.
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Der aus dem Iran nach Nürnberg geflohene Bahman Abedini kritisiert Bundeskanzler Merz für seine Aussage zum Krieg zwischen Israel und dem Iran.

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Merz, Israel und die "Drecksarbeit" – Entsetzen bei Exil-Iranern

Merz, Israel und die "Drecksarbeit" – Entsetzen bei Exil-Iranern

Viele Menschen in der iranischen Community in Deutschland sind entsetzt über die Aussage von Bundeskanzler Merz, Israel würde im Iran die "Drecksarbeit" für den Westen erledigen. Auch der in Nürnberg lebende Exil-Iraner Bahman Abedini ist schockiert.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Als Bahman Abedini erzählt, was der Krieg im Iran für ihn bedeutet, bricht seine Stimme. Der Nürnberger floh Ende der 1980er Jahre aus dem Iran. Als politischer Häftling drohte ihm die Todesstrafe. "Es ist nicht alles gut, nur weil ich jetzt hier bin", sagt der Exil-Iraner. "Wir leiden jede Minute mit unserer Bevölkerung."

Merz-Aussage über Krieg erschüttert Exil-Iraner

"Wir" – damit meint Abedini die iranische Community in Deutschland. Viele können in diesen Tagen kaum schlafen, aus Angst um die Familie im Iran. Umso unverständlicher sind für die meisten die Worte von Bundeskanzler Friedrich Merz. Er hatte am Dienstag in einem Interview gesagt, mit dem Angriff auf den Iran erledige Israel "die Drecksarbeit" für den Westen.

Abedini sagt, dass er gar nicht glauben konnte, so etwas vom Bundeskanzler zu hören. "Das hat mich entsetzt." Der Nürnberger hat den Kontakt zu seinen Verwandten abgebrochen, um sie vor Verfolgung zu schützen. Er weiß nicht, wie es seiner Familie geht, ob sie auch unter den zivilen Opfern der israelischen Angriffe sind.

Auch SPD und Grüne lehnen Wortwahl ab

"Befremdlich" findet man Merz' Wortwahl auch beim Koalitionspartner der Union, der SPD. Der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Adis Ahmetovic, sagte dem ZDF, die Tonalität des Bundeskanzlers sei wenig zielführend. Die Grünen-Abgeordnete Luise Amtsberg nannte die Formulierung "zynisch und ignorant".

Merz selbst verteidigte seine Äußerungen. Seine Aussage habe überwiegend Zustimmung bekommen, so Merz. Sein Kanzleramtschef, Thorsten Frei (CDU), sagt, man könne nicht so tun, als ginge Europa das iranische Atomprogramm nichts an. Das habe der Bundeskanzler mit seiner Äußerung sagen wollen.

Hoffnung auf Regime-Wechsel im Iran

Doch Abedini findet Merz' Aussage nicht nur pietätlos. Der Exil-Iraner sieht in dem israelischen Angriff auch keinen geeigneten Weg, die iranische Bevölkerung von dem unterdrückerischen Regime zu befreien. "Das ist unsere Aufgabe. Wir brauchen niemanden, der von außen kommt", meint Abedini.

Das sehen viele so in der iranischen Community, aber längst nicht alle. Die iranische Opposition ist vielfältig. Es gibt Gruppen, die sich für Frauenreche und Demokratie einsetzen, andere wünschen sich Reformen oder fordern die Rückkehr zur Monarchie. Einige, wie zum Beispiel die Organisation "Woman Live Freedom", lehnen eine Befreiung von außen ab. Viele Anhänger des ehemaligen Schahs hoffen dagegen, dass die israelischen Angriffe die aktuellen Machthaber zu Fall bringen.

Sorge vor weiterer Eskalation bleibt

Diese Hoffnung erlebt auch Omid Nouripour bei vielen Iranerinnen und Iranern. Der Grünen-Politiker floh als 13-Jähriger mit seiner Familie aus dem Iran. Im ARD-Morgenmagazin erzählt er, dass viele Menschen Angst hätten davor, dass die USA in den Krieg eingreifen und alles im Chaos endet – wie nach der US-amerikanischen Invasion im Nachbarstaat Irak.

Wie wird sich die Lage im Iran weiter entwickeln? Wenn Abedini alles zu viel wird, restauriert er bunt verzierte Teppiche. Das beruhigt ihn. Er hofft weiter auf den Fall des Regimes, aus dessen Foltergefängnis er nach Nürnberg geflohen war. Davon würden aus seiner Sicht alle profitieren: "Ein freier Iran bedeutet ein freier Naher Osten."

Im Video: Exil-Iraner kritisieren Kanzler Merz für Aussagen zum Krieg in Nahost

BR-Interview mit einer Menschenrechtsaktivistin aus der iranischen Exil-Community.
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Mit seiner Aussage, dass Israel "die Drecksarbeit für die westlichen Verbündeten erledigt", hat Kanzler Merz für eine Kontroverse gesorgt.

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